Die Moralisten
Zündung aus. Dann sah er sie an, und seine Augen waren traurig und abweisend. »Ist es für dich so wichtig, was mein Vater ist?« fragte er. »Ich bin es, der dich hierhergebracht hat.«
Marja starrte ihn an. Was hatte sie gesagt, daß er auf einmal so zornig war? Nach einem Augenblick antwortete sie: »Nein.«
Die Kälte wich aus seinen Augen, und er lächelte wieder. »Dann komm herein und such dir einen Badeanzug aus. Das Wasser sieht von hier wunderbar aus.«
Sie folgte seinem Finger und blickte am Haus vorbei. Gleich hinter ihm lag der Strand. Er sprang aus dem Wagen und hielt ihr die Tür auf. Sie stieg aus und betrachtete das Haus.
Es war ein großes Haus mit zwei Stockwerken. Holzwerk und Dachschindeln waren in einem kühlen Dunkelgrün gestrichen.
Sie pfiff auf das, was Ross gesagt hatte; sein Alter mußte steinreich sein, um sich eine solche Hütte leisten zu können. Er ging die Stufen zum Eingang hinauf, nahm einen Schlüssel heraus und öffnete die Tür. »Komm mit«, sagte er und stieg eine Treppe hinauf.
Beim Hinaufgehen bemerkte sie flüchtig ein reich ausgestattetes Wohnzimmer und ein Speisezimmer. Sie blickte auf die Stufen hinab. Auf dem dicken Teppich erzeugten ihre Schuhe keinen Laut. Bisher hatte sie immer geglaubt, daß die Leute nur in Filmen so lebten.
Ross ging auf eine Tür zu und öffnete sie. »Das ist das Zimmer meiner Schwester«, sagte er. »Kommt herein. Wir werden schon passende Badeanzüge für euch finden.«
Marja folgte ihm in das Zimmer. Hinter sich hörte sie, wie Francie einen leisen Ausruf unterdrückte. Ohne sich umzudrehen, wußte Marja, was sie meinte. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie ein solches Zimmer gesehen.
Alles war in rosa und blauer Seide gehalten. Die Vorhänge, die Überdecke des Bettes und sogar der seltsam geformte Sessel in der Nähe des Bettes. Der Teppich hatte eine warme rosenrote Tönung, und die Möbel waren aus schön gemasertem Kirschholz.
Ross öffnete einen Wandschrank. »Hier sind die Badeanzüge«, sagte er. Er deutete auf eine andere Tür. »Das ist das Badezimmer. Wir geben euch zehn Minuten, damit ihr euch fertigmacht.«
Jimmy lachte leise auf. »Vielleicht brauchen die beiden ein bißchen Hilfe.«
Francie kicherte.
Er trat ins Zimmer, aber Ross’ Stimme hielt ihn auf. »Los, Jimmy, wir holen unser Zeug.«
Gehorsam folgte ihm Jimmy. Die beiden Mädchen sahen sich an. »Ross kann uns soviel erzählen«, flüsterte Francie. »Sein Alter muß Millionär sein.«
Marjas Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Entweder das, oder er ist ein Gangster.«
Francies Augen weiteten sich. »Was glaubst du?«
Marja lächelte. »Ich glaube, wir ziehen uns besser um, bevor sie zurückkommen.« Sie trat an den Wandschrank. »Francie!« stieß sie hervor. »Sieh dir das mal an!«
Francie warf einen Blick durch die offene Schranktür. »Mensch!« sagte sie überwältigt und brachte kein Wort mehr hervor.
Rund zwanzig Badeanzüge hingen dort. Zaghaft streckte Francie eine Hand aus und befühlte einen. »Marja, faß den mal an. Echte Wolle!« Sie wandte sich zu ihrer Freundin um.
Marja war bereits aus ihrer Bluse herausgeschlüpft, hatte ihren Rock ausgezogen und öffnete ihren Büstenhalter.
Sie rannte aus dem Wasser, lachend und völlig außer Atem. Ross lief hinter ihr her. »Nein, Ross, nicht doch!« schrie sie. »Ich bekomme das ganze Haar voller Sand.«
»Der läßt sich wieder herauswaschen«, rief er lachend und versuchte sie am Fußgelenk zu packen. Sie schlug einen Haken, und er fiel auf die Knie.
Sie blickte über die Schulter zurück. Ross war wieder aufgesprungen und stürzte auf sie zu. Seine Hand erwischte ihren Knöchel. Sie taumelte in den Sand. Er warf sich neben sie.
Still lagen sie da und versuchten wieder zu Atem zu kommen. Schließlich drehte sie sich auf den Rücken herum. Warm schien ihr die Sonne ins Gesicht. Sie schloß die Augen. So mußte das Paradies sein.
Sie hörte, wie sich sein Atem beruhigte, und nun lag er ganz ruhig da. Langsam öffnete sie die Augen.
Er hatte sich auf einem Ellbogen aufgestützt und sah sie an. »Gefällt es dir hier?« fragte er.
Sie erwiderte sein Lächeln. »Es ist herrlich.«
»Das freut mich.« Er drehte sich herum und richtete sich auf. »Francie und Jimmy sind noch immer im Wasser.«
Sie mochte seine Stimme, die Art, wie er manche Worte aussprach. Es klang so anders.
»Das verstehe ich«, antwortete sie. »Es ist wirklich wunderbar.« Er wandte sich ihr zu. »Warum bist du
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