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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Zeit.«
    In diesem Augenblick betrat Bridget die Kabine. »Tut mir leid, meine Herren, Sie müssen jetzt gehen. Der Patient muß sich vor dem Essen noch hinlegen.« »Süße Sklavenhalterin«, murmelte Judd, aber es war nicht böse gemeint. Er fühlte sich tatsächlich müde.
    Zuerst hörte er das leise Summen der Triebwerke, dann öffnete er langsam die Augen. Bridget stand neben dem Bett. Mit ihrer weißen Uniform sah sie in der abgedunkelten Kabine wie ein schönes Gespenst aus. »Stehen Sie schon lange da?« fragte Judd.
    »Ein paar Minuten«, erwiderte das Mädchen. »Sie haben so fest geschlafen, daß ich nicht wußte, ob ich Sie zum Essen wecken soll oder nicht.«
    »Nachdem das Mittagessen ausgefallen ist, möchte ich schon einen Happen zu Abend«, knurrte er. »Gut.
    Ich sage in der Küche Bescheid.« Judd setzte sich auf. »Ich gehe inzwischen ins Bad. Wann ist das Essen denn fertig?« »Wann immer Sie wünschen.« »In einer halben Stunde. Ist das okay?« »Natürlich, Sir.«
    Er wartete, bis sie gegangen war, knipste dann das Licht an und gähnte.
    Das rote Licht auf dem Telefon blinkte. Er nahm den Hörer und meldete sich.
    »Ihre Stiefmutter hat angerufen, während Sie schliefen, Sir«, sagte der Funkoffizier. »Rufen Sie zurück.«
    Judd legte auf.
    Das Telefon klingelte, als er im Bad war. Er nahm den Hörer des Wandtelefons.
    »Ich habe Mrs. Marlowe am Apparat, Sir.« »Vielen Dank.« Es klickte. »Barbara?«
    »Seit sechs Wochen habe ich nicht mehr mit dir geredet«, sagte sie. »Wo bist du denn gerade?« »Im Augenblick sitze ich auf dem Klo.« »Idiot!« lachte sie. »Ich meine, wo bist du?« »Ich glaube, irgendwo über dem Amazonas. Aber genau weiß ich das nicht. Ich bin soeben erst aufgewacht.« »Geht es dir gut?« »Es ist mir nie bessergegangen.«
    »Und diese Therapie? Bekommt sie dir einigermaßen?« »Alles okay, keine Probleme. Und wie geht es dir und Jim?«
    »Sehr gut«, antwortete Barbara. »Ich habe gehört, daß du zu Reagans Vereidigung kommst?« »Ja.«
    »Wir sind auch eingeladen. Vielleicht könnten wir uns sehen.«
    »Das ist eine gute Idee. Ich rufe dich rechtzeitig an.« »Fein«, meinte sie. Es entstand eine Pause. »Bist du ganz sicher, daß es dir gutgeht?«
    »Ja, Barbara, ganz ausgezeichnet. Grüß Jim schön. Küßchen.«
    »Ja, Küßchen. Ich freu mich darauf, dich in Washington zu sehen. Bis dann, Judd.«
    Er hängte den Hörer ein und stellte sich über die marmorne Kloschüssel. Nachdem er eine Weile gewartet hatte, drückte er auf den Rufknopf.
    Bridget betrat sein Schlafzimmer. Als sie ihn dort nicht fand, kam sie ins Bad. »Haben Sie Probleme?«
    »Ja. Sehen Sie sich das an. Ich habe unglaublichen Druck auf der Blase, aber mit dieser Erektion da kann ich nicht pissen.« »Und woher kommt diese starke Erregung?« »Ich habe mit meiner Stiefmutter telefoniert «, sagte er. »Auf die war ich früher schon scharf. Wahrscheinlich bin ic h es heute noch.«
    Bridget musterte ihn kühl. »Sie machen offensichtlich vor nichts halt. Am besten, Sie duschen jetzt erst einmal kalt. Danach dürften Sie keine Schwierigkeiten mehr haben.«
    »Wir sind jetzt zehn Meilen östlich der Küste«, sagte die Stimme des Kapitäns über den Bordlautsprecher.
    Judd bediente die Sprechanlage. »Zeigen Sie es uns auf dem Bildschirm.«
    Raoul, der Chefsteward, schaltete den großen Monitor an der Stirnseite von Judds Kabine ein und verdu nkelte die Fenster.
    Auf dem Bildschirm erschien ein leuchtender Sandstrand. Vor dem Strand war eine riesige Wasserfläche zu erkennen, dahinter endlose Wälder.
    »In der Bildmitte ist das Amazonasdelta zu sehen«, erklärte der Kapitän.
    »Gehen Sie näher ran mit der Kamera«, befahl Judd. »Wir fliegen in vierzehntausend Meter Höhe«, gab der Kapitän zu bedenken. »Es wird wahrscheinlich ein bißchen unscharf.«
    »Das macht nichts«, versicherte ihm Judd. »Ich möchte es sehen. Folgen Sie dann dem Fluß.« »Jawohl, Sir.« Es klickte im Lautsprecher. Judd starrte fasziniert auf den Bildschirm. Die Erdoberfläche schien näher zu kommen, immer genauer erkannte man, wo das schlammige Wasser des Amazonas ins Meer strömte. Bald begann das blaue Meer zu verschwinden, der Strand rückte zentimeterweise weiter an den unteren Bildrand, und schließlich sah man nur noch den lehmigen Fluß, der sich immer weiter ausdehnte, bis man glaubte, der Monitor sei zu klein für den gewaltigen Strom.
    »Die Fabrikanlagen werden jeden Augenblick auftauchen«, sagte

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