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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Vanicola hinter ihm. »Die Zugänge könnt ihr leicht bewachen. Es sind ja nur zwei.«
    Stanley ging ins Nebenzimmer, um zu telefonieren. Nach einigen Minuten kam er wieder herein. »Okay, Sam, Sie sollen Ihren Willen haben. Aber machen Sie uns sofort aufmerksam, wenn Ihnen etwas auffällt.«
    »Klar.« Vanicola stand auf, ging wieder zum Fenster und sah hinunter. »Eins steht jedenfalls fest«, sagte er grinsend.
    »Und das wäre?« fragte einer der Detektive.
    »Daß ich ganz hübsch braunbrenne«, spottete der Gangster. »Dann weiß wenigstens jeder im Leichenschauhaus, wo ich meinen Winterurlaub verbracht habe.«
    Barbara stand auf dem Balkon und sah zum Atlantik hinaus, als sie das Telefon im Zimmer klingeln hörte. Sie ging hinein.
    »Graf Cardinali wird aus New York verlangt«, meldete die Hotelzentrale.
    Sie bedeckte die Muschel mit der Hand und rief ins Schlafzimmer: »Cesare, ein Ferngespräch für dich!«
    Er kam in der Badehose zum Apparat. Die dunkle Bräune, die sein Körper schon in den wenigen Tagen ihres Aufenthaltes an der See angenommen hatte, hob sich von dem weißen Kleidungsstück scharf ab.
    Die Stimme aus der Zentrale klang verzerrt. »Ja, es ist gut, verbinden Sie«, sagte Cesare. Und zu Barbara: »Miss Martin, meine Sekretärin.«
    Barbara nickte und ging wieder auf den Balkon. Ein paar Sätze verstand sie dort. Es ging anscheinend um ein Auto, das sich in Palm Beach befand. Nach einer Weile legte Cesare auf, kam aber nicht auf den Balkon. Als sie sich umsah, saß er am Schreibtisch und machte auf einem Block Notizen. Sie ging zu ihm.
    »Entschuldige«, sagte er lächelnd. »Es war geschäftlich.«
    Sie nickte langsam. Es war ihr letzter Urlaubstag. »Ich wünschte, unsere Woche finge erst an.«
    »Ich auch«, gab er zurück.
    »Mir ist der Gedanke, daß wir morgen wieder in New York sein werden, einfach gräßlich. Kalt und öde wird es dort sein, und bis zum Sommer werden wir diese schöne Wärme entbehren müssen. Könnten wir doch für immer hier bleiben!«
    Er lächelte. »Der ewige Jammer, daß alle Ferien zu Ende gehen.«
    »Unsere auch?« fragte sie und dachte dabei nicht nur an diese wenigen Tage.
    Cesare wußte, wie sie’s meinte. »Es muß sein«, antwortete er ruhig. »Ich muß meine Geschäfte weiterführen, und du hast auch deine Arbeit.«
    Ihr war seltsam traurig zumute. Sie wußte, daß nur sie allein sich in falschen Illusionen gewiegt hatte, als sie versprach, mit ihm zu fahren. Er aber nahm diese leidenschaftlichen Tage nur wie eine kurze Erholungspause hin. »Kennt dich überhaupt jemand wirklich, Cesare?« fragte sie.
    Sein Blick verriet ihr, wie betroffen er war, als er erwiderte: »Du stellst merkwürdige Fragen.«
    Auf einmal hatte sie das Verlangen, sich an ihn zu schmiegen, damit er ihre Gegenwart intensiver empfände, doch sie wandte sich entschlossen ab. »Nein, merkwürdig ist meine Frage nicht«, sagte sie. »Die meisten Leute halten dich für einen Playboy. Ich aber weiß, daß du das nicht bist.«
    Cesare ging um den Schreibtisch herum zu ihr. »Ich habe großes Glück gehabt. Es ist beruflich gut für mich, das zu tun, was mir Spaß macht.«
    Sie sah ihn scharf an. »Gibst du dich deshalb mit Frauen ab, die so bekannt sind wie ich? Um deinen Ruf als Rennfahrer zu festigen? Meinst du das damit?«
    Er ergriff ihre Hand. »Nein, du bist eine Ausnahme. Frauen wie dich gibt es sonst nicht.«
    »Nein?« fragte sie und ärgerte sich über sich selbst, weil sie mit dem Thema einfach nicht aufhören konnte. »Und wie ist’s mit der Baronin? De Bronczki oder wie sie heißt? Vor vier Wochen berichteten die Zeitungen lang und breit, wie du ihr durch ganz Europa nachgejagt bist.«
    »Ileana meinst du?« Er lachte. »Die kenne ich schon seit meiner Kindheit. Unsere Familien waren lange befreundet. Außerdem spielt sie jetzt keine Rolle. Sie ist mit einem reichen Mann aus Texas zusammen, in Kalifornien. Für reiche Texaner hat sie eine Schwäche.«
    Barbara senkte den Blick. »Entschuldige«, sagte sie.
    Er legte ihr eine Hand unters Kinn und hob ihren Kopf höher. »Ich habe eine Idee«, sagte er. »In Palm Beach ist ein Auto, das ich mir ansehen soll. Wir könnten, anstatt heute abend nach New York zurückzufliegen, diesen Wagen abholen und schön durchs Land brausen. Flugzeuge langweilen mich sowieso, und auf diese Weise können wir unsere Ferien verlängern.«
    Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. Vielleicht hatte sie sich doch in ihm getäuscht? Daß diese Tage für

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