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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihr schon dreimal geheiratet und sich von keiner seiner Frauen scheiden lassen. Und zwei Wochen, nachdem sie ihn ins Gefängnis gebracht hatten, entdeckte sie, daß sie schwanger war. Sie brachte das Kind zur Welt. Es war ein Junge.
    Sie nahm ihn mit zu ihren Eltern und ließ ihn dort, kaufte sich eine Flugkarte nach Paris und dort einen Ferrari, nahm in Frankreich an einem Rennen für Frauen teil und siegte. Der Preis war nicht hoch, doch sie besaß ja nun einen Ferrari und hatte noch zweitausend Dollar auf der Bank. Und jetzt wollte sie nur noch in großen, internationalen Rennen starten.
    In Monaco lernte sie dann den Irländer kennen, einen erfolgreichen Fahrer, der gern und viel lachte. Nur einen Fehler hatte er - die Spielwut. Sie liebte ihn, aber sie heiratete ihn nicht. Sie reisten zusammen durch die ganze Welt, und immer war er pleite.
    Vor einem Jahr - es war in Mexiko kurz vor dem Rennen -sah sie zum erstenmal in seinen Augen Angst.
    »Diese Spieler! Sie wollen mich ermorden, wenn ich meine Schulden nicht bezahle!«
    »Wieviel?« hatte sie nur gefragt.
    »Zehntausend.«
    »Viertausend habe ich auf dem Bankkonto, und sechs würde man mir auf den Ferrari leihen«, sagte sie.
    Er hatte ihre Hand ergriffen und sie dankbar mit Küssen bedeckt. »Ich zahle es dir zurück, jeden Cent!« gelobte er.
    Am folgenden Tage begleitete er sie zur Bank. Sie hob das Geld ab und gab es ihm. Er versprach, abends zum Essen wieder ins Hotel zu kommen, erschien jedoch nicht. Um zehn Uhr wußte es die ganze Garage: er war mit der Frau eines anderen Rennfahrers durchgebrannt.
    Sie verlor das Rennen, und die Bank übernahm den verpfändeten Wagen. Als sie dann in ihrem Zimmer saß und sich den Kopf zerbrach, wovon sie die Hotelrechnung bezahlen sollte, klopfte jemand an die Tür.
    Sie ging hin und schloß auf. Ein Mann, dessen Gesicht ihr merkwürdig bekannt vorkam, stand draußen. »Miss Nichols?«
    »Ja.«
    »Darf ich hereinkommen?«
    Sie trat zurück, ließ ihn ins Zimmer und machte die Tür wieder zu.
    »Ich gehöre schon lange zu Ihren Bewunderern«, begann er. »Ich habe Sie in vielen Rennen gesehen: in Italien, Frankreich, Monaco. Ich habe auch erfahren, daß Sie vor einem kleinen Problem stehen. Ich möchte Ihnen helfen.«
    Sie öffnete die Tür wieder. »Hinaus«, sagte sie.
    Er hob lächelnd eine Hand. »Nicht so hastig. Nicht was Sie denken. Sie fahren Rennautos, und ich besitze selber eines. Das sollen Sie für mich fahren. Falls Sie Lust dazu haben.«
    »Und wo befindet sich das gute Stück?« fragte sie, als sie die Tür wieder geschlossen hatte.
    »In Acapulco«, antwortete er. »Das Rennen geht von dort nach Kalifornien. Ich werde Ihre gesamten Rechnungen hier begleichen und Ihnen tausend Dollar in bar zahlen, sobald Sie den Wagen bei der Garage am Ende der Rennstrecke abgeben. Den Preis, den Sie gewinnen, dürfen Sie behalten.«
    »Was für einen Haken hat die Sache?« fragte sie kühl. »Ist der Wagen mit Rauschgift vollgepackt?«
    Wieder lächelte der Mann. »Sie hätten nichts weiter zu tun als ihn zu steuern. Dafür werden Sie honoriert.« Er zog einen italienischen Zigarillo aus der Tasche und begann zu rauchen. »Und zu wissen brauchen Sie auch nichts weiter.«
    Sie überlegte. Entweder mußte sie dieses Angebot akzeptieren oder ihre Eltern telegrafisch um Geld bitten. Die hätten es ihr zwar nicht verweigert, aber sie hätte dann nach Hause fahren müssen und bestimmt keine Chance gefunden, sich einen anderen Wagen anzuschaffen, denn so viel Geld bekäme sie nie wieder zusammen. Es wäre das Ende ihrer schönen Pläne gewesen.
    »Ich werde es tun«, sagte sie.
    »Gut.« Er lächelte erfreut. »Morgen wird bei der Rezeption ein Scheck für Sie bereitliegen.« Er gab ihr noch einige Instruktionen und ging fort, ehe sie dazu gekommen war, ihn nach seinem Namen zu fragen. Erst als sie, tags darauf, im Flugzeug saß, fiel es ihr ein: Den Mann hatte sie in Rom in einem Restaurant gesehen. Damals hatte jemand sie auf ihn aufmerksam gemacht und erklärt: »Das ist Emilio Matteo, heute einer der drei wichtigsten Männer in der Mafia. Die Vereinigten Staaten haben ihn ausgewiesen, doch das scheint ihn in seinen Geschäften nicht sehr zu behindern. Er kommt ganz schön herum.«
    Im folgenden Jahr sah sie ihn noch sechsmal, und jedesmal galt es, für ihn einen Auftrag auszuführen. Sehr bald hatte sie erkannt, daß sie eine Botin der Mafia geworden war.
    Aber sie verdiente gut. Jetzt besaß sie schon achttausend. Noch

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