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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wahrscheinlich hat sie deshalb verlangt, daß ich diese Insel zu meinem Zufluchtsort mache.« »Glauben Sie, daß Sofia die Protokolle gefunden hat?« Judd lächelte. »Es wäre ein Wunder, wenn sie die Papiere in Bangladesh gefunden hat. Der Maharishi grast längst auf grüneren Weiden.« »Ist er gestorben?«
    Judd lachte. »Nein, keineswegs. Reich ist er geworden. Er hat in den Bergen bei San Bernardino eine Universität mit über zweitausend Studenten und nördlich von Malibu einen Ashram gegründet.«
    »He, warten Sie mal«, rief Doc Sawyer aufgeregt. »Der war doch neulich im Fernsehen.«
    »Stimmt«, nickte Judd. »Genau der. Aber im wirklichen Leben kommen Sie nicht an den ran. Den kriegen Sie genausowenig zu Gesicht wie Andropow oder Reagan.« »Aber Sie glauben, daß Sofia zu ihm vordringen kann?« »Ich hoffe es«, sagte Judd. »Vielleicht steht irgend etwas in den Papieren der alten Dame, was Sofia unwiderstehliche Überzeugungskraft gibt. Außerdem soll der Maharishi eine Schwäche für schöne Frauen haben, aber das wissen nicht einmal seine Anhänger.«
    »So jung kann er doch gar nicht mehr sein«, sagte Doc Sawyer.
    »Ich glaube, er ist bereits über siebzig. Er selbst behauptet allerdings, daß er in seiner jetzigen Inkarnation schon über tausend Jahre alt sei.« »Nicht schlecht«, lachte Doc Sawyer. »Ich habe den Eindruck, die alte Dame hat ihn behandelt. Ich glaube, er war einer ihrer Patienten.« »Das macht die Sache noch interessa nter «, sagte Doc Sawyer.
    »Aber was hat dann Sofia in Bangladesh gesucht?« »Wenn ich das wüßte«, erwiderte Judd. »Ich werde sie fragen« Er warf dem Arzt einen Blick zu. »Haben Sie Lust, zum Abendessen zu bleiben?« Doc Sawyer schüttelte den Kopf. »Ich muß zurück nach Flo rida ich stecke bis zum Hals in Problemen. Ich bin Arzt, kein Geschäftsmann. Crane Medical Research und Crane Pharmaceuticals machen ungefähr drei Millionen Dollar Verluste im Monat. Wenn das so weitergeht, brauchen wir bald eine rie sige Kapitalspritze, sonst müssen wir uns einschränken, vielleicht sogar einige Beteiligungen ver-kaufen.« »Sie werden die Sache schon in den Griff kriegen«, beruhigte ihn Judd.
    »Vielen Dank für Ihr Vertrauen«, seufzte Doc Sawyer. »Aber ich bin kein Unternehmer. Mein Verstand funktioniert nicht nach den gleichen Prinzipien wie Ihrer.« »Die Computer liefern Ihnen alle Informationen, die Sie brauchen«, sagte Judd. »Es dürfte eigentlich kein Problem sein.« »Für Sie vielleicht«, entgegnete Doc Sawyer. »Aber für mich sind die Informationen aus dem Computer nur ein einziger Datensalat.
    Die Entscheidung liegt immer bei mir, und ich weiß nicht, wie ich sie aus dem Wust von Informationen herausziehen soll.«
    Judd dachte einen Augenblick nach. »Wenn es wirklich so schlimm ist, dann stoßen Sie so viele Unternehmen ab, bis Sie das Gefühl haben, Sie hätten die Sache im Griff.« »Ich fühle mich aber nicht berechtigt, Ihr Eigentum zu verkaufen. Die Verantwortung für solche Entscheidungen müssen Sie meiner Meinung nach selbst übernehmen.« »Ich stehe voll hinter Ihnen«, sagte Judd. »Sie können von mir aus alles wegschmeißen, wenn Sie es für richtig halten, und ich werde kein Wort darüber verlieren. Es ist mir alles egal.« »Das tut mir leid«, sagte Doc Sawyer leise. »Warum sind Sie so resigniert? Sie sind ein außergewöhnlicher Mensch, Judd. Sie haben der Welt doch so viel zu geben.« »Ich fühle mich schrecklich alt, Doc. Ich habe alles schon einmal gemacht, ich habe schon so viele Spiele gewonnen, und jetzt finde ich sie alle so langweilig.«
    »Sie sind doch erst fünfzig«, widersprach Doc Sawyer. »Wenn Sie jetzt schon so resigniert sind, was soll dann erst werden, wenn Sie älter werden und womöglich unsterblich? Glauben Sie, dann nehmen Sie wieder mehr
    Anteil am Leben und Ihren Geschäften und fühlen sich jünger? Ich fürchte, Sie werden sich eher noch älter und gelangweilter fühlen. Leben heißt doch nicht bloß körperlich existieren, es besteht doch darin, daß man sich anderen mitteilt und der Welt etwas gibt.«
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie ein Philosoph sind«, sagte Judd trocken.
    »Ich bin kein Philosoph«, erwiderte Sawyer. »Ich bin Arzt. Aber inzwischen ist soviel geschehen, daß ich mir gar nicht mehr klar bin, was ich bin und was man von mir erwartet.« Judd nickte. »Sie sind müde, Doc. Sie brauchen ganz einfach Urlaub.«
    Doc Sawyer lachte sarkastisch. »Ich brauche keinen Urlaub, Judd, ich

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