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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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macht so etwas?« fragte Maurice, der sichtlich Mühe hatte, die Fassung zurückzugewinnen.
    »Wir wissen es nicht«, erwiderte ich. In den folgenden Minuten durchsuchten wir auch die nächsten Zellen und landen sie von Toten belegt.
    »Wissen Sie eigentlich, Maurice, wie viele Mönche in dem Kloster gelebt haben.«
    »Keine Ahnung.«
    »Bisher haben wir neun Tote gefunden«, sagte Bill.
    »Und neun Kugeln besitzt das Atomium«, fügte ich hinzu. »Befand sich Gabaon auch unter den Toten?«
    »Nein.«
    »Dann können wir also davon ausgehen, daß er noch lebt«, murmelte ich.
    »Oder rechtzeitig geflohen ist«, meinte Bill. »Stimmt. Trotzdem möchte ich das Kloster durchsuchen. Es gibt doch nicht nur die Zellen. Bestimmt auch mehrere Etagen und Keller, nicht wahr, Maurice?«
    »Kann schon sein.«
    Er wollte nicht, das war ihm anzumerken und auch verständlich. Dieses Kloster war ein großes Grab, ein Ort des Todes, aber auf Empfindungen konnten wir jetzt keine Rücksicht nehmen.
    »Also, wo haben Sie mit ihm geredet?«
    »Im… im Keller.«
    »Dann gehen wir dahin. Kennen Sie noch den Weg?«
    »Ja«, wisperte er. Maurice ging vor. Wir schritten tiefer hinein in die Kälte zwischen den Klostermauern. Düstere Gänge schluckten uns. Wir schauten hin und wieder in Räume oder Kammern hinein, aber nicht in die Wohnzellen der Mönche. Wir entdeckten eine primitive Küche. Gekocht wurde noch über einer offenen Feuerstelle.
    »An diesem Kloster ist die Zeit tatsächlich vorübergegangen«, sagte Bill.
    »Wer war eigentlich der Abt?«
    Reuven hatte die Frage ebenfalls gehört. Er blieb stehen und drehte sich langsam um. »Muß ich das noch sagen?«
    Bill begriff. »Gabaon?«
    »Ja, er sagte es mir. Er hat das Kloster geleitet. Er war ein sehr intelligenter Mensch und verfügte über ein immenses Wissen. Nicht umsonst wurde er zum Abt gewählt.«
    »Weshalb wurde er dann so seltsam?«
    »Möglicherweise hatte er den Durchblick«, vermutete Reuven. »Er suchte einen Vertrauten, den er wohl unter den Mönchen nicht fand. Deshalb wird er auch mich eingeweiht haben.«
    Das war zumindest eine gute Möglichkeit. Ich drückte uns die Daumen, daß wir ihn auch fanden. Wenn mir die Lage des Klosters noch bewußt war, befanden wir uns auf dem Weg zur Kartelle. Aber in der Kirche hatte Maurice nicht mit ihm gesprochen.
    »Wir müssen tiefer«, flüsterte er, »in den Keller. Da habe ich mit ihm geredet.«
    Der nächste Weg führte uns durch einen schmalen Gang. Kahle Mauern engten uns ein. Nur an der linken Seite befanden sich schmale Fenster. Sie lagen aber so hoch, daß keiner von uns hindurchschauen konnte. Dann erreichten wir eine Treppe. Sie war sehr breit und führte in einem weiten Linksbogen in die Tiefe, wo die grauen Stufen mit der Finsternis eins wurden. Man konnte das Gefühl bekommen, in eine gewaltige Krypta zu steigen, in ein riesengroßes Grab, in dem Hunderte von Toten lagen, wobei die Gebeine ein wirres Durcheinander bildeten. Diesmal ging ich vor und strahlte auch die Stufen an. Der helle Schein fiel auf die Treppe und wurde von dem kalten Gestein reflektiert. Jede Stufe wirkte wie geputzt. Über uns wölbte sich die Decke. Sie war nur mehr eine weißgraue Fläche, ziemlich blaß, wie mit Lauge abgewaschen. Zum Ende der Treppe hin wuchsen die Wände wieder zusammen. Ein alter Gang oder Tunnel starrte uns an. Die Luft war nicht nur kälter geworden, sondern auch feuchter. Sie roch nach Moder. Der Vergleich mit einer Gruft stimmte immer mehr. Ich drehte mich um. Schwach hoben sich die Gestalten meiner Freunde von den Stufen ab.
    »Hier unten war es?« fragte ich.
    »Ja.« Maurice deutete auf den Stollen. »Da hinein, dann erreichen wir einen Quergang. Dort liegen die Kammern.«
    »Okay.«
    Der Quergang war niedriger und sehr eng. Mit den Haaren strich ich unter der Decke entlang.
    »Es ist nicht mehr weit«, sagte Maurice leise hinter mir. »Nur bis zur Holztür.«
    Auf sie fiel bereits das Licht meiner Lampe. Die Tür war sehr niedrig. Um sie passieren zu müssen, hätte ich mich schon tief ducken müssen. Das Schloß zeigte sehr viel Rost. Ich glaubte nicht daran, daß es noch funktionierte.
    Mit ein wenig Gewaltanwendung schaffte ich es, die Tür aufzuziehen. Licht gab es auch hier nicht, ich leuchtete mit der Lampe, starrte auf ein leeres Strohlager, das erbärmlich stank, und entdeckte die Reste eines zerbrochenen Kreuzes.
    Was war hier geschehen?
    »Ist er da?« wisperte Maurice.
    »Nein, die Zelle ist

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