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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lampenstrahl über sie hinwegstrich und sie allmählich und der Reihe nach aus dem Dunkel hervorholte, hatte ich den Eindruck, als würden die Köpfe leben. Die Motive zeigten nur Portraits. Möglicherweise die der Mönche, die einmal hier gelebt hatten. Die Männer blickten durchweg finster. Viele von ihnen trugen wallende Barte. Besonderes Gewicht hatten die Maler auf die Augen gelegt und die obere Gesichtspartie. Sie sahen immer düster aus.
    An der rechten Seite begannen eine Reihe von Türen. Dahinter lagen die Kammern oder Zellen der Mönche.
    »Da haben sie gelebt!« flüsterte Reuven.
    »Auch Gabaon?«
    »Nein, der wohnte woanders. Sie haben ihn von sich abgesondert.«
    »Was war der Grund?«
    Reuven tippte gegen seine Stirn. »Er… er soll angeblich nicht richtig im Kopf gewesen sein.«
    »Dennoch hat man Sie mit ihm sprechen lassen.«
    »Darüber wundere ich mich auch. Die Mönche müssen einen Grund gehabt haben. Leider habe ich ihn nicht herausfinden können.«
    Wir hatten mittlerweile die erste Tür fast erreicht. Ich drehte den rechten Arm und strahlte dorthin, wo die Tür und der Fuß fast zusammentrafen und nur einen schmalen Spalt freiließen.
    Die Tür war nicht ganz geschlossen. Zuerst dachte ich an eine Täuschung oder Spiegelung, dann leuchtete ich noch einmal hin, und meine Begleiter entdeckten es im gleichen Augenblick. Aus dem offenen Türspalt schaute eine gekrümmte, bleiche Hand hervor!
    ***
    Maurice Reuven stieß einen Schrei aus. Er ging einen Schritt zurück, umfaßte Bills Arm und flüsterte: »Meine Güte, der ist tot!«
    Ich kümmerte mich nicht um die beiden, stand schon an der Tür und drückte sie nach innen.
    Das Licht erfaßte einen leblosen Körper. Er lag auf der Seite. Wie ausgeschnitten wirkte das verzerrte Gesicht mit der spitzen Nase und dem halb offenen Mund. Der Tote trug noch seine Kutte. Der Stoff besaß eine rotbraune Farbe, um die Hüfte war eine sandfarbene Kordel geschlungen.
    Ich bückte mich und untersuchte den Toten. Starr und kalt war er. Die Haut sah aus wie gelbweißer Wachs. Ich konnte keine äußerlichen Verletzungen erkennen und wußte deshalb nicht, wie er ums Leben gekommen war.
    Mein Blick fiel in die Zelle.
    Sie zeigte eine sehr spartanische Einrichtung. Ein Holzbett, ein Tisch, einen Schrank, zwei Stühle, eine Kanne mit Wasser. Elektrisches Licht war nicht vorhanden, dafür ein sehr schmales Fenster, in der Höhe nicht größer als ein halber Männerann. Der graue Streifen Licht, der sich seinen Weg in die Düsternis der Zelle bahnte, verdiente den Namen nicht einmal. Ich kam wieder hoch. Hill und Maurice standen in der offenen Tür.
    »Nichts zu machen«, sagte ich.
    »Hast du nicht erkannt, woran er gestorben ist?« fragte mein Freund.
    »Nein.«
    »Vielleicht ein Herzschlag«, flüsterte Reuven.
    »Kann sein. Aber sehen wir weiter.« Als ich vorgehen wollte, hielt Bill mich fest. »Glaubst du, daß er nicht der einzige ist?«
    »Ich befürchte es fast.«
    »Das kann doch nicht sein«, flüsterte der Belgier. »Alle tot. Das will ich nicht glauben.«
    »Noch haben wir keinen Beweis.« Ich ging weiter, drehte mich scharf nach rechts und steuerte auf die zweite Für zu.
    Sie war zwar geschlossen, aber nicht versperrt. Auf Druck schwang sie lautlos in die Zelle hinein, die ich mit meiner Halogenleuchte ausstrahlte. Der Mönch lag auf dem Bett. Es sah wirklich aus, als würde er schlafen, doch mir gefiel seine Haltung nicht. Einen Arm hielt er ungewöhnlich verdreht. Er war über die Kante seines Lagers hinweggekippt, die starren Finger berührten mit ihren Spitzen den kalten Steinboden, als wollten sie dort etwas wegkratzen.
    Ich trat trotzdem an das Lager heran und leuchtete an dem dunklen Haar des Mannes vorbei in dessen Gesicht, wo die Haut den gleichen wächsernen Ausdruck zeigte wie bei dem ersten Toten. Als ich mich umdrehte, flüsterte Reuven mit ahnungsvoll klingender Stimme: »Das war der zweite.«
    »Gehen wir weiter«, sagte Bill. Er hatte diesmal die Führung übernommen und fand auch den dritten Toten. Der Mönch hockte auf einem Stuhl. Mit dem Oberkörper war er nach vorn gefallen, die Stirn berührte die Holzplatte des Tisches.
    Auch hier die bleiche Totenfarbe, und auch hier entdeckten wir keinerlei Anzeichen von Gewalt.
    »Wie können sie nur gestorben sein?« sinnierte Bill Conolly. Er hatte plötzlich eine Idee und schaute mich an. »Vielleicht durch Gift? Kann man sie vergiftet haben?«
    »Das wäre eine Möglichkeit.«
    »Aber wer

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