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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Als sich die Zentrale meldete, sagte er: »Verbinden Sie mich mit Stanley in Miami Beach, unserem Sonderbeauftragten.«
    Sie kennen die Zeugen, überlegte er, während das Gespräch
    vermittelt wurde. Sie wissen, was vorgeht. Die ganze Geheimhaltung, sämtliche Vorbereitungen waren umsonst.
    Sie wußten Bescheid.
    Siebtes Kapitel
    Im Zimmer war es still, nur das sanfte Atmen Barbaras war zu hören. Cesare starrte zur Decke. Er konnte nicht schlafen. So viele Jahre war es her, daß er fast vergessen hatte, wie es war, wenn man tötete. Die große Gefahr, die heftige Erregung, das Machtgefühl, das den Körper erschauern ließ. Er lächelte. Wohlbehagen durchströmte ihn. Jetzt eine Zigarette. Er stand auf. Während er sich eine Zigarette anzündete, sah er hinaus. Es wurde Tag.
    »Cesare?«
    Er drehte sich um, konnte Barbara jedoch in der Dunkelheit nicht erkennen.
    »Mach bitte die zweite Flasche Sekt auf.« Ihre Stimme klang verschlafen.
    »Die haben wir doch getrunken«, antwortete er.
    »Ich bin aber noch durstig.«
    Cesare lachte leise. »Du bist eine unersättliche Person.«
    Er hörte das Rascheln der seidenen Bettdecke, als sie sich aufrichtete. »Ich kann doch nichts dafür, wenn ich noch Durst habe.«
    »Vermutlich nicht«, erwiderte er lachend und ging auf die Terrasse.
    Die Nacht war still. In der Ferne konnte er die Grillen zirpen hören und das schwache trockene Rascheln des Wüstenwindes. Am schwarzblauen Himmel brach das erste Frühlicht durch. Er lehnte sich an das Geländer und sah in die öde Landschaft hinaus.
    Wenig später hörte er Barbara hinter sich, aber er drehte sich nicht um. Sie umschlang ihn, die Hände auf seiner Brust, und legte den Kopf an seinen Rücken. »Bald ist es Morgen«, sagte sie.
    Sie preßte die Lippen auf seine Schulter. »Deine Haut ist so glatt und rein und weich. Manchmal denke ich nach, woher bei dir dieses triebhaft Wilde kommen mag. Ein Mann wie du ist mir noch nicht begegnet.«
    Er wandte sich ihr zu. »Das kommt sicher vom Wein, den ich als Kind getrunken habe. Die Weine Siziliens halten das Blut rein und machen die Haut schön - sagt man.«
    Barbara sah ihn an. Es gab mancherlei an ihm, was sie nie verstehen würde. »Wenn ich dir ganz gehöre, sagst du immer, du bist am Sterben. Warum?«
    Er lächelte. »So nennen wir Italiener das. Den >Kleinen Tod<.«
    »Aber warum? Wenn in der Frau alles erblüht und ihr zumute ist, als werde sie neu geboren - warum müßt ihr dann sagen, es sei wie Sterben?«
    Sein Lächeln verflog. »Ist es das nicht? Ist nicht jede Geburt ein Beginn des Todes? Fühlst du denn gar nicht diesen Schmerz?«
    »Nein. Vielleicht ist das der Unterschied zwischen uns. Vielleicht ist mir deshalb - auch wenn du ganz bei mir bist -immer so, als sei ein Teil von dir weit fort in einer Welt, von der ich nichts kenne.«
    »Sei nicht albern.«
    »Das bin ich nicht«, entgegnete sie schnell. »Ich habe dein Gesicht gesehen, als im Kasino der Mann an uns vorbeigetragen wurde. Da warst du mir entrückt. Ganz und gar. Der Mann war doch tot, nicht wahr?«
    Er sah sie forschend an. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Er war tot«, flüsterte sie. »Ich konnte es an deinem Gesicht ablesen. Du wußtest es. Niemand außer dir - aber du wußtest es.«
    »Du redest dummes Zeug«, sagte er leichthin. »Bin ich ein Hellseher?«
    Barbara schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht erklären. Aber an dem Tag unserer Abreise, als du aus dem Gebäude beim Foley Square kamst, da sahst du genauso aus. Und als wir im Flugzeug die Zeitungen aufschlugen, lasen wir, daß im Gericht ein Mann getötet worden war - während ich in deinem Wagen auf dich wartete.« Sie legte den Kopf an seine Brust, und so konnte sie nicht sehen, wie sein Gesicht sich verschloß. »Ich brauche morgen nicht erst die Zeitungen zu lesen, um zu erfahren, daß der Mann im Kasino getötet wurde«, sagte sie. »Das spüre ich. Wie wird es wohl in Miami werden?«
    Hoffentlich merkt sie nicht, wie sehr mein Herz klopft, dachte er und zwang sich, in leichtem Ton zu sagen: »Wie es dort immer ist. Sonnig und warm.«
    Barbara hob den Kopf. »Das hatte ich damit nicht gemeint, Liebling. Ich meinte, ob auch dort jemand plötzlich sterben wird.«
    Ruhig erwiderte er ihren Blick. »Überall sterben Leute. jeden Tag.«
    Sie kam sich wie hypnotisiert vor. »Bist du vielleicht der Engel des Todes, Darling?«
    Er lachte plötzlich, doch sein Blick verschleierte sich. »So was Verrücktes.«
    »Verrückt ist es eigentlich

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