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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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erkundigte sie sich. »Mr. Crane hat es gern so. Weiß ist sauber und hygienisch. Außerdem glaubt er, daß die weißen Uniformen Eitelke it und Konkurrenz beim Personal verhindern.« »Und was ist mit Besuchern?« fragte Sofia. »Müssen die auch Weiß tragen? Hat er mir deshalb dieses Abendkleid geschickt?«
    »Ich weiß von keinem Abendkleid«, erwiderte Fast Eddie, und sie hatte das Gefühl, daß er ihre Frage nicht beantworten wollte. Auch das nächste Stockwerk wurde von einem Sicherheitsbeamten bewacht.
    »Was ist denn auf diesem Stock untergebracht?« fragte sie.
    »Die Nachrichtenzentrale, die Verwaltung und die Computer«, erklärte Fast Eddie. »Unten im Erdgeschoß, wo Sie hereingekommen sind, liegen die Wohnräume für das Personal. Im ersten Untergeschoß gibt es ein Kino, Sportanlagen und andere Erholungsräume; im zweiten Untergeschoß liegt die Klinik, und ganz unten sind die Maschinenräume, mit denen wir alles in Gang halten. Die Wohnung von Mr. Crane ist ganz oben, im dritten Stock. Er hat allen Komfort: Schlafzimmer, Bad, Trimmstudio, Wohnzimmer, Eßzimmer, Küche, eine Bar, eine Bibliothek und sein privates Büro.« Sofia dachte einen Augenblick nach.
    »In gewisser Weise«, sagte sie, »ist es wie damals das Flugzeug. Nur größer.« »Stimmt«, nickte Eddie.
    »Es ist wirklich so ähnlich. Möchten Sie etwas Schnee?«
    Sofia warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Sehe ich so aus, als hätte ich es nötig?«
    »Kann ja nichts schaden«, grinste Eddie. Er hielt ihr die Kapsel hin und sah zu, wie sie das Kokain auf den Löffel schob. »Nehmen Sie eine große Portion«, riet er. »Sie betreten jetzt eine eigenartige Welt.«
    Sofia gab ihm die Kapsel zurück, und die Türen öffneten sich, ehe sie fragen konnte, wie er das gemeint habe.
    4
    Sitarmusik empfing sie, als sie den Aufzug verließen. Fast Eddie führte Sofia direkt in die Bibliothek, deren Einrichtung aus zwei Couches, einem kleinen Cocktailtisch und der unvermeidlichen Getränketheke bestand. Eddie winkte mit der Hand in Richtung der Sitzecke, und Sofia nahm Platz. Kurz darauf stellte der Schwarze ein silbernes Tablett mit einer Kilodose eisgekühlten Kaviar auf den Tisch. Auf der einen Seite des Kaviars standen eine Flasche Champagner und eine eiskalte Flasche Wodka, auf der anderen Seite Toast, Butter, Eier, Sauerrahm und Zwiebeln. Eddie warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Wodka«, entschied sie. Das dünne Glas beschlug sofort, als Eddie die eiskalte Flüssigkeit einfüllte. »Mr.
    Crane wird in wenigen Minuten bei Ihnen sein«, sagte Eddie und schloß die Tür hinter sich, als er ging.
    Sofia warf einen Blick aus dem Fenster. Der bleiche Mond legte eine glitzernde Bahn auf das Meer. Es war ein Anblick von überirdischer Schönheit. Sofia nahm das Wodkaglas und setzte es an die Lippen.
    »Nasdarowje«, sagte eine Lautsprecherstimme. »Nas-darowje«, wiederholte sie automatisch und trank das Glas aus. Dann sah sie sich um. Der Raum war immer noch leer. »Judd?« fragte sie. »Hörst du mich, Judd?«
    »Ja.«
    »Es ist schon so lange her«, sagte Sofia. »Ich würde dich gern sehen.«
    »Ich kann dich sehen.«
    »Das ist nicht fair«, maulte Sofia. »Ich kann dich nicht sehen.«
    »Warum trägst du das Kleid nicht, das ich dir geschickt habe?«
    »Es war zu eng«, erwiderte sie. »Vor drei Jahren hätte es vielleicht noch gepaßt, aber jetzt nicht mehr.«
    Judd schwieg.
    »Kommst du bald?« fragte Sofia.
    »Ja«, sagte Judd. »Neben deinem Stuhl sind die Knöpfe für die Fernbedienung des Fernsehers.«
    »Ich brauche kein Fernsehen«, sagte Sofia. »Der Mond und das Meer sind so schön. Ich genieße einfach die Aussicht.« Der Lautsprecher klickte, und dann war wieder die Sitarmusik zu hören. Sofia füllte ihr Glas noch einmal und trank in langsamen Schlucken. Plötzlich wurde sie hungrig und häufte sich einige Löffel Kaviar auf den Toast. Als Judd schließlich kam, hatte sie vier Scheiben Toast verzehrt und drei weitere Wodkas getrunken. Sie fühlte sich schwindlig, als sie sich erhob. »Ich glaube, ich bin ein bißchen betrunken«, entschuldigte sie sich. Judd lächelte, küßte sie und faßte sie behutsam am Arm. »Dann setz dich lieber gleich wieder hin.« »Was hast du mir in den Wodka getan?« fragte sie und sah zu ihm hoch.
    »Nichts«, beruhigte er sie. »Es wird dir gleich bessergehen wenn du etwas gegessen hast.«
    »Du siehst gut aus«, sagte sie. Sein dunkles Haar war von ein paar grauen Strähnen durchzogen, und seine

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