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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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werden Sie in der Hölle Kohlen schaufeln.
    Wir sitzen alle im selben Boot, denken Sie daran - im selben Boot.«
    Sie sagten nichts. Ich setzte mich wieder hinter meinen Schreibtisch und beobachtete sie ein oder zwei Minuten. Dann begann ich von neuem. Ich sprach jetzt ruhiger und ungezwungener. »Was geschehen ist, ist geschehen, und wir können es nicht mehr ändern. Aber ich rate allen, sehr vorsichtig zu sein.
    Wenn Sie verheiratet sind, gehen Sie jeden Abend nach Hause zu Ihren Frauen. Bleiben Sie weg vom Würfelspiel, vom Kartenspiel und überhaupt von den Spielhallen. Ich möchte nicht, daß irgendeiner aus irgendeinem Grunde verhaftet wird -nicht einmal wegen Ruhestörung.
    Wenn Sie irgendein Dämchen nebenbei haben, lassen Sie es verschwinden. Schicken Sie die Weiber zur Erholung nach Florida. Behalten Sie niemanden um sich, der den Polizisten Auskunft über Sie geben könnte.« Ich blickte zu Schutz hinüber. Er hielt sich zwei Nebenfrauen im selben Gebäude auf der Park Avenue, aber in verschiedenen Wohnungen. Keine wußte etwas von der anderen, und wenn seine Frau von der Existenz der beiden erführe, wäre die Hölle los. Ich wandte mich an Jensen. »Wenn Sie sich im Augenblick für heiße Ware interessieren, so hören Sie auf meinen Rat und lassen Sie die Finger davon.« Jensen wußte, was ich meinte. Seine Leidenschaft für Sore - wie Juwelen und Autos - waren allgemein bekannt. Wenn jemand ihm etwas andrehen wollte, brauchte er nur zu sagen, es sei heiße Ware. Jensen witterte dann einen Gelegenheitskauf und war so lange dahinter her, bis er angeschmiert war. Mein Blick wanderte zu den anderen. »Wenn Sie Geld in Puffs angelegt haben, stoßen Sie es ab. Es kann Sie vielleicht etwas Pinkepinke kosten, aber es ist besser, jetzt ein bißchen zu verlieren als später alles.
    Bedenken Sie eins: Mit jedem von Ihnen, der geschnappt wird, wird die Arbeit für die anderen schwieriger. Wenn die
    Burschen genug von Ihnen in die Hände bekommen, dann können wir anderen den Laden zumachen.«
    Ich hielt einen Augenblick inne und zündete mir eine Zigarette an. »Wenn Sie nicht kapieren, was ich meine, sieht es mulmig für Sie aus. Noch nie in Ihrem Leben haben Sie es so gut gehabt wie in der letzten Zeit. Verderben Sie sich das jetzt nicht.«
    Ich stand auf. »Irgendwelche Fragen?«
    Fennelli erhob sich und trat an den Schreibtisch. Schlank, höflich, kühl, den gewohnten schwarzen Homburg elegant auf den Kopf gestülpt, stand er da und fragte: »Was machen wir, wenn man dich einbuchtet?«
    Das war eine Frage, auf die ich gewartet hatte. Ich blickte ihn fest ins Gesicht. »Wenn man mich einbuchten sollte - was ich nicht für wahrscheinlich halte -, dann gebe ich allen den guten Rat: Packt eure Sachen und haut ab. Wenn ich nicht mehr bin, um mich um euch zu kümmern, dann schnappen sie euch wie die Fliegen.«
    Fennelli lächelte. Er glaubte mich in die Enge getrieben zu haben. »Wir sind ganz gut fertig geworden, ehe du auftauchtest.«
    »Wirklich?« Jetzt war es an mir, zu lächeln. »Du meinst, Ihr konntet von Glück sagen, daß ihr es einigermaßen schafftet, bevor ich auftauchte. Du hast tatsächlich Glück gehabt, daß du überhaupt noch lebtest, mit der Portion Blei, die man in dich hineingepumpt hat. Wenn du dich nach einem solchen Dasein zurücksehnst, bitte sehr.« Ich blickte an ihm vorbei zu den anderen. »Meine Herren, Sie hängen genauso von mir ab wie ich von Ihnen. Wenn ich untergehe, gehen Sie alle unter. Wenn Sie untergehen, bin ich auch erledigt.«
    Ich machte eine kleine Pause. »Und zum Schluß noch eins: Laßt die Finger von euren Kanonen. Wenn Sie anfangen, sich mit den Polizisten herumzuschießen, sind wir erledigt. Wenn
    wir auf Nummer Sicher gehen und uns ruhig verhalten, zieht die Gefahr vorüber. Andernfalls sind wir die Angeschmierten. Sonst noch irgendwelche Fragen?« Ich stand da und wartete.
    Niemand meldete sich. Die Versammlung war zu Ende. Ich beobachtete sie, wie sie hinausgingen und miteinander redeten. Ich machte mir keine Illusionen. Diese Kindsköpfe würden nichts für mich tun. Es mußte ihnen aber klargemacht werden, daß es ihnen selbst an Kopf und Kragen ging, wenn sie mich verkaufen wollten.
    Ich wußte genau, was in ihnen vorging. Sie würden es tun, ohne mit der Wimper zu zucken, wenn sie glaubten, daß sie dann selbst mit heiler Haut davonkämen.
    Gegen elf Uhr betrat ich meine Wohnung. Zwei Tage waren vergangen, seitdem Ruth hiergewesen war, aber ich konnte immer

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