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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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einfach. Als ob man einem Kind ein Bonbon wegnimmt. Sie waren alle damit beschäftigt, Marja anzusehen, als sie sich vorbeugte! Die reine Spielerei.« Noch immer
    sagte Mike nichts.
    Ross schlug ihm auf die Schulter. »Da, mein Junge!« rief er gönnerhaft. »Nimm das Geld. Morgen früh sieht alles anders aus.« »Ich will es nicht haben!« Mike machte eine abwehrende Handbewegung, und das Geld fiel Ross aus der Hand.
    Ross starrte ihn an. »Was ist in dich gefahren?«
    »Nichts«, erwiderte Mike gereizt. »Die Sache gefällt mir nur nicht, das ist alles. Du hast das Mädchen als Köder benutzt. Hätte man dich erwischt, dann hätten wir alle dafür zahlen müssen. Sie auch. Und das wäre sicher kein Spaß gewesen, oder?« »Aber man hat uns nicht erwischt«, widersprach Ross. »Wozu also die ganze Aufregung?« Mike antwortete ihm nicht.
    Ross kniete nieder, um das Geld einzusammeln. »Ich verstehe wirklich nicht, was mit dir los ist«, murmelte er. Er blickte zu Mike auf, und plötzlich wurden seine Augen mißtrauisch.
    »Wohin bist du mit ihr gegangen?« fragte er und richtete sich wieder auf.
    »Nach Hause.«
    »Du hast aber ziemlich lange gebraucht«, meinte Ross. »Seit über einer Stunde warte ich hier auf dich.«
    »Wir mußten zu Fuß gehen«, erklärte Mike schroff. »Mein Vater hat mir noch kein Auto kaufen können.«
    »Ihr habt euch nicht noch ein bißchen im Park aufgehalten?« fragte Ross. »Vielleicht seid ihr eine Weile in einer dunklen Ecke verschwunden, und sie hat dir eine kleine Massage verpaßt. Das macht der kleinen Hure nämlich Spaß.«
    Mike schoß jäh das Blut ins Gesicht, und er spürte es in seinen Schläfen heftig pochen. Sein Arm fuhr hoch, und er drückte Ross gegen die Ziegelmauer. »Sag nicht noch einmal so etwas über sie«, stieß er rauh hervor.
    In Ross’ Augen flammte wilde Erregung auf. »Ich habe also doch recht«, rief er triumphierend. »Sie hat dich rumgekriegt.« Er verzog das Gesicht zu einem Grinsen. »Die hat vielleicht ein tolles Tempo drauf, das kann ich dir sagen. Aber laß dich nicht täuschen. Die ist für alle da.«
    Mikes Faust schoß durch die Dunkelheit vor. Ross’ Kopf schlug
    heftig zurück, und langsam glitt Ross zu Boden. Das Blut sickerte aus einem Mundwinkel. Mike trat einen Schritt zurück und sah auf seinen Freund hinab. »Das nächste Mal hältst du die Schnauze«, sagte er.
    Ross blieb eine Weile benommen am Boden sitzen. Dann hob er langsam die Hand und befühlte seinen Mund. Das Blut rann zwischen seinen Fingern hindurch. Er blickte zu Mike auf, und seine Augen verhärteten sich hinter dem Schleier des Schmerzes.
    »Das zahle ich dir zurück, Mike«, zischte er zwischen seinen brennenden Lippen. »Das zahle ich dir doppelt zurück.«
    »Kannst es jederzeit versuchen«, rief Mike spöttisch.
    Ross saß noch immer am Boden und sah zu ihm auf. »Die Zeit wird kommen«, sagte er langsam. »Nur keine Sorge.«
    »Ich mache mir keine Sorge«, erwiderte Mike. Er ging den Durchgang zwischen den Häusern entlang zu seiner Wohnung.
    14
    Ross kaufte eine Handvoll Tanzkarten am Eingang und trat ein. Einen Augenblick blieb er stehen, blickte sich im Tanzlokal um und gewöhnte seine Augen an das Licht.
    Sie war da. Sie saß mit den anderen Mädchen in einer Ecke. Selbst in einem der billigen Kleider, mit denen Martin seine Mädchen ausstattete, hatte sie etwas an sich, das sie vor den anderen hervorhob. Sie strahlte etwas Erregendes aus. Er ging die Stufen hinunter und blieb vor ihr stehen. »Hallo, Marja«, sagte er.
    Sie blickte zu ihm auf. »Hallo, Ross.« Ihre Augen waren undurchsichtig. Er vermochte nichts in ihnen zu lesen.
    »Wollen wir tanzen?« fragte er unbeholfen.
    »Hast du Karten?« erwiderte sie.
    Schweigend streckte er die Hand aus.
    Sie erhob sich. »Also tanzen wir«, sagte sie und ging zur Tanzfläche. Sie glitt in seine Arme, aber es war, als hielte er eine völlig Fremde in den Armen.
    »Es sind zwei Wochen seit Schulschluß vergangen, Marja«, sagte er.
    »Drei Wochen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.«
    »Die Zeit fliegt nur so, oder nicht?« meinte sie.
    »Du bist mir aus dem Weg gegangen«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Ich hatte zuviel zu tun«, antwortete sie höflich. »Ich muß mir meinen Lebensunterhalt verdienen.«
    »Du hast mir keine Gelegenheit zu einer Erklärung gegeben«, sagte er.
    »Du schuldest mir keine Erklärung«, entgegnete sie rasch. »Du bist erwachsen. Du mußt selber wissen, was du zu tun hast.«
    »Warum

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