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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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alter Herr in den Ruhestand trat, wurde er Teilhaber in einer Anwaltsfirma, die ihn seiner
    Beziehungen wegen schätzte. Eine Zeitlang war er auf halb aktiver Basis bei ihnen gewesen, aber jetzt war er völlig inaktiv, obwohl sein Name noch an der Tür stand. Wie lautete doch der Name, zum Kuckuck noch mal? Es wäre wirklich ein Witz, wenn es sich so arrangieren ließe. Ich nahm nicht an, daß sie mich mit dieser Sache in Verbindung bringen würden. Ich lachte vor mich hin - Jerry, der danach trachtete, mich hinter schwedische Gardinen zu bringen, und die Firma seines alten Herrn als meine legalen Geschäftsvertreter! Es wäre notfalls auch keine schlechte Waffe. Plötzlich fiel mir der Name ein.
    Ich wandte mich wieder Joe Price zu. »Ich kenne eine Firma in der Pine Street. Driscoll, Cowan, Shaunnesy und Cohen.«
    Ich blickte ihn an, um zu sehen, ob ihm der Name etwas sagte.
    Aber das war nicht der Fall. Er notierte sich den Namen und steckte den Zettel in die Tasche. Dann erhob er sich.
    »Ich werde morgen dort vorsprechen.«
    »Gut!« sagte ich. »Sie wissen ja, was Sie zu tun haben. Gebrauchen Sie meinen Namen - aber Francis, nicht Frank und tragen Sie mich ein als Präsidenten mit achtzig Prozent der Aktien und sich selbst als Vizepräsidenten mit zwanzig Prozent.«
    Seine Augen weiteten sich vor Staunen. Kein Wunder. Ich hatte ihm gerade hunderttausend Dollar geschenkt. Aber es lohnte sich. Er würde es jetzt, wo er daran beteiligt war, hundertfach zurückzahlen. Als Mitinhaber tut ein Mann mehr fürs Geschäft, als wenn er nur Angestellter ist. »Frank«, stieß er würgend hervor, »soll das ein Witz sein?«
    »In meinem ganzen Leben habe ich es nie ernster gemeint.« Ich lächelte ihm zu. »Wir sind Geschäftspartner«, sagte ich und reichte ihm die Hand.
    Am nächsten Morgen erreichte Carson, daß Madigan und Carvell auf freien Fuß gesetzt wurden. Am Nachmittag erlaubte der Bundesgerichtshof Luigerro, Kaution zu stellen, und ich ließ allen Boys ausrichten, daß sie um acht Uhr abends in meinem Büro sein möchten. Carson konnte mit meinem Vorschlag bei den Eltern der Mädchen nicht landen. Das heißt, ein Elternpaar verhielt sich ablehnend. Das andere war aus Vernunftgründen zusammen mit zehntausend Dollar durchaus zugänglich. Aber ein Elternpaar allein nützte in diesem Falle nicht viel. Darum riet ich Carson, diesen Plan aufzugeben.
    Es war kein schlechter Tag. Der Fonds stieg um dreißigtausend trotz aller Schwierigkeiten, die sich uns in den Weg stellten. So wurde ein Nettoverlust von nur zwanzigtausend gemeldet. Buchmachergehilfen wurden immer noch auf den Straßen festgenommen, und der Bürgermeister versuchte, die Telefongesellschaft dazu zu bringen, daß sie die Verbindung mit den Büros der Buchmacher abschnitt. Die Gesellschaft versprach dem Bürgermeister ihre Hilfe, aber wie es im Geschäftsleben nun mal so geht, die Anweisung wurde von einer Stelle zur anderen geschoben und ging schließlich irgendwo verloren.
    Gegen Abend sprach Carson bei mir vor und gab mir einen ausführlichen Bericht über die Vorgänge des Tages. Luigerro hatte sich einem Verhör unterziehen müssen, und für ihn schien es keine Chance zu geben, daß er ungestraft davonkam. Carvell und Madigan mußten ebenfalls vor Gericht erscheinen, aber sie hatten eine Fifty-fifty-Chance, mit blauem Auge davonzukommen. Und wenn nicht, dann bekamen sie höchstens eine kleine Gefängnisstrafe.
    Die Zeitungen hatten einen großen Tag. Sie verbreiteten sich
    über jeden Schritt, den Cowan unternahm. Sein Bild erschien in Großformat auf den ersten Seiten, und seine politische Zukunft glänzte heller als ein neuer Penny. Sie zeigten ihn mit seinem adretten Schnurrbart über den lächelnden, halbgeöffneten Lippen beim Betreten des Gerichtshofes, wie er den Hut vor der Kamera lüftete. Der Junge machte bestimmt einen feschen Eindruck. Er hatte große Ähnlichkeit mit seinem alten Herrn. Erst jetzt fiel mir auf, daß seine Lippen sich - genau wie bei seinem Vater - gut zum Küssen von Babys eigneten.
    Ich hatte eine Unterredung mit Price. Er berichtete, daß die Sache mit der Anwaltsfirma in die Wege geleitet sei. Sie hätten die Angelegenheit in Erwägung gezogen und würden ihn in einigen Tagen benachrichtigen, ob sie die Sache übernehmen würden. An diesem Tag schien wirklich alles etwas besser zu laufen.
    Gegen sieben Uhr ging ich zum Essen und kehrte ein paar Minuten nach acht ins Büro zurück. Die meisten der Boys warteten

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