Die Mordbeichte
fragte da Costa,
»Sie wissen, wer ich bin?«
»O ja! Man hat mich schon in jungen Jahren gelehrt, den Teufel zu erkennen.«
Meehan starrte ihn einen Moment
überrascht an, dann lachte er schrill, den Kopf
zurückgeworfen. Das Gelächter hallte von den Dachsparren
wider. »Das ist gut! Das gefällt mir!«
Pater da Costa schwieg, und Meehan
wandte sich schulter zuckend dem Altar zu. »Als Kind pflegte ich
hierher zu kommen. Ich war Ministrant.« Er wandte sich um und
fragte herausfordernd: »Sie glauben mir nicht?«
Meehan nickte in Richtung des Altars.
»Ich habe dort viele Male gestanden. Meine alte Dame hat jede
Woche mein Meßgewand gewaschen und gebügelt. Sie liebte mich
in dieser Rolle. Pater O'Malley war in jenen Tagen Priester.«
»Ich habe von ihm gehört«, sagte da Costa.
Meehan erwärmte sich an seinem
Thema. Er erzählte Anek doten aus jenen Tagen, erinnerte sich
glucksend des knallhar ten Priesters, der ihm mit einem Stock für
vierzehn Tage Ehr lichkeit eingebläut hatte.
Pater da Costa wiederholte ruhig: »Was wollen Sie hier?«
Meehan machte eine Geste, die die ganze Kirche einschloß.
»Nicht mehr das, was sie mal war. Einst war sie wunder
schön, aber jetzt … « Er hob
die Schultern. »Kann jede Se kunde einstürzen. Habe
gehört, die Restaurationsgelder ha ben nicht sehr weit
gereicht.«
Pater da Costa begann zu verstehen. »Und Sie möchten gern helfen, ist es so?«
Die Tür öffnete sich hinter
ihnen. Beide wandten sich um. Eine alte Dame mit einer Einkaufstasche
trat ein. »Wir können hier nicht sprechen. Kommen Sie
mit«,sagte da Costa.
Sie fuhren mit dem Aufzug auf die
Turmspitze. Der Nebel hatte sich gehoben. Die Sicht war
ungewöhnlich gut. Meehan war entzückt. »Ich war als
Kind mal hier oben. Im Glocken turm.« Er deutete über das
Geländer auf die Bagger. »Dort wohnten wir. Khyber Street
13.« Er wandte sich da Costa zu und sagte leise: »Das
Arrangement zwischen Ihnen und Fallon – Sie werden dabei
bleiben.?«
Da Costa fragte: »Was für ein Arrangement soll das sein?«
»Tun Sie nicht so!«
erwiderte Meehan ungeduldig. »Diese Beichtgeschichte. Ich
weiß Bescheid. Er hat es mir erzählt.«
»Dann wissen Sie ja als Katholik auch, daß das Beichtge heimnis unantastbar ist.«
Meehan lachte rauh. »Er hat Grips, dieser Fallon. Er hat Ihnen ganz schön den Mund gestopft, wie?«
Da Costa atmete tief ein, um seinen
Zorn zu unterdrücken. Meehan gluckste. »Macht nichts, Pater.
Ich zahle immer meine Schulden. Wieviel« – er machte wieder
eine umfassen de Geste –, »um all das richten zu
lassen?«
»Fünfzehntausend
Pfund«, teilte ihm der Pater mit. »Für die wichtigsten
Vorarbeiten. Später wird mehr gebraucht.«
»Kein Problem«, sagte
Meehan. »Mit meiner Hilfe könnten Sie das innerhalb von zwei
oder drei Monaten auf treiben.«
»Darf ich fragen, wie?«
Meehan zündete sich eine
Zigarette an. »Da sind zuerst einmal die Klubs. Dutzende
über den ganzen Norden verteilt. Sie alle würden den
abgewetzten Klingelbeutel herumwan dern lassen, wenn ich es ihnen
auftrage.«
»Und Sie bilden sich tatsächlich ein, daß ich das annehmen könnte?«
Meehan schien verwirrt. »Es ist
nur Geld. Papier. Ein Zah lungsmittel. Ist es nicht das, was Sie
brauchen?«
»Für den Fall, daß
Sie es vergessen haben, Mr. Meehan: Christus hat die Geldverleiher aus
dem Tempel getrieben.«
Meehan runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«
»Meine Religion lehrt mich,
daß eine Versöhnung mit Gott immer möglich ist,
daß kein menschliches Wesen – wie schlecht es auch immer
sein mag – nicht Gottes Gnade teil haftig werden kann. Und bis
jetzt habe ich immer daran ge glaubt.«
Meehans Gesicht war bleich vor Wut.
Er packte da Costas Arm, stieß ihn gegen das Geländer und
deutete nach unten. »Khyber Street 13. Ein Reihen-Kaninchenstall.
Ein Raum unten, zwei oben. Eine stinkende Toilette für alle vier
Häuser. Mein alter Herr verduftete, als ich noch ein Kind war. Er
hatte Verstand. Meine alte Dame hat uns mit Putzen durchgebracht
– sofern sie Arbeit fand. Wenn nicht, standen Sonnabend nacht
immer noch die Zehn-Shilling-Bumser hinter der Knei pe. Eine dreckige
Hure – das war sie.«
»… die Zeit fand, jede
Woche Ihr Ministrantengewand zu reinigen«, sagte da Costa.
»Die Sie gefüttert und gewaschen und in diese Kirche
geschickt hat.«
»Zum Teufel
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