Die Moralisten
die Silhouetten der drei Katapulte. Daneben saßen mehrere Drachenflieger in schwarzen Overalls mit Kaffeetassen im Kreis und diskutierten über die bevorstehende Aufgabe. Judd sprach nicht mit ihnen.
»Manchmal kann der Boß eben nicht jeden Spaß mitmachen, Sir«, sagte John D., der Judd gefolgt war und jetzt ebenfalls auf das Meer hinaussah. »Das ist eine Frage der Verantwortung, die man trägt.« Judd zuckte die Achseln und kehrte langsam zum Wohnwagen zurück. »Davidson, ich rufe Sie an, sobald das vorbei ist.«
»Es wäre mir eine Ehre, Sir«, sagte der Trainer erleichtert. »Darf ich Ihnen jetzt zeigen, was wir geplant haben?« Eine Reliefkarte der Umgebung lag auf dem großen Tisch, der das Innere des Wohnwagens beherrschte.
»Das hier ist unser Standort«, erklärte Davidson und zeigte auf eine Bergkuppe. »Das ist weit und breit die höchste Erhebung. Unser Ziel ist dieses Gebiet hier, achtzig Meter über dem Strand. Dazwischen liegt der Pacific Coast Highway, den wir überqueren müssen, ehe wir das Grundstück des Maharishi erreichen. Die Entfernung zwischen beiden Punkten beträgt viertausendzweihundert Meter, der Höhenu nterschied fünfhundert Meter. Ganz einfach ist die Sache nicht, aber ich glaube, die Männer können es schaffen.«
Judd starrte fasziniert auf die Landkarte. »Wie sollen die Männer eigentlich erkennen, ob sie über dem Ziel sind? Wir erwarten doch Nebel?«
»Darüber haben wir lange nachgedacht«, nickte Davidson. Er legte eine milchige Plexiglasscheibe über die Landkarte, die dadurch praktisch unsichtbar wurde. »Jetzt probieren Sie mal diese Brille, Sir!« Er hielt Judd eine Art Skibrille hin. Judd zog sich die Brille über den Kopf, und plötzlich erkannte er auf der Landkarte eine Reihe grellroter Pfeile, die ins Zielgebiet zeigten. »Das ist eine Infrarotbrille«, erklärte Davidson. »Wir haben zwischen unserem Startplatz und dem Grundstück des Maharishi zwanzig Autos versteckt, denen wir solche Pfeile aufs Dach gemalt haben.« »Gratuliere.« Judd streifte die Brille ab. »Sie haben wirklich an alles gedacht.«
»Vielen Dank, Sir.« Davidson strahlte. »Einen Vorschlag möchte ich aber doch machen«, sagte Judd.
Davidson machte ein verblüfftes Gesicht. »Wer leitet diese Operation?« »Ich«, erwiderte Davidson. »Ich fliege als erster.« Judd lächelte nachdenklich. »Dann schlage ich vor, daß Sie Ihren Hintern ebenfalls rot streichen. Dann wissen Ihre Männer genau, wo sie hinmüssen.«
Davidson grinste. »Gute Idee, Sir. Wenn die Kerle meinen Hintern nicht finden, dann feuere ich sie.«
Langsam schlenderte Judd zur Abbruchkante des Startplatzes. Vom Meer zog dichter Nebel herauf. Der Highway war schon fast völlig bedeckt, und die Scheinwerfer der Autos waren nur noch glimmende Lichtpunkte. Judd warf einen Blick auf die Uhr. Es war jetzt fast neun. »Es sieht so aus, als ob alles pla nmäßig liefe«, sagte Davidson. »In einer Stunde können wir starten. Ich werde den Männern sagen, daß sie sich anziehen sollen.« Judd nickte, dann wandte er sich an John D. »Wo bleibt eigentlich Mrs. Evans? Sie haben gesagt, in einer halben Stunde wäre sie hier. Aber das ist schon verdammt lange her, John.« »Machen Sie sich keine Sorgen, Sir. Fast Eddie hat zwei unserer besten Leute dabei. Sie ist bestimmt rechtzeitig da.« Die beiden Männer gingen zurück zum Wohnwagen. John D. zeigte auf ein Gebäude im Zentrum des Ashrams, das mit einem fünfzackigen Stern gekennzeichnet war. »Alana hat uns mitgeteilt, daß der Maha-rishi seine Audienzen in diesem Haus gibt, dessen Grundriß sternförmig ist. Seine Jünger versammeln sich in dem großen fünfeckigen Raum in der Mitte des Hauses und meditieren. Dann tritt hinter einem der fünf großen farbigen Vorhänge, die den Innenraum von den Zacken des Sterns trennen, der Meister hervor und hält Audienz. Der Maharishi sitzt immer vor einem anderen Vorhang, wenn er seine Lehren verkündet. Aus welchem der äußeren Räume er kommt, hängt von der Farbe ab, die gerade dran ist. Heute geht es um die rote Sphäre des Lebens, um die Sphäre des Blutes. Also werden sich die Jünger vor dem roten Vorhang versammeln. Die Audienzen finden immer zur gleichen Zeit statt: abends um zehn.«
»Das trifft sich ja gut«, sagte Judd. »Auf diese Weise wissen wir wenigstens, wo wir ihn finden.«
»Hinter den Vorhängen stehen immer zwei Wächter«, erklärte John D. »Das heißt, sobald wir mit den Patrouillen im Gelände fertig sind,
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