Die Moralisten
bereits auf mich. Ich drückte einigen von ihnen die Hand und lud sie ein, Platz zu nehmen. Dann bot ich ihnen Zigarren an.
Sobald sie es sich bequem gemacht hatten und behaglich pafften, erhob ich mich und begann zu reden.
»Sie haben sicher die Zeitungen gelesen«, sagte ich. »So brauche ich Ihnen nicht zu erklären, was gespielt wird. Sie wissen Bescheid.
Ich habe diese Versammlung zu einem anderen Zweck einberufen. Wir haben ein Unternehmen zu schützen, und man hat uns den Krieg erklärt. Wenn wir durch diesen Schlamassel hindurchkommen wollen, müssen wir enger zusammenarbeiten - enger als je zuvor.
Wir müssen bereit sein, ein paar Verluste auf uns zu nehmen. Was in den letzten Tagen passiert ist, weist darauf hin, daß wir in dieser Beziehung einige Schwierigkeiten haben. Joe Price hat mir berichtet, daß Sie sich sehr spät melden und manchmal sogar erst, wenn das Rennen gelaufen ist. Ich weiß, daß Sie unter gewaltigen Schwierigkeiten arbeiten. Aber ohne ausreichende Vorkehrungen und Kenntnisse vor dem Rennen können wir nichts tun, um die Preise zu kontrollieren. Wie Sie wissen, nehmen wir unter normalen Umständen solche Wettübergaben nicht an, aber dies sind keine normalen Umstände.
Ich möchte späte Wetten und Telefonate ablehnen, doch angesichts der Lage habe ich mich entschlossen, Ihnen die Entscheidung zu überlassen. Der gemeinsame Fonds hat auf diese Weise ein paar schlechte Tage hinter sich, und wenn Sie dabeibleiben wollen, so ist es schließlich Ihr Geld, und ich werde tun, was Sie sagen.«
Ich hielt inne und blickte sie der Reihe nach an.
Moscowits stand schwerfällig auf. »Ich glaube, Frank hat recht, Boys. Wir dürfen solche Wetten nicht annehmen, sonst sind wir bald bankrott.«
Fennelli sprach von seinem Stuhl aus. Wie üblich redete er ruhig und gewählt. »Ich weiß, es ist schlimm, aber was bleibt uns übrig? Wenn wir unsere Kunden jetzt enttäuschen, werden wir bald überhaupt keine Kundschaft mehr haben. Ich halte es für das Vernünftigste, eine Zeitlang die Verluste hinzunehmen -wir werden sie schnell genug wieder aufholen.«
Die meisten anderen schienen der Meinung von Fennelli zu sein. Ich hatte recht. Das Gesindel war so eifrig am Zusammenraffen, daß es ihnen völlig gleichgültig war, was mit dem gemeinsamen Fonds passierte, solange sie in ihre eigene Tasche arbeiten konnten. Ich lächelte im stillen. »O. k., meine Herren«, sagte ich. »ganz, wie Sie wollen. Ich richte mich durchaus nach Ihren Wünschen.« Ich hatte sie richtig eingeschätzt. Ich hatte gewußt, daß sie sich so entscheiden würden. Gleichzeitig machte diese Entscheidung es für mich
leichter durchzuführen, was ich vorhatte.
»Nachdem dieser Punkt erledigt ist«, fuhr ich fort, »möchte ich noch auf etwas anderes zu sprechen kommen. Wie Ihnen bekannt ist, wurden Louis, >Black< und >Slips< geschnappt. Ich weiß nicht, was ihnen blüht, aber ich halte es für besser, wenn die anderen nicht auch noch geschnappt werden.« Ich blickte die drei von mir genannten Boys an. Sie waren so verlegen wie Kinder, die mit der Hand in der Keksdose erwischt worden sind. Ich wandte mich zuerst an Luigerro.
»Carson hat mir gesagt, daß Sie sich gegen eine schwere Anschuldigung zu verteidigen haben und daß Sie kaum eine Chance haben, ungestraft davonzukommen. Sie haben Glück, wenn Sie mit fünf Jahren Gefängnis davonkommen und wenn Ihnen vielleicht bei guter Führung zwei davon geschenkt werden.«
Louis war wütend. Sein Gesicht verfinsterte sich. Er stand auf und stellte sich vor mich hin. »Ihr gottverdammter Anwalt schwatzt lauter Unsinn«, schrie er. »Ich laß mich nicht einsperren. Da finde ich schon Mittel und Wege.«
Ich hatte darauf gewartet, daß er seine Beherrschung verlieren würde. Ich ging um meinen Schreibtisch herum uid stand nun dicht vor ihm. »Hören Sie, Louis«, sagte ich mit flacher Stimme, »Ihre Chance davonzukommen ist geringer als die eines Schneeballs in der Hölle, und das wissen Sie ganz gut! Wenn Sie an gewisse andere Mittel und Wege denken, dann sollten Sie sich die lieber aus dem Kopf schlagen.
Wenn Sie glauben, Sie können mit der Bundespolizei ein Geschäft machen und uns verpfeifen, dann werden wir Ihnen nicht einmal die Chance lassen, bis zum Gefängnis zu kommen, um Ihre Zeit abzusitzen. Also seien Sie vorsichtig.« Ich wandte mich den anderen beiden zu. »Und das gilt auch für Sie. Wenn Sie uns gegenüber fair sind, dann werden wir Ihre Interessen wahren. Wenn nicht,
Weitere Kostenlose Bücher