Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Mund zu halten, und als ich aufbrach, wußte ich, daß Jerry überhaupt nichts gegen mich in der Hand hatte. Er fischte nur nach Informationen. Alles, was sie hatten, war mein Bild.
    Die Abendzeitungen brachten es auf den ersten Seiten. »Dies ist der Mann«, so hieß der Text unter meinem Foto, »den die Regierung eurer Stadt und eures Staates als Staatsfeind Nummer Eins bezeichnet.«
    Die Zeitungen brachten auch noch eine andere Nachricht. Ein Mann und eine Frau waren auf einem Felde an der Boston Post Road erschossen aufgefunden worden. Die Beschreibung der Frau paßte genau auf Muriel Bonham. Silk hatte keine Zeit verloren, die löcherigen Stellen seines Unternehmens zu beseitigen. Der andere Bursche war noch im Kittchen, aber ich war überzeugt, daß Silk sich bei der ersten Gelegenheit um ihn kümmern würde.
    Eine Frage hatte sich jedenfalls von selbst geklärt: Ich konnte kommen und gehen, wie es mir gefiel. Ich hatte Jerry versprochen, jederzeit vor ihm zu erscheinen, wenn er es wünschte. An diesem Abend rief ich Ruth an.
    »Was hast du Silvester vor?« fragte ich.
    Ihre Stimme klang kühl. »Ich habe eine Verabredung.«
    »Sag sie ab. Wir beide werden eine Tour durch die Stadt machen, einen richtig hübschen Zug durch die Gemeinde.«
    Sie hängte auf. Ich lächelte, als ich den Hörer auf die Gabel legte. Noch war nicht alles ganz in Ordnung, aber bald -
    Der Januar ging vorüber, und der Februar hielt seinen Einzug. Nichts Ungewöhnliches hatte sich ereignet. Aber ich wußte, daß die Biber im Dunkeln nagten. Meine neue Organisation war auf die Beine gestellt, und als nächstes sollte Joe Price ein Büro dafür einrichten, aber erst dann, wenn es unbedingt nötig war. Die Boys hatten sich gut aufgeführt, und die Geschäfte liefen wieder normal.
    Ende Februar war es mit dieser Ruhe vorbei. Der erste Schlag kam, als ich einen Anruf von Carson erhielt.
    »Frank«, sagte er aufgeregt, »ich bin suspendiert worden.«
    »Was soll das heißen?« fragte ich.
    »Die Anwaltskammer hat ein Verfahren eingeleitet, um mich aus dem Anwaltsstand auszuschließen«, erwiderte er mit zitternder Stimme.
    »Heißt das, daß Sie nicht praktizieren dürfen, bis Ihre Sache verhandelt wird?«
    »Ja.«
    »Hat man Beweismaterial?«
    »Nicht viel. Aber sie werden es so lange hinziehen, wie sie können, in der Hoffnung, daß etwas platzt.« Er lachte bitter.
    Das Etwas war ich. »Kommen Sie zu mir«, sagte ich, »dann wollen wir die Sache mal besprechen.«
    Ich legte auf. Ich zündete mir eine Zigarette an und blickte über den Fluß. Das war tatsächlich der Anfang vom Ende. Sie wußten genau, daß ich in diesem kritischen Stadium keinen neuen Winkeladvokaten einarbeiten konnte. Als nächstes würden die Boys eingebuchtet werden. Ich rief Joe Price an und bat ihn heraufzukommen.
    Zwei Tage später machten sie Ernst. Jensen wurde als Hehler verhaftet. Ein heißes Diamantenkollier brachte sie auf seine Spur. Er wurde zwar gegen eine Kaution von
    fünfundzwanzigtausend Dollar aus der Haft entlassen, aber ich mußte mich darauf einstellen, ihn abzuschreiben. Ich hatte die Boys davon in Kenntnis zu setzen, daß unsere Rechtsabteilung vorübergehend geschlossen war. Sie waren nicht davon erbaut. Das hatte ich auch nicht erwartet. Ich war es auch nicht.
    Der nächste Sturm brach über uns herein, als jemand der Frau von Schutz einen Tip wegen der zwei Weibsbilder in der Park Avenue gab. Sie ertappte ihn bei einem Kartenspiel mit einer der beiden Nutten. Sie hielt sich nicht mit langen Vorreden auf, sondern knallte gleich los. Sie traf zwar keinen von beiden, aber die Polizisten buchteten sie ein, und sie packte aus über den Bezirk ihres Mannes, was das Zeug halten wollte. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie die Detektive jedem ihrer Worte lauschten und sich ihren Vers darauf machten.
    Am Ende der Woche schickte ich Joe Price aus der Stadt. Ich übergab die Leitung seiner Abteilung seinem Assistenten. So, wie es jetzt aussah, dauerte das Spiel ohnehin nicht mehr lange.
    Der letzte Sonntag im Februar brachte den entscheidenden Schlag. Ich wußte, daß die Partie zu Ende war. Ich hatte Schutz' Bezirk unter Carvell, Kelly und Fennelli aufgeteilt. Irgendwo -ich konnte mir gut vorstellen, wo - hatte man etwas gegen diese Anordnung, und ein paar von Fennellis Boys erschossen Kelly eines Morgens, als er sein Haus verließ.
    Fennelli selbst rief mich an. »Frank«, sagte er mit ruhiger Stimme, »>Piggy< Laurens hat soeben >Iron Mike<

Weitere Kostenlose Bücher