Die Moralisten
fünfzehn Dollar zahlen, aber ich tat es gern. Ich trat auf die Straße. Mein Wagen stand noch dort, wo ich ihn geparkt hatte. Eine gebührenpflichtige Verwarnung baumelte vom
Steuerrad. Ich lachte vor mich hin, als ich mich hinter das Steuerrad setzte.
Ich hatte nur ein paar Häuserblocks zurückgelegt, als eine Stimme aus dem Fond des Wagens ertönte. »Hallo, Frankie!« Ich traute meinen Ohren nicht. Es war Ruths Stimme. Ich fuhr an den Straßenrand und drehte mich um. »Wo kommst du denn her?« fragte ich.
Sie kletterte aus dem Wagen und setzte sich neben mich auf den Vordersitz, ehe sie antwortete. »Jerry war gerade bei uns, als du ihn anriefst.«
»Ich habe ihn nicht angerufen. Es war eine Falle.« Ich erzählte ihr, was geschehen war, ohne jedoch das Dämchen zu erwähnen.
Sie hörte mir mit angespanntem Gesicht zu. Dann sagte sie: »Ich hatte so sehr gehofft, daß du endlich vernünftig würdest.« Ihre Stimme klang enttäuscht.
Ich nahm ihre Hand. »Laß mir Zeit«, sagte ich. »Vielleicht eines Tages.«
»Aber nicht heute?«
»Heute habe ich noch einiges zu erledigen«, erwiderte ich. Ich versuchte das Thema zu wechseln. »Wie hast du meinen Wagen überhaupt gefunden?«
»Ich bin Jerry gefolgt«, sagte sie mechanisch. Sie dachte an etwas anderes. »Als ich deinen Wagen sah, bin ich eingestiegen und habe auf dich gewartet. Ich wußte ja, daß du früher oder später herauskommen würdest.«
Sie wußte mehr als ich vor ein paar Stunden. Ich hätte da keinen falschen Penny mehr für meine Chancen gegeben. Vor dem Hause, in dem Fennelli wohnte, brachte ich den Wagen zum Stehen. »Warte hier«, sagte ich und stieg aus. »Ich habe mit jemandem zu reden. In ein paar Minuten bin ich wieder zurück.«
Ich ging nach oben und läutete. Wenn er es war, der die Falle gestellt hatte, würde er jetzt mit einigen Freunden zu Hause sein. Ich hatte recht. Laurens öffnete die Tür. Ich ging an ihm vorbei, ohne einen Ton zu sagen.
Fennelli stand mit einem Glas in der Hand im Wohnzimmer und kiebitzte bei einem Kartenspiel. Er blickte mich überrascht an. »Was machst du denn hier, Frank?« sagte er.
Ich lachte - ein kaltes, höhnisches Lachen.
»Hier in New York, meine ich«, fügte er hastig hinzu.
Das traf den Nagel auf den Kopf. Er hätte das nicht hinzuzufügen brauchen, wenn er eine reine Weste hatte. Ohne die anderen Spieler zu beachten, ging ich an ihm vorbei auf sein Schlafzimmer zu. Ich hielt die Tür offen und sagte ruhig: »Komm einen Augenblick hier rein. Ich möchte mit dir reden.«
Er sah mir ein wenig blaß aus, aber das mochte auch an der Beleuchtung liegen. Ich schloß die Tür hinter uns und stellte mich vor ihn.
»Was ist denn los?« fragte er.
»Jemand hat heute abend versucht, den Staatsanwalt umzulegen und mir die Sache in die Schuhe zu schieben.«
»Wer?« fragte er.
»Ich weiß es nicht. Aber vielleicht weißt du es.«
»Das ist das erste, was ich davon höre«, protestierte er. Schweißperlen erschienen auf seiner Oberlippe. »Was ist passiert?«
Ich schilderte ihm die Vorgänge kurz und bündig. Als ich fertig war, fuhr er sich mit der Hand durchs Gesicht. »Hu, das war knapp!«
»Etwas zu knapp!« sagte ich.
»Und du hast nur diese drei Leute gesehen?« fragte er.
Ich nickte. »Ich weiß nicht, wo die anderen beiden abgeblieben sind, aber die Detektive haben den Revolverfritzen
mit zur Wache genommen.«
»Ich werde mich genau umhören, und wenn ich etwas erfahre, gebe ich dir Bescheid«, sagte er. Er hatte sich rasch wieder gefaßt.
»Paß besonders auf die drei auf«, schlug ich vor. »Ich habe nämlich meine besonderen Pläne mit ihnen.«
»Das tu ich, Frank. Das verspreche ich.«
Ich verließ die Wohnung und ging nach unten. Fennelli konnte es sich nicht leisten, die drei irgendwo aufkreuzen zu lassen, wo ich mit ihnen reden konnte. Ich hatte soeben ihr Todesurteil unterzeichnet. Darüber vergoß ich keine Träne. Fennelli würde fürs erste kein Risiko mehr eingehen -wenigstens nicht, bis sich ihm eine bessere Chance bot als dieses Mal.
Ich öffnete den Wagenschlag. »Alles in Ordnung, Baby!« sagte ich lachend. »Es hat doch nicht zu lange gedauert, nicht wahr?« Es kam keine Antwort. Ich steckte den Kopf in den Wagen.
Ruth war verschwunden.
Mein Zusammentreffen mit Jerry in seinem Büro wurde zu einer bloßen Farce. Carson war bei mir, und jedesmal, wenn Cowan eine Frage stellte, riet er mir, nicht zu antworten. Ich verbrachte anderthalb Stunden damit, meinen
Weitere Kostenlose Bücher