Die Moralisten
händigte seine paar Piepen gewöhnlich seiner alten Dame aus, die sich ebenso oft Schnaps dafür kaufte wie der Alte.
»He, Frankie«, rief er.
»Hallo«, sagte ich. »Was macht das Geschäft?«
»Flau«, murmelte er. »Bloß vierzig Cents den ganzen Nachmittag.«
Ich hielt ihm meine fünf Dollar unter die Nase. Ihm traten fast die Augen aus dem Kopf. »Herrjemine!« stieß er hervor, und flüsternd fügte er hinzu: »Wo hast du die ergaunert?«
Ich lachte. »Man muß eben die richtigen Leute kennen.« Dann erzählte ich ihm die Geschichte.
»Junge, Junge«, meinte er, »da hast du aber Schwein gehabt!«
Wir gingen zusammen die Straße entlang. Es fing schon an, dunkel zu werden.
»Willst du nicht mit raufkommen?« fragte Ray. »Wenn du nichts anderes vorhast?«
Ich wußte, warum ich mitkommen sollte: damit er keine Dresche bekam, weil er so wenig eingenommen hatte.
»O. k.«
Als wir in den Hausflur traten, hörten wir, wie sein Vater und seine Mutter sich anschrien.
»Du lieber Himmel!« sagte Ray. »Die hören auch nie damit auf. Na, ich kann mich ja auf was gefaßt machen.«
Im ersten Stock kam ein Mann aus einer Tür und flitzte an uns vorbei die Treppe hinunter. Er hatte die Tür hinter sich ein wenig offengelassen, und eine Frauenstimme ertönte: »Bist du's, Ray?«
Ray blieb stehen. »Ja.« Er flüsterte mir zu: »Das ist Mary Cassidy - ich mache Besorgungen für sie.«
Sie erschien an der Tür. »Könntest du mir ein paar Flaschen Bier holen?«
»Klar, Mary«, sagte Ray. Er stellte seinen Schuhputzkasten auf den Boden und bat mich, auf ihn zu warten.
Miss Cassidy sagte zu mir: »Du brauchst nicht hier im Flur zu stehen. Bring die Kästen herein und warte drinnen.«
Schweigend nahm ich die Kästen und trug sie ins Zimmer. Sie schloß die Tür und deutete auf einen Stuhl. »Du kannst dich hinsetzen, bis Ray zurückkommt.«
Ich setzte mich. Sie ging ins Zimmer nebenan und kam mit einem Ding wieder, das wie ein Irrigator aussah. Sie füllte ihn am Ausguß mit Wasser, verschwand damit nach nebenan und kam ein paar Minuten später wieder heraus.
»Ist er noch nicht zurück?« fragte sie.
»Nein, Ma'am«, sagte ich. Diesmal sah sich sie mir genau an.
Sie sah nicht übel aus, wie sie so dastand, mit ihrem geschminkten Gesicht, dem bemalten Mund und den hellblonden, leicht gekräuselten Haaren. Ich starrte sie so scharf an, daß sie rot wurde. Ich fragte mich, ob Ray wohl wußte, daß sie eine Hure war. Sie war sicher gut im Bett, dachte ich. Ich überlegte, wie ich sie fragen könnte, ob sie es mit mir machen wollte. Ich hatte es noch nie gemacht. Aber ich hatte fünf bare Dollar in der Tasche, und das machte mir Mut.
»Ich hab' ein paar Dollar«, sagte ich.
»Na und?« Sie beäugte mich neugierig. Ich wußte nicht recht, was ich darauf sagen sollte, aber ich blickte ihr fest in die Augen. Eine Weile standen wir so, ohne einen Ton zu sagen. Dann meinte sie: »Du bist reichlich jung, nicht war?«
»Ich bin fünfzehn«, log ich.
»Hast du überhaupt schon mal?« fragte sie. Ihre Brüste kamen mir furchtbar groß und interessant vor.
»Klar«, sagte ich, »schon oft!« Ich wurde allmählich nervös.
»O. k.«, sagte sie, »komm mit.« Sie ging mir voran ins Schlafzimmer. Am Bettrand drehte sie sich um und sah mich an. »Gib mir das Geld.«
Ich nahm zwei Dollar aus meiner Tasche und gab sie ihr. Meine Hand zitterte. Sie nahm das Geld und schob es unters Kopfkissen. Dann zog sie sich das Kleid über den Kopf und legte sich aufs Bett. »Nun komm schon«, sagte sie.
Ich machte meine Hose auf und ließ sie zu Boden fallen.
Mit schlotternden Knien stieg ich ins Bett und legte mich neben sie. Ich versuchte es, aber die Sache klappte nicht - ich war zu ängstlich, zu nervös.
Sie verlor die Geduld. »Beeil dich. Ich hab' nicht den ganzen Tag Zeit. Ray kann jeden Augenblick zurückkommen.«
Es hatte keinen Zweck - ich war zu verstört. Es wollte einfach nicht klappen. Sie versuchte mir zu helfen - aber es ging trotzdem nicht. Schließlich stieg sie aus dem Bett. Ich blieb noch eine Weile liegen und beobachtete sie. Als sie mir den Rücken zudrehte, fuhr ich mit der Hand unter das Kissen und nahm meine zwei Dollar wieder an mich. Ich hatte nicht die Absicht, für nichts und wieder nichts zu bezahlen!
Kurz darauf kam sie wieder ans Bett und warf mir, ohne einen Ton zu sagen, ein Handtuch zu. Dann zog sie ihr Kleid an. Ich stieg aus dem Bett und zog mir die Hose an. Zusammen gingen wir zurück ins
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