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Die Morde des Herrn ABC

Die Morde des Herrn ABC

Titel: Die Morde des Herrn ABC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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meine Fragen. Den Grund für Mrs. Ascher habe ich lange schon geahnt; den für Sir Carmichael Clarke, den für den Doncaster-Mord und schließlich den letzten, wichtigsten, den für Hercule Poirot, machte mir erst Ihre Bemerkung klar.»
    «Wollen Sie mir nicht bitte erklären…»
    «Im Augenblick nicht. Ich brauche noch einige Auskünfte. Die kann ich von unserer Spezialbrigade bekommen. Und dann wenn ich eine ganz bestimmte Auskunft bekommen habe – dann werde ich ABC gegenübertreten – endlich – von Angesicht zu Angesicht – Hercule Poirot und ABC, die Gegner.»
    «Und dann?», fragte ich.
    «Und dann werden wir miteinander reden! Je vous assure, Hastings, es gibt für einen Menschen, der etwas zu verheimlichen hat, nichts Gefährlicheres als Konversation! Sprechen, hat mir einmal ein sehr kluger, alter Franzose gesagt, hindert den Menschen am Denken. Ferner stellt es das unfehlbarste Mittel dafür dar, Dinge aus ihm herauszubekommen, die er eigentlich verbergen will. Kein Mensch, Hastings, kann der Versuchung widerstehen, sich in einer Unterhaltung auszudrücken, sich zu erklären. Er wird sich im Gespräch unweigerlich verraten.»
    «Was erwarten Sie denn von Cust zu hören?»
    Hercule Poirot lächelte.
    «Eine Lüge. Und durch sie werde ich die Wahrheit erfahren.»

32
     
    W ährend der folgenden Tage war Poirot ungemein beschäftigt. Er verschwand des Öfteren sehr geheimnisvoll, redete wenig, ging mit gerunzelter Stirn umher und weigerte sich hartnäckig, mir endlich zu enthüllen, worin meine überwältigende Klarsicht eigentlich bestanden hatte, die ihm so nützlich gewesen war.
    Er lud mich auch nicht ein, ihn auf seinen mysteriösen Gängen zu begleiten – eine Tatsache, die mich empfindlich traf.
    Gegen Ende der Woche allerdings kündigte er einen Ausflug nach Bexhill an, zu dem er mich einlud. Unnötig zu erwähnen, dass ich begeistert zusagte.
    Diese Einladung war übrigens nicht an mich allein ergangen, wie ich bald bemerkte. Die übrigen Angehörigen unserer Spezialgruppe waren auch mit von der Partie.
    Poirots Benehmen gab ihnen ebenfalls zu denken. Immerhin glaubte ich am Ende des Tages begreifen zu können, was Poirot mit diesem Ausflug beabsichtigte.
    Zuerst suchte er Mr. und Mrs. Barnard auf und ließ sich von ihnen haarklein erzählen, wann Mr. Cust bei ihnen vorgesprochen und was er dabei gesagt hatte. Dann ging er in das Hotel, in dem Cust abgestiegen war, und erfragte die genauen Umstände, unter denen der Herr von dort fortgegangen war. Meiner Ansicht nach kam dabei zwar gar nichts Neues zu Tage, aber Poirot schien von all den Auskünften sehr befriedigt zu sein.
    Als nächstes führte er uns zu der Stelle, wo man die Leiche Betty Barnards gefunden hatte. Dort lief er minutenlang stumm im Kreise auf den flachen Steinen herum. Darin konnte ich nun beim besten Willen keinen Sinn erblicken, weil die Flut den Strand hier zweimal am Tag überspült.
    Andererseits hatte ich im Laufe der Zeit gelernt, dass Poirots Handlungen immer von einer Idee bestimmt wurden, wie sinnlos sie einem auch manchmal vorkommen mochten.
    Von dort schritt er zielstrebig auf den Punkt zu, wo ein Auto möglichst nahe dem Tatort hätte geparkt werden können. Und von dort aus ging er zur Bushaltestelle, wo die Wagen Eastbourne-Bexhill abfuhren.
    Schließlich führte er uns ins «Ginger Cat Café», wo wir einen etwas faden Tee tranken, den uns die dickliche Milly Higley servierte. Ihr machte Poirot in betont gallischer Art Komplimente über die Form ihrer Knöchel.
    «Die Beine der Engländerinnen – sie sind immer viel zu dünn! Aber Sie, Mademoiselle, Sie haben vollendet schöne Beine. Wohlgeformte Beine – Beine mit einem Knöchel!»
    Milly Higley kicherte und bat ihn, nicht so mit ihr zu sprechen. Sie wisse schon, wie die französischen Herren es meinten.
    Poirot unterzog sich nicht der Mühe, sie über seine Nationalität aufzuklären. Aber er flirtete in einer Art und Weise mit der plumpen Kellnerin, die mich beinahe abstieß.
    «Voilà», stellte er später fest, «jetzt bin ich in Bexhill fertig. Noch ein kleiner Abstecher und eine dito Nachforschung in Eastbourne, dann ist der Fall für mich abgeschlossen. Aber es ist nicht nötig, dass ihr mich alle dorthin begleitet. Erstmal wollen wir ins Hotel zurückgehen und einen Cocktail trinken. Der Tee war grauenhaft!»
    Während wir unsere Cocktails tranken, fragte Clarke neugierig: «Ich glaube, wir merken, worauf Sie aus sind! Sie wollen dieses Alibi

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