Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
sechziger Jahren in Amerika entstanden und hat sich mit rasender Geschwindigkeit über den Globus verbreitet. Betroffen sind gerade die wohlhabenden Staaten. Deshalb liegt hier eine Chance, den Reichtum der Welt neu zu verteilen.« Li Chuan machte eine lange, bedeutsame Pause. Aber seine Zuhörer waren nicht unvorbereitet gekommen. Gelassen warteten sie ab, was nun kommen würde. »Die Welt des Drogenhandels«, fuhr Li Chuan fort, »wurde ein paar Jahre lang von der Mafia allein kontrolliert. Aber diese von Sizilien über Frankreich bis in die Vereinigten Staaten hinein verästelte Organisation wurde bald zum Angriffsziel anderer geldgieriger Unternehmer, die sich mit Erpressung, Bestechung und Gewalt einen Teil des Weltmarkts zu sichern versuchten. Die Profite, um die es bei diesem Geschäft geht, sind, um es vorsichtig auszudrücken, gewaltig. Der Kapitalfluß wurde schon bald so enorm, daß sich neben den ehemaligen Schmugglern, Zuhältern und Spielkasinobesitzern auch Chemiekonzerne, Börsenmakler und sogar abgehalfterte Politiker einschalteten. Alle möglichen gierigen Amateure des Kapitalismus sahen plötzlich im Drogenhandel den entscheidenden Ausweg aus allen wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Problemen.«
    Er machte eine weitere bedeutungsvolle Pause und warf je dem einzelnen seiner Zuhörer einen dramatischen Blick zu: »Und was, Genossen, was, frage ich, tun wir in dieser Situation?«
    Es kam keine Antwort. »Aber sprechen wir nicht von Moral«, nahm Li Chuan den Faden wieder auf.
    »Sprechen wir lieber von Fakten. Bei unserem Kampf geht es nicht um Moral, sondern um Leben und Tod. Nur die Ergebnisse zählen. Entweder wir haben die Kraft, unser Ziel zu erreichen - oder wir müssen damit rechnen, weitere hundert Jahre von den Industrienationen geknechtet zu werden und auf den Knien liegend darauf zu warten, was die Yankees und ihre Helfershelfer beschließen. Wir haben das Kapital, die Rohstoffe und die Organisation, um den Drogenhandel weltweit zu übernehmen. Jetzt müssen wir ha ndeln.
    Die Zeit ist reif, die westlichen Gesellschaften sind morsch, aber wir müssen den entscheidenden Stoß führen. Die Drogen sind der beste Weg zur Macht.«
    General Santos Gomez schob die Trennscheibe zu und stellte den Ventilator an, damit sein Assistent und sein Chauffeur das Gespräch im Fond der Limousine nicht mithören konnten.
    »Li Chuan ist ein Idiot«, bemerkte er zu Sofia und Nicolai. »Er redet zuviel.«
    Sofia warf Nicolai einen fragenden Blick zu. Der Russe preßte die Lippen zusammen und schüttelte unmerklich den Kopf.
    Sofia schwieg.
    »Ich habe lange genug mit ihm geredet, um zu erfahren, was ich wissen muß, Genosse General«, meinte Nicolai.
    »Glauben Sie, wir sollten von ihm den Code für die Crane-Computer kaufen?« wollte der Kubaner wissen.
    »Nein«, erwiderte Nicolai. »Wahrscheinlich wäre der sowie geändert, ehe wir eine Chance hätten, ihn zu benutzen.« »Der Meinung bin ich eigentlich auch«, stimmte ihm Gomez zu. »Der Mann träumt immer von Dingen, die sehr weit entfernt liegen. In Wirklichkeit ist er bloß gierig und dumm.« Er dachte einen Augenblick nach. »Sorgen macht mir Doy Sing Die Chinesen werden ziemlich wütend sein, wenn sie merken, was los ist.«
    Nicky sah hinaus auf die nachtdunklen Straßen. »Wir haben gar keine Wahl. Wenn sie erfahren, daß Li Chuan den Code kennt, werden sie rasch begreifen, daß wir bereits nach seinem Plan arbeiten.«
    »Es wäre mir lieber, ich könnte Fidel Bescheid sagen«, überlegte der General.
    »Das geht mir genauso. Aber wenn wir warten, ist es womöglich zu spät. Doy Sing wird sofort Bericht erstatten, wenn er wieder in der Handelsmission ist, und wer zuerst auf dem Markt ist, hat die stärkste Position.« Der General nickte. »Sie haben recht.« Er nahm den Hörer des Autotelefons und drückte auf einen Knopf. Eine unverständliche Stimme meldete sich. Gomez sagte nur ein einziges Wort: »Jetzt.«
    Er legte den Hörer zurück auf die Ga bel, seufzte erleichtert und wandte sich dann an seine beiden Fahrgäste.
    »Vor der Revolution gab es eine Show in Havanna, die vor allem bei den reichen Amerikanern ungeheuer beliebt war. Sogar Hemingway hat darüber geschrieben. Nach der Revolution wurde diese Show natürlich sofort verboten. Aber für wichtige Gäste ist sie immer geöffnet. Haben Sie vielleicht Lust, sie zu sehen? Dort ist die ganze Nacht Betrieb.« Er zog eine Zigarre aus seiner Brusttasche und warf Sofia einen prüfen"

Weitere Kostenlose Bücher