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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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vorübergehend verändert. Aber wir haben mit diesem Typ von Kurzzeitemissionen derart lange herumexperimentiert, daß ich mit einer Sicherheit von mehr als achtzig Prozent Ihre Befürchtungen als grundlos zurückweisen muß. Restlos werden wir wohl nie genau wissen, was wir tun. Es handelt sich allerdings dabei um ein Experiment, das mir aus zwei Gründen ungefährlich erscheint.«
    Während Macauley sprach, betrachtete Cliff das dunkelhäutige Mädchen von der Seite. Arlene war eine exotische Schönheit, und Cliff begriff sich jetzt in den schwachen Minuten in der ORION VIII.
    Sie hatte noch immer ihre Hand auf seinem Unterarm liegen, und Cliff rührte sich nicht. Macauley war derart in seine Erklärungen vertieft, daß er die Geste nicht sah oder nicht sehen wollte.
    »Welche Gründe, Prof?«
    »Erstens ist es ein Experiment, das bestenfalls zwei Jahre dauern soll. In dieser Zeit haben wir unter den Goldaugenwicklern fürchterlich aufgeräumt. Zweitens ist dieser Versuch, verglichen mit der Ausgewogenheit der Natur, von verschwindend geringer Bedeutung. Es wird, was immer auch geschieht, nicht die befürchteten Auswirkungen haben.«
    Cliff sah zu, wie der letzte Behälter durch die Kaskadengeräte lief.
    »Ich kann sagen, daß Sie mich fast überzeugt haben, Macauley«, sagte er. »Die Robots laden die Behälter ins Schiff?«
    »Ja. Den zweiundzwanzigsten Behälter wird Seager mit seinem Hubschrauber selbst in den Camooweal-Park hinüberfliegen. Ich werde Ihnen Arlene hier als Verbindungsmann zu den einzelnen Parklabors mitgeben. Einverstanden?«
    Cliff nickte und bemühte sich, das Aufleuchten in den großen Augen Arlenes nicht zu sehen.
    »Einverstanden!« sagte er.
    Eine Stunde später startete er mit der ORION VIII, allein, ohne Crew, da ein Rundflug innerhalb der Lufthülle des Planeten das Ungefährlichste war, das selbst ein Kadett im ersten Semester bewerkstelligen konnte. Für Cliff McLane war es ein sehr gefährlicher Flug.
    Einzelne Stationen würde er nie vergessen.
    Kanada: Nipigon-Naturschutzpark.
    Cliff steuerte mit der Hand. Das Raumschiff senkte sich langsam auf den kreisrunden Landeplatz einer abgelegenen Parkwache nieder. Vor Cliff, auf der Kante des Instrumentenpaneels, saß Arlene und schaukelte aufreizend mit ihren Beinen in den bezaubernden weißen Stiefeln vor Cliff hin und her. Ihre Knie waren sehenswert, und das wußte sie auch. Als Cliff die Antriebsaggregate abstellte, strich Arlene ihm zart eine Haarsträhne aus der Stirn.
    Südamerika: Colonia Las Heras.
    Cliff steuerte die ORION VIII nur mit einer Hand. Die andere lag auf der Hand Arlenes, die inzwischen in der Bordküche Kaffee gekocht hatte und für Cliff den Zucker und das Sahnekonzentrat verrührte. Cliff nahm die Hand Arlenes und versuchte, während er das Schiff einhändig landete, die Fingerspitzen zu küssen. Der Versuch gelang.
    Mongolei: Khar Khoto rund um den Goshun-See.
    »Liebling«, sagte Cliff und bewegte seine Knie, »es wäre vermessen, dich als leichtes Mädchen zu bezeichnen. Trotzdem würde ich es begrüßen, wenn dich die eigenen Füße trügen.«
    »Wie weit?«
    »Auf alle Fälle bis zum nächsten Sessel.«
    Der Flug, bei dem Cliff Allistair McLane einundzwanzig Völker von Mordwespen kreuz und quer über dem gesamten Erdball absetzte, dauerte rund neunzehn Stunden. Was Arlene betraf, zählte er zu den unwiderruflich großen Erlebnissen ihres jungen Lebens. Cliff McLane war zwischen zwei starken magnetischen Polen hin- und hergerissen.
    Zwischen Tamara Jagellovsk, die er liebte und Arlene, in die er sich verliebt hatte. Er hoffte inbrünstig auf die letzte Landung, die ihn schließlich in die Ruhe seines Bungalows zurückbringen würde, in der er in der Lage war, zu einem vernünftigen Schluß zu kommen.
    Endlich kam jene letzte Landung in der Basis 104.
    »Was immer du denkst, Mädchen«, sagte er leise, als sie im Zentrallift auf den Betonboden der Basis hinunterschwebten, »glaube bitte nicht, daß ich ein willensschwacher Mann bin, der seine Krallen in jede wohlgerundete Schulter schlägt.«
    Sie umarmten sich ein letztesmal.
    »Keine Angst, McLane«, flüsterte Arlene. »Ich kenne den Unterschied zwischen einer Kurzgeschichte und einem Entwicklungsroman.«
    Cliff nickte und erwiderte trocken:
    »Ich wußte es: Lesen bildet.«
    »Auch das Reisen bildet«, sagte Arlene leise. »Und diese Reise hat mir gezeigt, was Michelle unbewußt schon lange wußte und offensichtlich zugunsten Sheas vergessen

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