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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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umgelegt.«
    Im ersten Augenblick verschlug es mir die Sprache. Wir hätten immer noch eine Chance gehabt, wenn die Boys mit mir am selben Strang gezogen hätten. Aber nach diesem Vorfall würde sich die Öffentlichkeit nur noch geschlossener auf die Seite der Regierung stellen. Ich fragte: »Wer hat ihm den Auftrag gegeben?«
    »Ich hab' nichts damit zu tun, Frank«, sagte er. Seine Stimme hatte einen spöttischen und gleichzeitig herausfordernden Ton.
    »Wer war es dann?« brüllte ich. »So ein knallwütiger Armleuchter tut es doch nur auf höheren Befehl.«
    »Er sagt, du hättest ihn angerufen«, lautete die ruhige Antwort.
    Ich durchschaute das Manöver, aber ich sagte ebenso ruhig: »Seit wann tut er etwas für mich? Er arbeitet doch für dich.«
    »Er sagt, du hättest ihn angerufen und ihm aufgetragen, Kelly zu erledigen, und du hättest ihm versprochen, ihn zu decken.«
    »Du kannst ihm bestellen, daß er von mir aus in der Hölle schmoren kann«, sagte ich.
    »Aber was ist, wenn die Polizei ihn in die Finger kriegt?« fragte Fennelli. »Dann packt er aus und schiebt es dir in die Schuhe.«
    Der Name »Silk« paßte für ihn. Er war wirklich aalglatt. »Du mußt eben dafür sorgen, daß er nicht geschnappt wird«, sagte ich. »Ich könnte nämlich jemand darauf hinweisen, daß er für dich arbeitet.«
    Ich legte den Hörer auf die Gabel und hob ihn dann wieder, um Jake Rance anzurufen. Rance war der Bursche, der sich um die Publicity, die wir brauchten, kümmerte. Er schmuggelte für mich Informationen über Gewinne von Wettern und dergleichen in die Zeitungen.
    »Jake«, sagte ich, »hier ist Frank Kane. Ich habe da etwas, was Sie für mich in Wetzels Spalte schmuggeln müssen.«
    »Und was ist das?« fragte er.
    »Ein gewisser fescher City-Spekulant weiß mehr über den Mord an >Iron Mike< Kelly, als er zugeben möchte.«
    Jake stieß einen leisen Pfiff aus. »Das ist ziemlich brenzlig, Frank. Ich weiß nicht, ob ich das unterbringen kann.«
    »Für Sie kommt ein Tausender dabei heraus, wenn Sie es schaffen.«
    »Geht klar«, sagte er. »Was ist los, Frank?«
    »Die Ratten verlassen das sinkende Schiff«, sagte ich und legte den Hörer auf. Sollte Fennelli sehen, wie er damit fertig wurde!
    Die Notiz erschien Montag. Zwei Stunden nachdem die erste Ausgabe auf der Straße ausgerufen wurde, war »Piggy« mausetot. Anscheinend war er unter ein Auto geraten.
    Ich stand vor dem Spiegel und rasierte mich. Ich war in guter Stimmung. In der Aprilluft war bereits ein Hauch von Frühling zu spüren. Die Sonne strömte durchs Fenster, und ich summte vor mich hin. Ich legte den Rasierapparat beiseite und rieb mein Gesicht mit Rasierwasser ab, kämmte mir die Haare, zog das Hemd an und verließ das Badezimmer.
    Ich war mordshungrig, und ein schönes Sonntagsfrühstück war gerade das Richtige. Ich nahm den Hörer vom Telefon und sagte zur Telefonistin: »Hier ist Kane. Lassen Sie mir durch den Zimmerdienst etwas zum Frühstück heraufschicken.« Man kannte meine Wünsche.
    »Ja, Mr. Kane«, erwiderte das Mädchen. »Übrigens möchte Sie jemand sprechen, Mr. Kane. Dr. Cabell und seine Schwester sind hier.«
    »Schicken Sie sie herauf und bestellen Sie Frühstück für drei.« Ich legte den Hörer auf.
    Ein paar Minuten später klopfte es an die Tür. Als ich sie öffnete, standen Marty und Ruth im Korridor. Lächelnd streckte ich Marty die Hand entgegen. »Komm rein«, sagte ich. »Freut mich, dich zu sehen.«
    Er schüttelte mir kräftig die Hand. »Frankie«, sagte er bewegt.
    Sie folgten mir ins Zimmer. »Ihr kommt gerade rechtzeitig zum Frühstück«, sagte ich, »keine Widerreden.«
    Wir setzten uns, und ich zündete mir eine Zigarette an. Das Zimmer war nicht aufgeräumt, da Sonntag der einzige Tag war, an dem das Zimmermädchen nicht erschien. »Stört euch nicht an der Unordnung«, sagte ich. »Es ist eben eine Junggesellenbude.«
    Marty grinste. »Frankie, du siehst blendend aus.«
    »Du auch, Junge«, erwiderte ich. »Und nach allem, was ich
    gehört habe, bist du auf dem besten Wege, berühmt zu werden.«
    Er errötete ein wenig. »Das ist weiter nichts«, meinte er bescheiden. »Ich liebe meine Arbeit und tue mein Bestes.«
    Das Frühstück kam. Wir setzten uns an den Tisch und aßen. Ruth beugte sich vor und goß mir den Kaffee ein. Da ich ebenfalls nach der Kanne gegriffen hatte, berührten sich unsere Hände zufällig, und wir blickten uns betroffen an. Ihre Augen waren tiefblau. Ich blickte rasch

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