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Die Mordbeichte

Die Mordbeichte

Titel: Die Mordbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Erfahrung«, bekannte der Pater.
»Und mehr als sonst irgend etwas beunruhigend.«
      »Sind Sie der Ansicht?«
      »Sehen Sie doch selbst!«
      Lawlor trat an den Operationstisch,
und Pater da Costa folgte ihm. Der Leichnam war geöffnet und ganz
leer. Ausge weidet. Nichts als gähnende Leere. Eine dicke Schicht
gelben Fettes, darunter rotes Fleisch, praktisch kein Blut.
      »Und Sie glauben, daß das alles ist?« fragte da Costa.
      »Sie nicht?« konterte Lawlor.
      »Der menschliche Körper
ist ein technisches Meisterwerk. Unendlich zweckmäßig. Es
scheint keine Aufgabe zu geben, die ein Mensch, wenn er will, nicht
bewältigen könnte. Würden Sie dem zustimmen,
Professor?«
    »Vermutlich.«
      »Und das soll alles sein, was
letzten Endes von einem Einstein oder Picasso übrigbleibt? Ein
ausgeweideter Körper und ein paar zerhackte Innereien, die in
einem Plastikeimer herumschwimmen?«
      »O nein!« Lawlor grinste
müde. »Bitte keine Metaphysik, Pater! Ich habe noch mehr zu
tun.« Er wandte sich Miller zu. »Hast du genug
gesehen?«
      »Ich denke schon«, erwiderte Miller.
      »Gut. Dann schaff diesen
Advokaten des Teufels hier raus und laß mich in Ruhe zum Ende
kommen. Morgen wirst du den vollständigen Bericht erhalten.«
Er grinste wieder den Pater an. »Aus ersichtlichen Gründen
kann ich Ihnen nicht die Hand schütteln. Aber schauen Sie herein,
wann immer Sie vorbeikommen. Es ist stets jemand hier.«
      Er lachte über seinen Witz,
lachte noch immer, als sie ins Umkleidezimmer zurückgingen. Einer
der Assistenten beglei tete sie, um sicherzugehen, daß die
Kittel, die sie getragen hatten, direkt in den Wäschekorb
wanderten.
      Miller war müde und deprimiert. Er hatte verloren. Und er wußte nicht, wie er weiter vorgehen sollte.
      Es regnete immer noch. Als sie zum
Wagen kamen, hielt Fitzgerald dem Pater die Tür auf, und da Costa
stieg ein. Miller folgte ihm. Fitzgerald saß vorn neben dem
Chauffeur.
      Während sie sich in den Verkehr
einreihten, sagte Miller: »Ich wollte Sie mit der Realität
konfrontieren, aber es hat nichts geändert, nicht wahr?«
      Pater da Costa erzählte eine
Geschichte. »Als ich zwanzig war, sprang ich in den Bergen von
Kreta mit einem Fallschirm ab, als Bauer verkleidet. Im Dorfgasthof
angekommen, wurde ich augenblicklich von einem deutschen Geheimagenten
mit vorgehaltenem Gewehr festgenommen. Einem Mitglied der
Feldgendarmerie.«
    Miller war interessiert. »Sind Sie verraten worden?«
      »So ähnlich. Er war nicht
schlecht. Sagte mir, daß es ihm leid täte, daß er mich
aber festhalten müßte, bis die Gestapo käme. Wir
tranken etwas zusammen. Mir gelang es, ihm mit einer Weinflasche
über den Schädel zu schlagen.«
      »Was passierte?«
      »Er schoß mir in die
linke Lunge, und ich erwürgte ihn mit meinen Händen.«
Pater da Costa hielt sie hoch. »Seitdem habe ich jeden Tag
für ihn gebetet.«
      Sie bogen in die Straße, die an
der Kirche entlangführte ein, und Miller sagte: »Na
schön, ich habe kapiert.« Der Wagen hielt. Millers Stimme
klang wieder sehr formell. »Gesetzlich machen Sie sich durch Ihre
Haltung zum Mitschuldigen. Ist Ihnen das klar?«
      »Vollkommen.«
      »Gut. Ich habe vor, mich an
Ihren Vorgesetzten zu wenden. Ein letzter Versuch, Sie zur Vernunft zu
bringen.«
      »Monsignore O'Halloran ist der
Mann, den Sie suchen. Ich wollte ihn bereits selbst aufsuchen, aber er
ist nicht in der Stadt. Er wird morgen früh zurück sein. Doch
er wird Ihnen nichts nützen.«
      »Dann wende ich mich an den Staatsanwalt und beantrage einen Haftbefehl.«
      Pater da Costa nickte. »Sie
müssen tun, was Sie für richtig halten.« Er stieg aus.
»Ich bete für Sie.«
      »Für mich beten!«
      Miller biß die Zähne zusammen, während der Wagen sich in Bewegung setzte.
      Es war feuchtkalt in der Kirche.
Pater da Costa war müde – erbärmlich müde. Es war
ein schrecklicher Tag gewesen – der schlimmste seit Jahren
– seit dem chinesischen Straflager in Chong Sam. Wenn Fallon und
Miller sich doch einfach in Luft auflösen würden!

      Er tauchte seine Finger in
Weihwasser, zu seiner Rechten flammte ein Streichholz in der Dunkelheit
auf. Jemand zündete eine Kerze in der kleinen Seitenkapelle
für St. Martin de Por res an und erhellte ein vertrautes Gesicht.
Nach einer kleinen Pause kam der Teufel auf ihn zu. Pater da Costa
wappnete sich, ihm entgegenzutreten.

    8

    »Was wollen Sie hier, Meehan?«

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