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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Mike an. Mike zuckte die Achseln, und Martin trat zur Seite. Sie wollte schon an ihm vorbeigehen, als er die Hand ausstreckte und sie aufhielt.
    Ein seltsames Licht war in seinen Augen, als er sie anblickte. »Ich weiß nicht, was dir über die Leber gelaufen ist, Mädchen«, sagte er, »aber wenn du es überstanden hast, wartet hier im Golden Glow immer eine Stelle auf dich.«
    »Ich danke Ihnen, Mr. Martin«, antwortete sie. »Vielleicht nehme ich Sie einmal beim Wort.« Sie wandte sich um und ging die Treppe hinunter.
    13
    Sie blieb vor ihrem Haus stehen und sah Mike an. »Danke, daß du mich nach Hause gebracht hast.«
    Mike lächelte. »Es war mir ein Vergnügen.«
    »Ich hatte nicht die Absicht, dir den Abend zu verderben.«
    Er antwortete nicht.
    Sie ging die Stufen vor ihrem Haus hinauf, aber seine Stimme hielt sie zurück. »Wann kann ich dich wiedersehen?« »Ich weiß nicht«, erwiderte sie zögernd.
    Er folgte ihr ein paar Stufen hinauf. »Warum?« fragte er. »Weil du Ross’ Mädchen bist?«
    Ihre Augen begegneten einander. »Ich bin nicht Ross’ Mädchen. Das habe ich dir schon einmal gesagt.«
    »Wann kann ich dich also sehen?« wiederholte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht. Nächste Woche geht die Schule zu Ende, und ich muß mir eine Stellung suchen. Es ist schwer zu sagen.«
    Die Eifersucht packte ihn. »Aber du hast dir die Zeit genommen, um mit Ross zusammenzusein«, meinte er spöttisch. »Er kann eben Geld springen lassen.«
    Ihr Zorn loderte auf. »Mit ihm werde ich mich auch nicht treffen. Er kann sein ganzes Geld nehmen und es verheizen. Du kannst ihm ausrichten, daß ich das gesagt habe.«
    Er war verwundert, und das verriet sich in seiner Stimme. »Wieso ich? Du kannst es ihm doch selber sagen.«
    Ihre Augen sahen ihn kühl an. »Du weißt verdammt genau warum. Ihr beide habt mich dorthin gebracht, und ihr beide habt ganz genau gewußt, was Ross vorhatte.«
    »Du hast es auch gewußt«, entgegnete er gereizt. »Du hast gewußt, daß er spielen wollte und daß es dabei nicht um Kinderspiele ging. Warum regst du dich also auf?«
    »Ja«, antwortete sie spöttisch. »Natürlich habe ich gewußt, daß er spielen wollte, nachdem er es mir gesagt hatte. Aber ich wußte nicht, daß er die Würfel vertauschen würde. Bei so was mache ich nicht mit.«
    »Würfel vertauschen?« fragte er bestürzt.
    »Ja«, rief sie. »Als ich sie anblies. Er hat genau gewußt, daß die anderen mich ansahen. Ich laß mich nicht gern von anderen für dumm verkaufen!«
    Er stieß einen Seufzer aus. Jetzt wußte er, warum sie sich so plötzlich zum Weggehen entschlossen hatte. »Vielleicht glaubst du es mir nicht, aber davon habe ich nichts gewußt.«
    Argwöhnisch sah sie ihn an.
    »Es ist nicht meine Art, so zu spielen«, erklärte er.
    Sie schwieg einen Augenblick. »Ich weiß nicht«, meinte sie schließlich zögernd, »ich könnte es noch verstehen, wenn du so spielen würdest. Du könntest das Geld gut brauchen. Aber Ross? Er braucht es überhaupt nicht.«
    Er griff nach ihrer Hand. »Ich habe nichts davon gewußt, Marja«, versicherte er ihr.
    Sie blickte erst auf seine Hand und dann in sein Gesicht. »Gut«, antwortete sie nach einer Weile. »Ich glaube dir.« Sie entzog ihm ihre Hand. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Marja.« Er sah ihr nach. Dann drehte er sich um und ging nach Hause.
    Er bog in die Gasse zwischen den Häusern ein, die zur Kellerwohnung seiner Familie in dem großen Mietshaus führte.
    Aus der Dunkelheit trat Ross auf ihn zu. »Mike«, rief er.
    Mike blieb stehen. »Ja?«
    »Wohin, zum Teufel, seid ihr verschwunden?« fragte Ross. »Ich habe fast hundertzwanzig Dollar gewonnen.«
    »Marja wollte nach Hause.«
    Ross überhörte seine Antwort. Er nahm ein Bündel Scheine aus seiner Tasche. »Ich wollte dir deinen Anteil geben«, erklärte er und zog ein paar Scheine heraus. »Da sind zwanzig.«
    Mike blickte auf Ross’ ausgestreckte Hand, machte aber keine Bewegung, das Geld entgegenzunehmen.
    »Was ist denn mit dir los?« fragte Ross. »Nimm es.«
    Mike sah ihn an. »Nein, danke. Ich möchte nichts davon haben. Es gehört alles dir.«
    Ross starrte ihm ins Gesicht. »Sei kein Idiot. Nimm das Geld. Oder ist es etwa vergiftet?«
    »Behalte es, Ross«, entgegnete Mike. »Es ist deins. Du hast es dir verdient.«
    Ein plötzliches Verstehen schimmerte in Ross’ Augen auf. »Ach! Marja hat wohl geredet.«
    Mike antwortete nicht.
    Ross grinste plötzlich. »Es war so

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