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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Ruhestand zu schicken und durch ihre Stellvertreter oder sonstige geeignete Nachfolger zu ersetzen. Ich muß sicher sein, daß mir die ungeteilte Loya lität aller Männer in leitenden Positionen gehört, mir und niemandem sonst.«
    Judge Gitlin nickte. »Das ist eine vernünftige Überlegung, Judd.«
    Judd lächelte schwach. »Ich freue mich, daß du mit mir übereinstimmst, Onkel Paul. Denn dein Name steht ganz oben auf der Liste der Leute, die pensioniert werden sollen.«
    »Eine Million Dollar im Jahr.« Judds Stimme klang gelassen. »Wofür?« fragte Barbara. »Ich brauche sie nicht. Ich bin eine reiche Frau. Ich habe diese Wohnung hier sowie die Häuser in Connecticut und Palm Beach, und das Vermögen, das dein Vater mir hinterlassen hat, wird aus gezeichnet verwaltet.« »Das ist doch nur Nadelgeld«, widersprach Judd. »Jetzt, wo du eine Witwe bist, wird sich dein Leben verändern.
    Deine gesellschaftliche Stellung beruhte auf deiner Ehe mit meinem Vater. Die Leute sind mies. Sobald sie gemerkt haben, daß du nichts mehr für sie tun kannst, werden sie dich im Stich lassen.«
    »Ich brauche sie nicht«, entgegnete Barbara. »Ich bin es gewohnt, alleine zu leben.«
    Judd schüttelte den Kopf. »Du warst neunzehn, als du bei Crane Industries angefangen hast, und mit dreiundzwanzig bist du Vaters Assistentin geworden. Als du diesen Job übernommen hast, bist du in eine andere Welt eingetreten. Seine Welt. Und zwar lange bevor du ihn geheiratet hast.« »Deshalb bin ich trotzdem jeden Abend nach Hause gegangen. Allein.«
    »Das meine ich nicht«, lächelte Judd. »Du hast einfach im Zentrum der Dinge gestanden. Und jetzt - ist es aus.« Barbara dachte einen Augenblick nach. »Was meinst du denn, was ich tun soll?« »Bau dir ein eigenes Leben auf.«
    Unschlüssig starrte sie in seine kobaltblauen Augen. »Ich weiß nicht.« Ihr Blick senkte sich auf ihre Hä nde.
    »Von Anfang an habe ich mich ganz nach deinem Vater gerichtet und ihm zu dienen versucht. Ich dachte, das
    würde sich nach der Heirat ändern. Aber das war nicht der Fall. Die einzige Veränderung bestand darin, daß ich jetzt bei ihm wohnte und nicht mehr seine Assistentin, sondern seine Frau genannt wurde. Die Pflichten waren die gleichen.« »Aber du hast ihn geliebt.«
    »Ja Und ich glaube, er hat mich auch geliebt. Aber wir hatten ja keine Chance mehr. Er war todkrank, alles war zu spät. Es gab keinen Sex, keine Kinder und kaum Vergnügungen. Nur Zukunftspläne, die aber niemals uns beide betrafen. Wir wußten ja, daß er sterben würde.«
    Judd setzte sich neben sie auf die Couch. »Du bist immer noch eine junge Frau. Für dich ist noch nichts zu spät.« »Ich bin achtundvierzig«, erwiderte sie mit einem bitteren Lächeln. »Sieh mich doch an. Das Attraktivste an mir ist mein Geld. Im Wettbewerb mit jüngeren Frauen und Mädchen würde ich nicht sehr gut abschneiden.« »Da irrst du dich«, widersprach er. »Körperlich bist du in guter Verfassung. In ein paar Minuten könnten die Zeiger um, sagen wir, fünfzehn Jahre zurückgedreht werden. Du könntest wieder aussehen wie dreißig.« Barbara lachte. »Redest du von plastischer Chirurgie?« »Spotte nicht.« Er blickte sie ernst an. »Es gibt heute phantastische Möglichkeiten bei solchen kosmetischen Operationen.«
    »Selbst wenn ich mich darauf einließe, was sollte ich denn mit meinem Götterkörper anfangen? Ich weiß nichts vom Leben. Ich glaube, ich habe nur ein einziges Mal Geschlechtsverkehr gehabt, und damals war ich erst neunzehn. Es war auf dem Rücksitz eines verrosteten Autos, und ich fand es entsetzlich.«
    »Das ließe sich ändern.«
    Barbara schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ach, Judd, du verstehst mich einfach nicht.«
    »Vielleicht verstehst du nicht, worauf es ankommt«,
    gab er lä chelnd zurück.
    »Jetzt redest du genau wie dein Vater«, lachte sie. »Das hat er auch immer gesagt.«
    Judd erhob sich und ging zum Fenster. »Weißt du noch, wie ich mal von der Trauerweide gefallen bin, die hinter unserem Haus in Connecticut steht? Damals war ich ungefähr zwölf.« Barbara nickte. »Ich erinnere mich sehr genau daran. Vor allem, weil dein Vater so wütend war, daß du keinen vernünftigen Grund für deine Kletterei nennen konntest. Schließlich wußten wir alle, daß die Äste sehr morsch waren.« »Das konnte ich ihm schlecht sagen.« »Und warum nicht?«
    »Ich war nur deshalb oben, weil ich dich durch das Fenster nackt sehen wollte. Imme r wenn du dich ausgezogen

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