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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leer.«
    »Dann hat es ihn auch erwischt.«
    »Das ist so lange unklar, bevor wir nicht die Leiche gesehen haben«, erwiderte ich und zog mich wieder zurück. »Ich glaube schon, daß Gabaon eine gewisse Rolle gespielt hat und auch noch spielen wird.«
    »Wo könnte er noch sein?« fragte Bill.
    Da war guter Rat teuer.
    Ich hatte eine Idee. »In der Kapelle haben wir noch nicht nachgeschaut. Wie wäre es damit?«
    »Ja, gut.«
    »Und Sie, Maurice?«
    »Meinetwegen.«
    Wir gingen wieder zurück. Niemand kam uns entgegen. Wir hörten überhaupt nichts, nur unsere eigenen Schritte. Der Weg zur Kapelle war leicht zu finden.
    Vom Kloster her gab es einen direkten Zugang, eine schmale Tür, dunkel gestrichen, die ich aufzog. Mir wehte nicht nur kühle Luft entgegen, auch der Geruch nach verbrannten oder brennenden Kerzen. Mit vorsichtigen Schritten und angehaltenem Atem betrat ich die kleine Kapelle.
    Bill und Maurice folgten mir. »Das kann nicht sein«, flüsterte der Belgier.
    »Himmel, was ist denn hier geschehen?«
    Ich brauchte die Lampe nicht. Jemand hatte genügend brennende Kerzen aufgestellt, um dem Raum Licht zu geben. Es war ein unheimliches Licht. Ein dauerndes Wechselspiel zwischen Helligkeit und Schatten.
    Wind bewegte die Kerzenflammen. Er drang durch die schmalen Fenster, spielte mit ihnen, bog sie, ließ sie tanzen und flackern. Die Kerzen waren nicht willkürlich aufgestellt worden. Sie standen so, daß sie praktisch einen Weg einrahmten, der von der Tür her zum Altar führte oder zu dem, was noch von ihm übriggeblieben war. Christliche Symbole sah ich nicht mehr. Falls sie noch vorhanden waren, so hatte man sie zerstört. Zerschmetterte Statuen, zerbrochene Kreuze. Auf dem Altar, lag ein Mensch!
    Er hatte die Arme ausgebreitet, die Beine noch vorgestreckt, so daß seine Fußsohlen den Boden berührten. Sein Gesicht war nicht zu erkennen. Der Mann war mit einer dunklen Kutte bekleidet, die Füße steckten in schlichten Schuhen. Sie besaßen eine Sandalenform.
    »Ist er das?« fragte ich.
    Maurice nickte mit angespanntem Gesicht. »Ja«, hauchte er, »das ist der Abt Gabaon…«
    ***
    Auch er sah aus, als wäre er tot. Wenn er noch lebte, dann mußte er uns gehört haben. Jedenfalls rührte er sich nicht, schien aberdarauf zu warten, daß wir zu ihm kamen.
    Ich konnte leider nicht feststellen, ob er noch atmete. Zwar bewegte sich seine Kutte über der Brust, wo sie auch Falten geworfen hatte, dafür aber zeigte sich der Wind verantwortlich, der durch die scheibenlosen Fenster wie der Atem aus einer anderen Welt strich.
    »Bleibt ihr zurück«, sagte ich und schritt den vom flackernden Kerzenlicht flankierten Weg auf den Altar zu.
    Auch an mir waren die letzten, unheimlichen Ereignisse nicht spurlos vorübergegangen. In meinem Innern breitete sich eine lastende Spannung aus. Der Druck stieg immer mehr an. Er bahnte sich seinen Weg bis zur Kehle hoch, wo er mir das Atmen erschwerte. Von beiden Seiten streifte mich die Warme des Kerzenscheins. Ansonsten war es in dieser Kapelle kalt.
    Es war ein schlichter Altar. Der rechteckige Block stand auf einer breiten Stufe. Ich hob das rechte Bein etwas an, ging noch ein Stück vor und blieb dicht vorder rücklings auf der Platte liegenden Gestalt stehen. War sie auch tot?
    Mit kleinen Schritten schob ich mich an ihr vorbei und ging auf die rechte Seite.
    Im letzten Restschein des Kerzenlichts schaute ich in ein düster wirkendes Gesicht mit geschlossenen Augen und einem offenstehenden Mund. Die Haut war dünn. Man schien sie im nachhinein über die Knochen gezogen zu haben. Lippen waren kaum zu erkennen, am Hals traten die Adern dick wie Stränge hervor.
    Alle anderen toten Mönche hatten die Augen geöffnet gehabt. Dieser hier nicht. Ich berührte eine Hand. Die Haut fühlte sich rauh an wie altes Papier. Sie war zwar kühl, aber nicht kalt und leichenstarr. Lebte er noch?
    Meine sanfte Berührung schien so etwas wie eine Initialzündung gewesen zu sein, denn die Augenlider bewegten sich, sie zuckten. Linen Moment später öffnete Gabaon die Augen.
    Er starrte mich an.
    Ich schaute ihn an, versuchte in den grauschwarzen Pupillen etwas zu lesen wie Überraschung, Freude oder auch Ärger. Nichts dergleichen. Der Blick kam mir eher prüfend vor.
    Ich drehte den Kopf und gab den beiden Männern dabei ein Zeichen mit der Hand.
    »Er lebt.«
    »Das gibt's nicht«, hauchte Maurice.
    »Kann er reden?« fragte Bill.
    »Ich weiß nicht.«
    Die beiden hielt nichts mehr. Ich

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