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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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setzen. Er schob einen kleinen Stapel Chips auf Schwarz.
    Dann hörte er Jordan herankommen, aber er drehte sich nicht um. Der Leibwächter hinter ihm sagte: »Können Sie mich ein paar Minuten ablösen, Ted?«
    Jordans Antwort hörte der »Twister« nicht. Die Kugel sprang auf Rot. Verloren also. Er setzte wieder einen Packen Chips auf Schwarz.
    Cesare drehte sich um und betrachtete den »Twister«, während Barbara gespannt das kreisende Roulett verfolgte. Matteos Angaben waren sehr genau gewesen. Seit fast drei Tagen beobachtete Cesare nun den »Twister«.
    Die Leibwächter waren auch hier zur Stelle. An jeder Seite einer, und einer stand Rücken an Rücken mit ihm, ein Mann mit wachsamen Augen. Er ging jetzt weg und wurde sofort von einem anderen abgelöst.
    Cesare wandte sich um. Er hatte genug gesehen. Mit ein wenig Glück konnte er das Ganze an diesem Abend erledigen.
    Er legte die Hand auf Barbaras Schulter. »Ich hole dir etwas zu trinken.«
    Auf dem Weg zum Foyer ging Cesare um den Tisch des »Twisters« und konnte dessen Gesicht sehen. Der Mann war so in das Spiel vertieft, daß er nichts und niemanden bemerkte. Ihm gegenüber saß eine üppige junge Blondine. Cesare beobachtete sie einen Augenblick. Sie beugte sich gerade über den Tisch, und die schmalen Träger ihres Abendkleides strafften sich. Plötzlich mußte er lächeln, denn jetzt wußte er, wie er es tun konnte. Ein Witz hatte ihn auf die Idee gebracht. Ein uralter Witz, der jedem erzählt wurde, der nach Las Vegas kam.
    Jordan hielt Umschau. Er war der Sache müde und wünschte, dieser Job wäre zu Ende. Als er, nach den Kursen auf der Polizeischule, beim FBI angenommen wurde, hatte er sich dort ein aufregendes Leben, eine fortwährende Jagd nach Verbrechern und Spionen erträumt. Nie hätte er gedacht, daß er einmal drei Monate lang einen billigen Gangster betreuen und bei ihm Kindermädchen spielen würde.
    Er sah zum Nachbartisch hinüber und entdeckte wieder dieses gutaussehende Paar. Die zwei waren ihm schon am ersten Abend aufgefallen. Sie waren ihm bekannt vorgekommen, und mit seiner gewohnten Gründlichkeit hatte er sich inzwischen einige Auskünfte über sie beschafft.
    Die Begleiterin war eines der bekanntesten Fotomodelle in Amerika: Barbara Lang, deren Gesicht er als »Flamme und Rauch« auf tausend Reklameseiten kosmetischer Firmen gesehen hatte. Und der Mann war Cesare Cardinali, der gräfliche Autorennfahrer und Playboy.
    Jordan bemerkte, daß Cesare etwas zu Miss Lang sagte und sich von ihr entfernte. Ihm fiel so mancherlei wieder ein, was er über Cardinali gelesen hatte. Das war ein Kerl, der das Leben richtig anpackte! Diese reichen Europäer, die verstanden das. Kannten keine Hemmungen und amüsierten sich an jedem Ort königlich. Der hier war mit einer der schönsten Frauen Amerikas unterwegs und schien das für ganz selbstverständlich zu halten. Jordan blickte wieder nach der Frau. Die Reklamen hatten in keinem Punkt übertrieben. Sie war wirklich schön. Manchen Männern fiel eben alles in den Schoß.
    Cesare wartete, bis sich die Blondine wieder aufgerichtet hatte. Sie sagte etwas zu ihrem Begleiter, einem kleinen Dicken. Er gab ihr von einem Packen Banknoten einige ab, und sie wandte sich gleich wieder dem Roulett zu.
    Als Cesare aus dem Foyer zurückkam, mit einem gefüllten Glas in der Linken, ging er langsam an der Blondine vorbei, und als der Croupier das Spiel begann, blieb er stehen. Eine kaum wahrnehmbare Bewegung Cesares im Rücken der Blondine, und schon ging er weiter, um den Tisch herum zu seinem eigenen.
    In diesem Augenblick begann das Hämmern in den Schläfen, und der Schmerz setzte ein. Es war wie immer: Der Schmerz fing in den Schläfen an und breitete sich dann im ganzen Körper aus. Es war der Schmerz der Erregung vor großen Wagnissen, vor besonderer Gefahr.
    Der »Twister« saß mit aufgestütztem Ellbogen am Spieltisch. Einer seiner Wächter beugte sich zu ihm hinunter. Aber noch bevor er etwas sagen konnte, schrie eine Frau.
    Der Leibwächter, der Rücken an Rücken zum »Twister« stand, wirbelte herum, seine Rechte griff zur Schulterhalfter.
    Cesare bewegte sich flink.
    An der anderen Seite des Tisches bemühte sich die Blondine vergebens, das Kleid über der Brust festzuhalten.
    Cesare hatte sein Stilett losgelassen. Er fühlte, wie die Feder es in den Ärmel zurückriß. Immer noch ruhig, unbewegt, saß der »Twister« an seinem Platz. Der Leibwächter wandte sich um. Cesare konnte ihn

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