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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihn nicht nur Ferien war? »Oh, das wäre wunderbar«, sagte sie.
    Er sah auf seine Armbanduhr. »Es ist gleich drei«, sagte er. »Also hätten wir Zeit, noch mal zu schwimmen, könnten in Palm Beach soupieren und kämen vor Tagesanbruch noch bis Jacksonville.«
    Vanicola kam aus der gemieteten Cabana. Er trug Badehosen mit grellbuntem Muster im Hawaiistil. Im Schatten der Cabana blieb er stehen und fragte die Detektive, die einige Stufen unterhalb der Cabana auf der Treppe saßen: »Ist es euch recht,
    wenn ich mir jetzt meine Ration Sonnenschein gönne?«
    Die Männer vom FBI wechselten fragende Blicke. Stanley überzeugte sich durch einen Rundblick, daß seine Leute sich an den Ausgängen postiert hatten. Als sie wieder, gewohnheitsmäßig, zu ihm hinübersahen, nickte er und stand auf. »Es ist nichts dagegen einzuwenden«, sagte er zu Vanicola.
    Die zwei anderen Detektive erhoben sich ebenfalls. Vanicola ging zum Schwimmbecken hinüber. Er nahm sich ein Plastikfloß aus dem Gestell, ließ es ins Wasser gleiten, ging die Stufen ins Becken hinab und legte sich unbeholfen auf das Floß. Stanley musterte aufmerksam alle in der Nähe befindlichen Hotelgäste. Sein jüngster Kollege fragte: »Fällt Ihnen irgendwas auf, Chef?«
    »Nein.« Stanley schüttelte den Kopf. »Ich glaube, unsere Sicherung genügt. Die Leute hier sind so spärlich bekleidet, daß sie keine Waffen verbergen können.«
    Vanicola, auf seinem Floß noch dicht am Rand des Bassins, bemerkte: »Ich hab euch doch gesagt, daß ihr unbesorgt sein könnt. Heute ist der dritte Tag, an dem wir mal das Hotel verlassen, und passiert ist nichts. Sagt mir nach zehn Minuten Bescheid, dann drehe ich mich auf den Bauch. Ich will ja nicht gebraten werden.«
    »Okay«, antwortete Stanley. Er setzte sich nahe am Wasser auf einen Stuhl. Wenn ich diesen Job bloß erst hinter mir hätte, dachte er.
    Cesare beobachtete die Männer von der gegenüberliegenden Seite des Schwimmbeckens. Dann blickte er flüchtig zu Barbara hin. Sie lag auf dem Bauch, mit geschlossenen Augen. Sein Herz begann stärker zu klopfen. Noch einmal sah er über die Wasserfläche.
    Vanicola paddelte jetzt mit den Händen gemächlich sein Floß zur Mitte des kleeblattförmigen Schwimmbeckens, wo eine Schar Jugendlicher lärmend herumtobte. Cesare hörte es deutlich. Unbewußt ließ er den rechten Arm sinken und tastete an seiner Hüfte entlang, bis er das dünne Stilett fühlen konnte.
    Einer der Leibwächter erhob sich jetzt. Er rief Vanicola etwas zu, worauf der sich ungeschickt aufrichtete und beinah ins Wasser geplumpst wäre, bis es ihm gelang, seinen vierschrötigen Körper so zu drehen, daß er bäuchlings auf dem Floß lag. Der Leibwächter nahm wieder Platz.
    Noch einmal sah Cesare zu Barbara hin. Dann erhob er sich rasch, holte kräftig Luft und tauchte mit einem Hechtsprung ins Wasser. Er schwamm tief, zur Mitte hin, und hielt angestrengt die Augen offen.
    Barbara fuhr hoch, als sie das Aufklatschen seines Körpers hörte. »Cesare!« rief sie.
    Aber er war nicht mehr zu entdecken, nur kleine Wasserblasen wiesen den Beginn seines Tauchweges. Sie blinzelte in dem grellen Licht und dachte lächelnd: In mancher Hinsicht ist er wirklich noch ein Junge. Drei Tage hatte er nun fortwährend das Unterwasserschwimmen geübt, kreuz und quer durchs Bassin. Die Uhr an der Vorderwand der Cabana zeigte zwanzig Minuten vor vier. Barbara fing an, ihre Sachen einzusammeln. Die Zeit verging ja so schnell, und bis zur Abreise waren es nur noch Stunden.
    Gerade als sie ihre Lippen nachzog, erschien Cesares Kopf nahe bei ihr über dem Rand des Bassins. Sein Mund war geöffnet, er schnitt eine seltsame Grimasse, als er keuchend nach Luft schnappte und Barbara ansah. als sei sie weit von ihm entfernt.
    »Hast du’s diesmal geschafft, ganz bis zur Mitte?« fragte sie lächelnd.
    »Ich hab’s geschafft«, antwortete er, während er sich über den Rand des Beckens emporzog und auf sie zuging.
    Das Telefon in der Cabana begann zu klingeln. Stanley erhob sich. »Behaltet ihn im Auge, während ich telefoniere«, sagte er zu seinen Kollegen und ging hinein. Als er zurückkam, lächelte er seit Tagen zum erstenmal wieder. »Kommt, wir wollen ihn rauslotsen. Heute abend fliegen wir mit ihm nach New York ab. Zum Prozeß.«
    Alle wandten sich dem Wasser zu. »Genug, Sam!« rief Stanley zum Floß hinüber. »Kommen Sie raus, Ihre zweiten zehn Minuten sind um.«
    Für Sam Vanicola aber waren mehr als zehn Minuten um. Er

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