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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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leisen Kommandos, mit denen sich Charger und Arlene verständigten. Dann stand er hinter ihren Rücken und sah ihnen zu.
    »Nicht erschrecken!« sagte er halblaut.
    Charger zuckte zusammen, aber Arlene hatte den Schatten bemerkt. Sie winkte mit der freien Hand und bog einen Zweig nach oben.
    Cliff ging ruhig näher.
    »Hier sehen Sie, wie es in einigen Jahren im Camooweal-Park und wiederum einige Jahre später auf der gesamten Erde aussehen wird, Kommandant«, sagte Arlene. Sie hatte eine etwas rauchige, samtene Stimme.
    Dann sah er es.
    Vom Boden und aus der Wipfelregion eines Baumes kamen breite Schlangen von Raupen des Tortrix viridana extraterrestris . Sie vereinigten sich an einigen Stellen und breiteten sich aus. Ein Zug hatte diesen Zweig hier erreicht. Der Zweig bestand nur noch aus den holzigen Überresten der Blätter und den feinen Adergefäßen, kein einziges Fleckchen Grün war mehr zu sehen. Die Raupen hatten alles abgefressen und zogen sich jetzt zurück.
    Ein zweiter und ein dritter Zweig wurden ebenfalls abgenagt.
    »Pst!«
    Charger teilte seinen Kinnbart, indem er einen Finger an die Lippen legte.
    Sie hörten ein feines, knisterndes Geräusch, als wenn man langsam dünnes Papier zusammenballte. Die Kaugeräusche von unzähligen Raupenkiefern wurden deutlich, und einige grüne Falter schwirrten zwischen den kahlgefressenen Ästen hin und her. Es roch nicht mehr nach den betäubenden Blüten der d'Itvias, sondern nach Fäulnis und Verwesung.
    »Das ist eine Kolonie. Hier an diesem Baum erfolgte die Eiablage«, erklärte der Entomologe leise. »Und alle diese Raupen werden zu Faltern ... wenn nicht ein Tier kommt und sie frißt.«
    »Sie sagten, die Goldaugenwickler wären sehr widerstandsfähig gegen Insektizide?« erkundigte sich Cliff ebenso leise.
    »Ja. Wir haben mit Dosierungen gearbeitet, die bereits verantwortungslos stark waren.«
    »Was tun Sie jetzt?«
    Arlene schaltete eines der Geräte ab und erklärte:
    »Wir ziehen uns zurück und warten, bis ein Tier auftaucht. Diese Kolonie kann nicht unbemerkt bleiben.«
    »Das bedeutet Warten, nicht wahr?« fragte der Kommandant.
    »Ja, Oberst. Langes Warten. Stundenlang, vielleicht bis abends.«
    Arlene behielt recht.
    Sie warteten auf der Kiesinsel geschlagene neun Stunden lang. Es kamen ein paar schwarze, kleine Vögel, die mit Raupen in den Schnäbeln wieder davonflogen. Ein kleines Tier, das wie die Spielzeugausgabe eines Ameisenbären aussah, fraß ungefähr dreißig der weit über tausend Raupen, dann versuchten einige Wespen, mit Raupen wegzufliegen. Die Vögel kamen wieder, aber sie waren nicht imstande, den Befall des Baumes entscheidend zu dezimieren. Die drei Leute aßen die mitgebrachten Vorräte, erhitzten Kaffee und warteten weiter, die Geräte auf den Baumstamm gerichtet. Noch immer wimmelte es dort, wo sich Blätter befanden, von grünen, langen Raupen.
    »Ein beschämend unzureichendes Ergebnis, Arlene«, sagte Cliff, nachdem einige Stunden vergangen waren.
    »Ja, Sie haben recht, Cliff. Anscheinend ist aber hier das biologische Gleichgewicht ausgewogen. Rufen wir die anderen Teams an? Sicherheitshalber?«
    Cliff schaltete sein Armbandfunkgerät an.
    »Gern. Ich bin selbst neugierig.«
    »Richten Sie Michelle einen schönen Gruß von uns aus«, bat Charger mit einem schlecht zu deutenden Lächeln.
    »Von Ihnen, Charger?« fragte Cliff.
    »Von Teammitglied zu Teammitglied.«
    Cliff hob den kleinen Apparat bis an die Lippen und sagte:
    »Hier McLanes Gruppe. Wir rufen Gruppe Zwei unter de Monti. Bitte melden.«
    Die andere Gruppe operierte in einem Gebiet, das zweihundertfünfzig Kilometer weit entfernt war.
    »Hier de Monti«, kam die Antwort. »Wir empfangen klar. Was haben Sie erreicht?«
    Ruhig gab Cliff Bescheid.
    »Sie können aufhören, mich zu siezen. Wir haben nichts erreicht. Wir können bis jetzt noch nicht melden, einen natürlichen Feind gefunden zu haben, dessen Hauptnahrungsmittel Raupen des Goldaugenwicklers sind. Vögel, ein kleines Säugetier ... oder etwas Ähnliches, ein paar Raupenwespen, sonst nichts. Wie steht es bei euch?«
    Er drehte den Knopf des Lautstärkereglers, und Marios Stimme wurde lauter. Er antwortete:
    »Auch bei uns das gleiche Ergebnis, Cliff. Es deckt sich fast mit dem, was ihr beobachtet habt. Kein Erfolg. Viele Raupen und ein dichter Schwarm von Faltern, aber kein natürlicher Feind, der größere Mengen vertilgt. Offensichtlich, meint Michelle, sind hier die klimatischen Bedingungen und die

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