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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sich Judd in den letzten zwei Jahren verändert hatte? Sie mußte sich eingestehen, daß sie sich auf das Wiedersehen mit ihm freute.
    Zwar hatte sie die Berichte über Crane Industries in der Presse verfolgt, aber ein Foto von Judd war nie veröffentlicht worden. Es hatte Fotos von seinem Vater und verschiedenen Managern der einzelnen Firmen gegeben, aber Judd wurde immer nur im Text erwähnt. Als sie sein Telegramm erhalten hatte, war sie gerade in London gewesen: »Ich würde mich freuen, wenn Du zur Eröffnung des neuen Verwaltungszentrums von Crane Industries in Crane City am 14. September 1964 nach Amerika kämest. Du wirst am Flughafen in San Francisco abgeholt werden. Alles Liebe, Judd.«
    Der erste Bekannte, den sie auf dem Flughafen erblickte, war Fast Eddie.
    Neben ihm standen ein schlanker junger Mann im dunklen Anzug und ein uniformierter Zollbeamter.
    »Schön, Sie zu sehen, Mrs. Crane«, sagte Eddie und überreichte ihr einen großen Strauß roter Rosen. »Ich freue mich auch, Eddie«, lächelte Barbara und las die Karte, die zwischen den Rosen gesteckt hatte.
    »Willkommen zu Hause, Barbara! Alles Liebe, Judd.« Es war seine eigene Handschrift.
    Dann stellte Eddie ihr den jungen Mann vor. »Das ist Marcus Merlin, Judds persönlicher Assistent.« »Guten Tag, Mrs. Crane.«
    Barbara schüttelte ihm die Hand. »Es ist mir ein Vergnügen, Mr. Merlin.«
    »Wir möchten Ihnen die Einreiseformalitäten ersparen, Mrs. Crane«, erklärte Merlin. »Könnten Sie mir bitte Ihren Paß und Ihre Gepäckscheine geben? Ich bringe Sie dann direkt zum Hubschrauber.«
    Barbara nickte, und Merlin führte sie durch eine Seitentür auf das Rollfeld, wo bereits eine Limousine bereitstand. Der Zollbeamte verschwand mit dem Paß und den Gepäckscheinen. Der Chauffeur hielt ihr den Schlag, als sie einstieg, und kaum hatte sie im Wagen Platz genommen, öffnete Eddie eine Fla sche Champagner. »Ihre Lieblingsmarke, Mrs. Crane. Christale.«
    »Schön, daß Sie sich daran erinnern, vielen Dank.« »Mr. Crane hat daran gedacht.« Geschickt hantierte er mit der Hasche. »Sie sehen sehr gut aus, Mrs. Crane.« Barbara lächelte geschmeichelt. »Ich fühle mich auch sehr gut.« Sie nahm einen Schluck Champagner. »Und wie geht es Judd?« »Oh, ganz gut. Aber er ist genau wie sein Vater: dauernd beschäftigt.«
    Merlin kehrte mit dem Zollbeamten zurück. »Sechs Louis-Vuitton-Taschen?« »Ja, genau.«
    Merlin winkte dem Zollbeamten. Eddie und der Chauffeur luden das Gepäck in den Kofferraum des Wagens und setzten sich dann auf die Vordersitze. »Darf ich bei Ihnen Platz nehmen?« fragte Merlin. »Natürlich «, lächelte Barbara.
    »Der Hubschrauber steht am anderen Ende des Flughafens«, erklärte Merlin, während sie geräuschlos über das Rollfeld dahinglitten. »Ich denke, er wird Ihnen gefallen. Es ist unser neuestes Modell. Außer der Besatzung können vierundzwanzig Passagiere mitfliegen. Das neue Modell von Hughes kann bloß vie rzehn befördern.« Barbara nickte.
    »Der Flug dauert fünfundzwanzig Minuten«, fuhr Merlin fort. »Wenn man mit dem Auto nach San Francisco hineinfährt, braucht man oft wesentlich länger.« »Nach allem, was ich gehört habe, muß Judd ja eine ganze Stadt gebaut haben.«
    »Das ist richtig«, erwiderte Merlin. »Es handelt sich um sechs große Bürogebäude, hundert Eigenheime und sechshundert Wohnungen. Außerdem gibt es Läden, Einkaufszentren, Schulen und natürlich ein Krankenhaus mit den modernsten »Einrichtungen.«
    »Aber warum hat er das alles hier in Kalifornien gebaut? Die Verwaltungszentrale war doch immer New York.« »Das stimmt«, nickte Merlin. »Aber es hat sich eine Menge geändert. Vor zehn Jahren befanden sich noch sechzig Prozent unserer Produktionsanlagen an der Ostküste und in den Südstaaten. Heute liegen fünfundvierzig Prozent an der Westküste und nur noch fünfzehn Prozent im Osten und Süden. Im Silicon Valley wachsen Mikrochips und Computer wie Unkraut. Wir produzieren in Nordkalifornien mehr Wein als die Franzosen und die Italiener. Die ganze Luft- und Raumfahrtindustrie ist in den Staaten Washington, Kalifornien, Nevada und Colorado angesiedelt. Und alle Hochrechnungen deuten darauf hin, daß die Wachstumsraten noch steigen. In zehn Jahren werden unsere Unternehmungen hier fünfmal so groß sein.«
    »Aber warum mußte es denn gleich eine ganze Stadt sein?« »Diese Idee übernahm Mr. Crane von den Japanern. Er hat diese ganzen japanischen Konzerne studiert

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