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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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belustigt. »Die Liebenden.«
    Er starrte auf die beiden. Francie und Jimmy lagen völlig nackt auf der Couch und schliefen eng umschlungen. Seine erste Reaktion war stilles Entsetzen, das jedoch schnell einem Gelächter wich. Es war zu komisch. Jimmy war so mager und Francie ein üppiges Mädchen. Er schlug sich die Hand auf den Mund, um sein Lachen zu ersticken. »Wollen wir sie wecken?« flüsterte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Sie sehen so müde aus, unsere armen Kleinen.«
    Leise gingen sie auf Zehenspitzen an ihnen vorüber in den Flur. Sie sah ihn an. »Wie komme ich jetzt in das Schlafzimmer zurück?« fragte sie. »Ich möchte mich anziehen.«
    Er machte ihr ein Zeichen, und sie folgte ihm die Treppe hinauf. Er öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. »Darf ich duschen?« fragte sie. »Wenn du nichts gegen kaltes Wasser hast«, antwortete er. »Der Heißwasserboiler ist noch nicht eingeschaltet.«
    »Es macht mir nichts aus«, antwortete sie, nahm ihre Kleider vom Stuhl und ging ins Badezimmer. Sie verriegelte die Tür und lauschte dann. Sie hörte, wie er hinausging und die Schlafzimmertür hinter sich schloß. Lächelnd stieg sie in die Badewanne, zog den Duschvorhang um sich herum und drehte den Hahn auf.
    Obwohl das Wasser kalt war, empfand sie es als herrlich. Sie liebte Duschen. Zu Hause hatten sie nichts weiter als eine Wanne, und die stand in der Küche. Die Toilette war draußen auf dem Hausflur. Sie begann mit einer hellen, unmusikalischen Stimme zu singen. Nach fast zehn Minuten drehte sie widerstrebend das Wasser ab.
    Sie zog den Duschvorhang zur Seite und war bereits mit einem Fuß aus der Badewanne getreten, ehe sie aufblickte. Vor Überraschung hob sie die Hand zum Mund. »Oh!«
    Lächelnd stand Ross mit einem großen Badetuch in seinen ausgestreckten Händen da. »Ich habe mir gedacht, du könntest das vielleicht brauchen«, erklärte er.
    Sie rührte sich nicht. »Wie bist du hereingekommen?« fragte sie. »Durch meine Tür.« Er deutete über seine Schulter nach hinten. Er starrte sie an. »Du solltest jetzt lieber das Tuch nehmen«, sagte er und hielt es ihr hin. »Ich habe gehört, daß Blondinen sehr zu Erkältungen neigen.«
    Sie nahm das Badetuch und hüllte sich ein. »Danke«, sagte sie kühl. »Was ist denn?« fragte er. »Bist du mir etwa böse?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich mag nur nicht, wenn mir jemand auflauert.«
    Er zog sie an sich. »Es war doch nur ein Scherz, Marja.« Er versuchte sie zu küssen.
    Sie drehte ihm die Wange hin. »Ich finde das gar nicht komisch«, erklärte sie. »Und jetzt laß mich allein, ich möchte mich anziehen.« Er spürte die Wärme ihres Körpers durch das dicke Badetuch. Erregung durchrieselte ihn. In seiner Phantasie sah er das nackte Liebespaar unten auf der Couch. Er drückte sie fest an sich. »Du wirst mich doch nicht so gehen lassen«, sagte er mit heiserer Stimme, und sein Herz pochte heftig.
    Sie sah ihn schweigend an. Ihre Augen waren die kältesten, die er jemals gesehen hatte.
    Zorn loderte in ihm auf. Er versuchte sie gewaltsam zu küssen. Ruhig wich sie ihm aus und entwand sich ihm. Es gelang ihm nicht, sie festzuhalten. Er lehnte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen sie und drängte sie an die Wand. Jetzt konnte sie ihm nicht mehr ausweichen.
    Er starrte ihr in die Augen und atmete schwer. Furchtlos begegnete sie seinem Blick. »Hör auf, dich zu zieren, Marja«, stieß er rauh hervor. »Was glaubst du, wozu ich dich sonst hierhergebracht habe?« Sie antwortete ihm nicht, ließ ihn aber nicht aus den Augen. Er versuchte, ihr das Badetuch herunterzureißen. Aber sie klammerte sich daran fest. Er spürte, wie der Zorn mit ihm durchging. Es lag eine wilde, unbezähmbare Lust in seiner Gewalttätigkeit. Er schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. »Na, komm schon, du Luder!« keuchte er. »Francie hat gesagt, du machst alles mit!«
    Er fühlte, wie sie erstarrte. Die Spuren seiner Finger zeichneten sich weiß auf ihrer von der Sonne geröteten Wange ab. Der Anflug eines Lächelns umspielte ihre Lippen, ihre Augenlider senkten sich. »Ross, mein Kleiner«, flüsterte sie sanft. Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Diese billigen kleinen Flittchen waren alle gleich. Manchmal brauchten sie eine Abreibung, um zu wissen, wer der Herr war. Selbstsicher näherte er sich ihr.
    Er sah nicht den jähen, nach oben gerichteten Stoß ihres Knies. Dann zerriß der Schmerz seinen Unterleib. Ungläubig stand er

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