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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dann nicht drin geblieben?«
    »Ich hatte genug«, sagte sie. »Ich bin nicht so unersättlich. Außerdem - zu viel Gutes auf einmal würde mich nur verwöhnen. Und das kann ich mir nicht leisten.«
    Sein Gesicht beugte sich tief über sie. »Aber ich möchte dich verwöhnen«, sagte er leise. »Und ich kann es mir zum Glück leisten.«
    Ihre Augen blickten fest in die seinen. Nach einer Weile hatte er das Gefühl, als würden ihm seine Lider schwer. Niemand hatte ihn jemals so angesehen. So offen und unverwandt, als ob ihre Augen in die tiefsten Tiefen und Winkel seiner Seele hineinblickten.
    »Woher willst du das wissen?« fragte sie, und ihre Stimme klang rauh. »Vielleicht würde ich dir etwas zu teuer kommen.«
    »Kann sein«, antwortete er und legte seine Hand auf ihre Schulter. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und warteten auf ihn. Ihre Zunge berührte seine Mundwinkel, und es war, als hätte sie kleine erregende Flammen entzündet. In seiner Schläfe begann das Blut zu hämmern.
    Er preßte ihren Kopf in den Sand zurück, sein Arm unter ihrem Nacken. Ihre Hände drückten leicht gegen seinen Hinterkopf. Er schloß die Augen. Niemand hatte ihn jemals so geküßt. Ihre Augen waren noch immer geöffnet, und sie beobachtete ihn. Angenehme Wärme durchströmte sie. Seltsam, wie alle einander ähnelten, wenn sie sie küßten; wenn ihre Gesichter so nah waren, daß ihre Augen fast zu einem einzigen verschwammen, bevor sie sich schlössen. Zumindest in dieser Hinsicht war er wie alle anderen auch.
    Sie fühlte seine suchende Hand. Sie mochte seine Berührung. Er war nicht wie andere, die ihr weh getan hatten. Sie ließ das Schulterband heruntergleiten, so daß sie seine Hand auf ihrer nackten Haut spürte. Sein Atem füllte stoßweise ihren Mund.
    Sie ließ ihre Finger leicht über seinen nassen Badeanzug hinspielen. Auch er war stark. Sie spürte seine gespannten Muskeln. Sie wandte ihr Gesicht ab und drückte sein Gesicht an ihre Brust.
    Hart fühlte sie seine Zähne hinter den Lippen. Er versuchte, sein Gesicht abzuwenden, aber sie hielt es fest an sich gedrückt. Sie blickte auf ihn herab und mußte ein wenig lächeln. Das war es, was ihr so erregend erschien. All das, wozu sie sie bringen konnte. Das war es, was ihr daran gefiel, eine Frau zu sein. Am Ende erwies sie sich immer als die Stärkere.
    »Ross«, flüsterte sie. Sie sah das Aufflammen schmerzlicher Lust in seinen Augen.
    Fast hätte er laut aufgeschrien. Sie fühlte ihn erschauern. Einen Augenblick lang umschlang sie ihn fest, dann war es vorbei, und sie lagen ganz still.
    Er rollte sich von ihr weg und blieb mit dem Gesicht im Sand liegen. Er atmete tief.
    Sie streichelte ihm sanft das Haar. »Ross, mein Kleiner«, flüsterte sie. »Du bist so lieb.«
    Langsam wandte er ihr sein Gesicht zu.
    Sie hatte sich aufgesetzt und fuhr mit der Hand durch ihr schimmerndes goldenes Haar. Sie strömte eine animalische Vitalität aus.
    Sie sah auf ihn herab und lächelte. »Ich habe dir doch gesagt, ich bekomme das ganze Haar voller Sand.« Sie erhob sich. »Ich gehe noch einmal ins Wasser, um ihn mir herauszuwaschen. Komm mit.« Sie streckte ihm die Hand hin.
    Er rührte sich nicht, sondern sah sie nur über die Schulter hinweg an. »Lauf schon hinein«, sagte er. »Ich komme gleich nach.« Er blickte ihr nach, wie sie ins Wasser rannte und sich in einen Brecher warf, bevor er aufsprang und über den Strand zu ihr hinablief.
    4
    Der Himmel war vom ersten dämmerigen Rot des Abends überzogen. Im Westen kämpfte die flammendrote Sonne noch immer gegen die Nacht an. Die Luft begann sich abzukühlen.
    Marja setzte sich auf der Decke auf, die Ross für sie ausgebreitet hatte.
    »Wie spät wird es jetzt sein?« fragte sie.
    Er öffnete die Augen und blinzelte zum Himmel hinauf. »Ungefähr Viertel nach sechs«, antwortete er.
    »Woher weißt du das?«
    Er lächelte sie an. »Ich war mal bei den Pfadfindern.« »Ich habe noch niemals einen Pfadfinder gekannt«, rief sie lachend und ließ ihre Hand auf sein Knie fallen.
    Instinktiv rückte er von ihr ab. Rasch nahm sie ihre Hand weg. »Entschuldige.«
    »Kein Grund, dich zu entschuldigen«, sagte er.
    »Aber du magst es nicht, wenn ich dich anfasse«, entgegnete sie. Er schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht. Ich bin nur nicht daran gewöhnt.«
    »Du magst mich also?« fragte sie.
    »Ich mochte dich von dem Augenblick an, als ich dich durch die dreckigen Fenster des Billardsaales sah.«
    »Ehrlich?« Jetzt lächelte

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