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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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brauche Sie. Ohne Ihre Hilfe, ohne Ihren Rat und Ihre Anregungen kann ich nicht leisten, was ich gern möchte.« Judd schwieg.
    »Den anderen geht es übrigens genauso«, fuhr der Arzt fort. »Barbara, Merlin, alle sagen, ohne Sie geht es nicht...« »Noch zwei Monate«, sagte Judd sachlich. »Solange brauche ich noch, ehe ich weiß, wie es weitergeht.
    Können Sie mir die sen Spielraum verschaffen?« - »Ich habe jetzt schon so lange mit Ihnen und für Sie gearbeitet, da kann ich auch noch zwei Monate durchhalten«, sagte Doc Sawyer. »Die Außenwelt existiert überhaupt nicht mehr, wenn man hier auf der Insel ist«, sagte Sofia. »Man kommt sich vor, als wäre man in einem anderen Sonnensystem.« Doc Sawyer trat ans Fußende ihres Bettes und betrachtete sie. »Es ist auch ein anderes Sonnensystem«, lächelte er. »Und den Mittelpunkt bildet Judd.«
    Sofia dachte einen Augenblick nach, dann stieß sie die Bettdecke weg und stand auf. Sie war nackt. Erst nach einigen Schritten streifte sie nachlässig den seidenen Mantel über, der auf dem Stuhl lag. »Haben Sie Zeit, eine
    Tasse Tee mit mir zu trinken, Lee?« Er nickte.
    Sofia nahm den Telefonhörer auf. Max meldete sich. »Ja, bitte?«
    »Können wir eine Kanne Tee haben, bitte?« »Ja, sofort. Ist Ihnen Orange Pekoe recht, Frau Doktor?« »Ja, natürlich«, erwiderte sie. »Kekse oder Petits fours?« »Danke, bloß Tee.« »Sofort, Frau Doktor.«
    Sofia wandte sich wieder dem Arzt zu. »Gehen wir ein bißchen auf die Terrasse?«
    Schweigend traten sie auf den Balkon. Sofia schloß die Tür hinter ihnen. »Glauben Sie, es sind Mikrophone im Zimmer?« fragte er.
    »Ja«, erwiderte sie. »Mikrophone und Videokameras.« »Wissen Sie das genau?« fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur eine Eingebung. Wenn ich Judd wäre, würde ich den Raum überwachen und wahrscheinlich auch diesen Balkon.«
    Doc Sawyer sah sie nachdenklich an. »Vielleicht«, meinte er. »Ich kann ihn gar nicht mehr einschätzen.«
    »Hat er sich so verändert?« fragte Sofia. »Ja und nein. Ich könnte gar nicht sagen, was es ist. Deshalb wollte ich auch noch mit ihm reden, ehe ich aufs Festland zurückkehre. Sie sind Ärztin. Ich möchte, daß Sie ihn beobachten und mich auf dem laufenden halten.« Max klopfte von innen an die Balkontür. Er trug ein Tablett mit einer Kanne Tee, einer Kanne mit heißem Wasser, einem Milchkännchen, einem Teller mit Zitronenscheiben, einem Honigtöpfchen und Zucker und stellte es auf dem Gartentisch ab.
    »Sonst noch etwas, Frau Doktor?« fragte er höflich. Sofia verneinte. Als sich der Schwarze zurückzog, schenkte sie den Tee ein. Sie wartete, bis Max auch die Tür des Schlafzimmers hinter sich geschlossen hatte, bevor sie weitersprach. »Sie sind doch sein Arzt«, sagte sie und reichte DOC Sawyer seine Tasse.
    »Warum glauben Sie, ich könnte ihn besser beurteilen als Sie? Sie kennen ihn doch schon viel länger.«
    »Das ist richtig. Aber ich habe ihn heute zum ersten Mal wie dergesehen, seit er sich hier auf dieser Insel versteckt. Sonst haben wir immer nur telefoniert. Ich habe natürlich jede Woche den Computerausdruck gelesen, der alle medizinischen Untersuchungsergebnisse enthält.« »Er hat also hier einen Arzt?«
    »Nein«, erwiderte Doc Sawyer, »nur ein paar Schwestern und mediz inisch-technische Assistentinnen, die sich um die Maschinen kümmern, mit denen er überwacht wird.« »Ist dieses Mädchen aus Irland, diese Bridget, noch bei ihm?«
    »Nein, die hat uns in New York verlassen, bald nachdem Sie abgereist waren.«
    »Kennen Sie die Schwestern?« fragte Sofia. »Eigentlich nicht. Ich habe sie zwar alle eingestellt, aber ich hatte keine Zeit, sie persönlich kennenzulernen. Es sind auch mehr Technikerinnen als Krankenschwestern.
    Sie verstehen mehr von Computern und Meßgeräten als von Patienten.« »Können Sie mir eine Kopie des letzten Computerausdrucks besorgen?«
    »Ich habe ihn bei mir.« Doc Sawyer zog einige zusam-menge faltete Blätter aus der Innentasche seines Jacketts. Sofia studierte sie rasch. Dann hob sie den Kopf. »Das ist interessant«, sagte sie. »Alle seine Lebensfunktionen haben sich deutlich verlangsamt. Sowohl die Schlagzahl des Herzens als auch der Blutdruck und die Körpertemperatur haben sich erheblich verringert. Die Lungenkapazität hat sich so gesteigert, daß er viel langsamer atmet. Der Blutspiegel und die Urinanalyse sind offensichtlich
    ohne Befund.«
    Sie faltete die Blätter wieder zusammen und gab sie

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