Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
die Stimme des Kapitäns.
    »Können wir ein bißchen heruntergehen und über den Anlagen eine Schleife drehen?« fragte Judd. »Der genehmigte Flugplan sieht vierzehntausend Meter vor, Sir.
    Wenn ich heruntergehe, kriegen wir Ärger mit der Flugsicherung.«
    »Zum Teufel mit der Flugsicherung«, knurrte Judd. »Gehen Sie auf zehntausend Meter herunter. Ich übe rnehme die Verantwortung.« Er drehte sich zu Merlin um, der neben ihm saß. »Was soll's? Wegen der Fabriken sind wir schließlich hier, oder etwa nicht?«
    Merlin gab keine Antwort, seine Augen klebten am Bildschirm.
    Jetzt war die erste Fabrik zu erkennen. Über sechs großen Schornsteinen stiegen häßliche grauschwarze Rauchwolken auf. Lange Förderbänder führten aus den Fabrikhallen hinunter zum Fluß, wo mehrere Frachtschiffe vertäut waren. »Das muß die Papierfabrik sein«, meinte Judd. Nun wurde die nächste Fabrik sichtbar. Das Bild war schärfer geworden, und man sah jetzt, daß die Fabriken nicht an Land standen, sondern auf schwimmenden Inseln, die auf gleiche Höhe mit dem Ufer gebracht worden waren. »Das ist die Holzfabrik, in der von den dicksten Bohlen bis zum feinsten Furnier alle möglichen Holzprodukte hergestellt werden. Die Abfälle werden per Schiff zur Papierfabrik gebracht.« »Erstaunlich«, sagte Merlin.
    »Mitten im Dschungel solche riesigen Fabriken.«
    »D. K. ist ein Genie«, lächelte Judd. »Diese Fabriken waren seine Idee. Er wußte, daß er sie nicht in Brasilien bauen konnte. Also ließ er sie in Japan bauen, übers Meer schleppen und hier im Amazonas verankern.
    Die Arbeit konnte praktisch von einem Tag auf den anderen beginnen.« Eine dritte Fabrik erschien auf dem Bildschirm. Oberhalb des Gebäudes verschwand der Fluß unter Hunderttausenden von Baumstämmen, die auf der Wasseroberfläche trieben. »Das ist die Sägemühle«, erklärte Judd, »in der die Stämme entrindet, gereinigt, sortiert und geschnitten werden.« Ein ge waltiger Staudamm erschien auf dem Bildschirm. Judd wies mit dem Finger darauf. »Ein schlauer Kerl, dieser Ludwig. Er verläßt sich weder auf Öl noch auf Kernkraft. Das Wasser genügt ihm. Er beutet die Natur nicht aus, sondern sorgt auch für Wiederaufforstung. So kann er alle fünfzig Jahre neue Bäume abholzen.«
    »Dann verstehe ich nicht, warum er das alles aufgeben will«, sagte Merlin.
    »Ich glaube, dafür gibt es zwei Gründe«, meinte Judd. »Zum einen hat er sich im Dschungel getäuscht. Er hat mit fünfzig jährigen Wiederaufforstungsphasen gerechnet. Aber der Urwald wächst in rasendem Tempo.
    Ludwig hat festgestellt, daß er mindestens tausend Leute braucht, um seine Pflanzungen, seine Fabriken und die übrigen Anlagen davor zu schützen, daß der Dschungel sie überwuchert.« »Und was ist der andere Grund?« fragte Merlin.
    n K. selbst. Der Mann ist über achtzig und hat wohl inzwischen eingesehen, daß ihm nicht mehr viel Zeit bleibt.« Judd dachte einen Augenblick nach. »Ob er die Sache wohl auch aufgäbe, wenn er die Unsterblichkeit hätte?« Merlin gab keine Antwort.
    Judd drückte auf die Sprechtaste. »Danke, Kapitän, wir haben jetzt alles gesehen. Sie können den alten Kurs wieder aufnehmen.«
    »Jawohl, Sir. In drei Stunden und fünfunddreißig Minuten werden wir in Brasilia landen.«
    Während Raoul die Verdunkelung entfernte und den strahlenden Sonnenschein durch die Fenster hereinließ, kam Bridget in die Kabine. »So, es ist wieder mal Zeit für die Pillen.« Sie stellte das Tablett auf den Tisch.
    Judd nahm seine Medikamente und spülte sie mit einem Glas Orangensaft herunter. »Wird Ihnen das niemals langweilig?« fragte er.
    »Das ist mein Job«, entgegnete die Krankenschwester. »Frau Dr. Ivancich ist jetzt wach.« »Wie geht es ihr?« fragte Judd.
    »Gut. Sie kleidet sich gerade an. Doc Sawyer hat ihr geraten, den Arm in einer Schlinge zu tragen.« »Ich gehe gleich mal runter«, sagte Judd. »Das wird nicht nötig sein«, meinte Bridget. »Sie hat sowieso die Absicht, zu Ihnen zu kommen, sobald sie etwas Make-up im Gesicht hat.«
    Judd warf ihr einen belustigten Blick zu. »Sind Sie etwa eifersüchtig, Bridget? Sie haben so einen spitzen Ton in der Stimme.«
    »Eifersüchtig? Doch nicht auf Frau Dr. Ivancich, Sir! Sie ist wie eine Mutter zu mir.« Bridget verließ die Kabine mit einem winzigen Hüftschwung, den Judd bisher nicht bemerkt hatte.
    Er warf Merlin einen befriedigten Blick zu. »Ich habe den Ein druck, Miß Bridget taut allmählich auf.«
    »Kann

Weitere Kostenlose Bücher