Die Moralisten
aus, Crane zweiundvierzig«, rief die Stimme im Lautsprecher. »Ich glaube nicht, daß wir genügend Platz für Sie haben.« Jetzt wurde es Judd zuviel.
»Ich glaube, Sie haben nicht ganz verstanden, Controller. Hier spricht Judd Crane. Ich möchte im Krater landen. Machen Sie gefälligst Platz für uns, ja?« Die Stimme im Lautsprecher klang wenig begeistert.
»Selbstverständlich, Sir. Bitte lassen Sie uns einen Augenblick Zeit, damit wir die Hubschrauber aufs Plateau fliegen können.«
»Danke, Controller.« Judd stellte sein Mikrophon ab. »So ein Arschloch«, schimpfte er.
Zwanzig Minuten später senkte sich die Maschine wie eine Liftkabine in den Krater hinunter. Als die Türen aufgingen, drückte der Pilot auf einen Knopf, und die Gangway senkte sich auf den Beton des Landeplatzes.
Judd ging als erster hinunter. Doc Sawyer kam ihm mit aus gebreiteten Armen entgegen. »Willkommen in Xana-du!« Judd begrüßte ihn herzlich. Jetzt trat auch Dr. Schoenbrunn an die Gangway. »Willkommen, Mr. Cra-ne.« Voller Wärme schüttelte Judd dem Deutschen die Hand. »Kommen Sie«, sagte Doc Sawyer und zeigte ihnen den Weg.
Jetzt meldete sich der Deutsche zu Wort. »Morgen können Sie den Reaktor in Betrieb nehmen, Mr. Crane.
Ein Knopfdruck, und er beginnt mit dem Aufheizen.« »Wie lange wird es dauern, bis die Stromerzeugung beginnt?« fragte Judd.
»Ungefähr eine Woche«, erwiderte Dr. Schoenbrunn. »Sobald die optimale Temperatur im Inneren erreicht ist. Die Brennstäbe und Pumpen werden elektronisch überwacht. Auch die Energieabgabe wird vom Computer geregelt. Der Austausch der Brennstäbe erfolgt automatisch. Die Lebensdauer der An lage ist praktisch unbegrenzt.«
»Wie sieht es mit Betriebsstörungen und Unfällen aus?« fragte Judd.
»So etwas kann gar nicht vorkommen«, erklärte der Deutsche pedantisch. »Erstens ist alles dreifach gesichert, und zweitens ist die Anlage so konstruiert, daß sie sich selbst repariert. Ich kann Ihnen versichern, Mr. Crane, daß es sich um das perfekteste Perpetuum mobile handelt, das je gebaut worden ist.«
»Ich wollte mich nur noch einmal vergewissern«, sagte Judd. »Schließlich geht es ja um mein Leben.«
»Die Anlage funktioniert.« Dr. Schoenbrunn wirkte verärgert. »Wie es mit Ihrem Leben aussieht, kann ich nicht sagen.«
»Gut«, nickte Judd. »Dann bleibt es bei morgen. Sieben Uhr?«
Der Deutsche sah ihn unsicher an. »Mr. Crane?« »Morgen früh um sieben drücke ich den Knopf«, erlä uterte Judd. Er wandte sich an Doc Sawyer. »Jetzt würde ich gern in mein Appartement gehen und mich frisch machen. Wollen wir um neun Uhr zusammen essen?«
Sawyer nickte.
»Wie sieht es mit Ihnen aus, Herr Dr. Schoenbrunn?« fragte Judd.
»Es wird mir ein Vergnügen sein, Mr. Crane«, sagte der Deutsche und schlug leicht die Hacken zusammen.
Doc Sawyer hatte es sich auf der Couch gemütlich gemacht und trank einen Scotch on the rocks, als Judd nach dem Duschen wieder in den Salon kam. »Na, wie fühlen Sie sich«, fragte er, während Judd den Gü rtel seines Bademantels zuknotete. »Alles okay?«
»Ja, natürlich«, lächelte Judd. »Warum fragen Sie?«
»Keine Kopfschmerzen?«
»Nein. Wie kommen Sie darauf, daß ich Kopfschmerzen hätte.«
»Mich beschäftigt immer noch dieser Zuwachs an Gehirnzellen, den wir bei Ihnen festgestellt haben. Was hat denn Sofia gesagt?«
»Sie ist der Ansicht, wir sollten abwarten und sehen, was weiter geschieht. Eine Erklärung hat sie wohl auch nicht.« »Ich würde gern eine neue Testserie machen«, erklärte Doc Sawyer. »Ich möchte alle Diagnosemöglichkeiten einsetzen, die wir haben: Scanner, EEG, Ultraschall und so weiter. Ich möchte sicher sein, daß sich diese Veränderungen in Ihrem Gehirn nicht weiter fortsetzen.«
»Was befürchten Sie denn?« fragte Judd. Sawyer warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Ich fürchte, daß mir nicht die ganze Wahrheit über Ihre bisherige Behandlung gesagt wurde. Ich glaube, daß Ihnen einige dieser geklonten Zellen injiziert worden sind.«
»Und wenn es so wäre?« fragte Judd. »Es geht mir gut. Ich habe noch keinerlei nachteilige Wirkungen feststellen können.«
»Die willkürliche Vermehrung von Gehirnzellen kann äußerst schädliche Folgen haben«, belehrte ihn Doc Sawyer. »Wild wuchernde Zellen können zu Tumoren de-generieren. Kein Mensch weiß, was sie anrichten können.« »Ach, lassen wir das«, sagte Judd ärgerlich. »Es geht mir gut, und ich finde, das genügt.« Sawyer hob
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