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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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schon sein.« Merlin zog die Augenbrauen hoch. »Die Zahlen, mit denen ich mich gerade beschä ftige, laufen allerdings nicht so hübsch in die Breite, sondern mehr von ob nach unten.«
    »Wie steht es denn mit der South and Western Bank?« fragte Judd. »Gibt es was Neues?«
    »Nicht viel. Daß sämtliche Behörden jetzt in den Konten her umwühlen, wissen Sie ja schon. Und daß Ihr bester Geschäftspartner bei der South and Western Bank ausgerechnet Fidel Castro ist, habe ich wohl auch schon erwähnt.« »Ach, Scheiße«, fluchte Judd. »Warum müssen denn alle Politiker unbedingt Geschäfte machen?«
    Merlin erhob sich. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich ein bißchen aufs Ohr lege? Ich bin fast die ganze Nacht wach gewesen.«
    »Schlafen Sie nur. Wer weiß, wann Sie wieder Gelegenheit dazu haben werden. Morgen w ird ein schwerer Tag.« Merlin verschwand, und Judd winkte Fast Eddie. »Mach mir ein Cherry-Coke«, rief er. »Sofort, Boß.«
    Als Sofia zur Tür hereinkam, nahm Judd gerade den ersten Schluck. Sie zögerte einen Moment, als ob sie nicht sicher sei, wie man sie aufnehmen werde.
    »Komm herein«, sagte Judd lässig und stellte seinen Drink auf den Tisch.
    Sie trat zu ihm heran, beugte sich zu ihm hinunter und küßte ihn auf die Wange. »Vielen Dank.« »Wie geht es dir, Mädchen?«
    »Danke, gut.«
    »Keine Schmerzen?« »Nein, Judd. Es ist alles in Ordnung.« Er musterte sie von oben bis unten. »Du brauchst dich nicht »zu entschuldigen, Sofia. Du brauchst mir auch nichts zu erklären. Wir sind doch Freunde, nicht wahr?« »Ja. Das hoffe ich auch.«
    Er zeigte auf den gegenüberliegenden Sessel und wartete, bis sich Sofia gesetzt hatte. »Jeder muß tun, was er für richtig hält.« »Ich hatte Angst, du könntest glauben, daß ich dich verrate«, sagte sie.
    »Das hast du gedacht?« fragte er.
    Sie zögerte. »Nein, ich habe gehofft, du verstehst mich.«
    »Du hast mich also nicht verraten?«
    »Es ist eine alte Geschichte«, seufzte sie. »Soll ich sie dir wirklich erzählen?«
    Judd schüttelte den Kopf. »Das brauchst du nicht, ich kenne sie schon.« »Bist du wütend?«
    Er lachte. »Nein. Ich bin alt genug, um zu wissen, daß es schwer ist, sich aus alten Verpflichtungen zu lösen.« Sofia schwieg. Sie zeigte auf seinen Drink. »Dieses Zeug ist Gift für dich, das ist dir doch klar, oder?« »Ich weiß, aber ich halte eben auch meinen alten Freunden die Treue.«
    Sofia preßte die Lippen zusammen.
    »Außerdem sind Sie im Augenblick nicht im Dienst, Frau Doktor«, lächelte er. »Das stimmt.«
    Er betrachtete sie aufmerksam. »Du siehst müde aus«, stellte er fest. »Magst du ein Löffelchen Schnee?«
    »Ich könnte eine Stärkung gebrauchen«, gab sie zu. Judd winkte Fast Eddie, der die goldene Kapsel brachte.
    Aber Sofia kam wegen des verbundenen Arms mit der Prise nicht zurecht. Eddie mußte ihr den Löffel direkt unter die Nase halten. Sie nahm zwei große Portionen. Eddie zog sich wieder hinter die Bar zurück.
    »Das tut gut«, lächelte sie. »Judd, du bist ein eigenartiger Mensch.«
    Er gab keine Antwort.
    »Glaubst du wirklich, du könntest für immer leben?« »Für immer? Davon war nie die Rede«, erwiderte er.
    »Unsterblichkeit war das Wort, das ich benutzt habe.« »Das ist doch dasselbe, oder?«
    »Das weiß ich nicht, ich bin kein Sprachwissenschaftler. Aber Unsterblichkeit ist das, worum es mir geht.« »Ich hoffe, du kriegst, was du willst.« Es entstand eine Pause.
    Nach einer Weile sagte Sofia: »Deine neue Krankenschwester kann mich nicht ausstehen.« »Das spielt keine Rolle.« »Du schläfst natürlich mit ihr?« »Zufällig nicht«, lächelte Judd. »Aber du würdest gern, oder?«
    »Kann schon sein«, gab er zu. »Aber das spielt auch keine Rolle.«
    Sofia schwieg einen Augenblick. Dann sagte sie zögernd: »Nächste Woche soll hei mir eine Abtreibung durchgeführt werden.«
    Judd nickte. »Ich weiß.«
    Sofia hielt seinen Blick fest. »Ich möchte dein Baby lieber behalten.«
    »Das will ich nicht«, fuhr er auf. »Du weißt genauso wie ich, daß es nur ein medizinisches Experiment war.« »Eins von zehn«, wandte Sofia ein. »Das stellt kein großes Problem für dich dar.«
    »Eins von zehn ist immer noch eins zuviel. Es war ein Experiment, Sofia, und genau das wird es bleiben.«
    »Und was bleibt von dir, wenn du stirbst?« »Ich werde nicht sterben. Und wenn ich sterben sollte, ist auch nichts verloren.« Sofia schwieg einen Moment.
    »Bekomme ich noch eine

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