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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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anderen den Rücken zu. Er zog den Zentrallift ein, schloß die drei Schleusen hermetisch ab, stellte den Schutzschirm an und startete endlich das Schiff mit der Manuellsteuerung.
    Die Fracht, die das Schiff zur Erde brachte, sollte einer guten Sache dienen. Aber sie trug, ohne daß einer an Bord es merkte, bereits den Keim einer Gefahr in sich, die in ihrer Art für den Planeten Terra einzigartig war.
     
    *
     
    Zweiundzwanzig durchsichtige Behälter standen in dem ausgedehnten Labor des Professors am Strand der Insel Groote Eylandt. Sie waren angefüllt mit rund einer Dreiviertelmillion von Insekten, die die geringen Vorräte verzehrten, die sie auf Jackhammer eingebracht hatten. Cliff, Arlene und der Professor standen vor einer phantastisch aussehenden Apparatur, von der aus schwere Kabel bis in einen Nebenraum hingen.
    »Was ist das, Professor?« fragte Cliff.
    Der Professor lachte kurz auf und wies auf die Transportbehälter.
    »Wie diese Nester zeigen – abgesehen davon, daß wir es hier mit wissenschaftlichen Methoden noch bestätigt gefunden haben –, sind diese Wespen keine solitären Wespen ...«
    »Also keine Wespen, die allein leben ...«, warf Cliff ein.
    »Richtig. Sondern Wespen, die in Völkern leben. Hier gelten, unter anderen Vorzeichen, fast die gleichen Gesetzmäßigkeiten wie unter Bienenkönigen und Bienenvölkern. Wir haben eine Art von Strahlung entwickelt, die für vier Generationen einen erhöhten Ausstoß befruchteter Eier schaffen wird. Diese Strahlung wird hier angewendet – Sie können schon heute abend mit dem Transport beginnen, Oberst.«
    »So schnell?«
    Der Professor schien von der Wirksamkeit der gerichteten und modulierten Strahlen überzeugt zu sein.
    »Es dauert nicht lange. Wir setzen die Tiere aus, und in einem Jahr gehört die Plage durch Goldaugenwickler der Vergangenheit an. Dank Ihrer Hilfe.«
    Cliff wehrte ab.
    »Ich war nur der Transportarbeiter«, sagte er. »Ihre Leute haben die Hauptarbeit geleistet.«
    Arlene legte ihre Hand auf Cliffs Unterarm. Der Professor korrigierte Cliff.
    »Arlene hat mir viel von Ihnen erzählt. Ohne Sie wären wir jetzt nicht soweit. Besonders wurde Ihre Tatkraft hervorgehoben, Oberst.«
    Cliff senkte den Kopf und sagte:
    »Zuviel der Ehrungen, Prof. Schalten Sie Ihr Marterinstrument an!«
    Der Professor wartete, bis ein Robot den ersten Transportbehälter unter die Kaskadengeräte geschoben hatte, dann kontrollierte er das kleine Elektronengehirn, das seinerseits die Länge und die Intensität der Strahlungen genau bestimmte. Macauley legte einen Schalter herum, und das Gerät begann zu summen. Dieser Ton ähnelte fatal jenem, mit dem sich die Mordwespen auf die wehrlosen Falter gestürzt hatten.
    Sekunden vergingen.
    »Das war es. So einfach ist es«, sagte der Professor.
    »Alle einfachen Dinge gehen schnell«, orakelte Arlene.
    »Aber die Voraussetzungen, sie anwenden zu können, dauerten jahrhundertelang und waren sehr schwierig.«
    Cliff beschränkte sich darauf, weise zu schweigen.
    Macauley erläuterte Cliff die Vorgänge, die während der Bestrahlung angeregt werden sollten. Die Königinnen der Wespen sollten durch erhöhte Fruchtbarkeit in die Lage versetzt werden, mehr Eier abzulegen. Aus diesen Eiern würden dann infolge der Gesetzmäßigkeiten bei völkerbildenden Hymenopteren auch mehr junge Königinnen ausschlüpfen, die ihrerseits neue Völker bilden würden. Dies geschah nach den Berechnungen des Labors vier Generationen lang, dann würden Umwelt und Lebensbedingungen die Anzahl der Individuen schrumpfen lassen. In der Zwischenzeit würden sich sowohl die Raubwespen genügend ausgebreitet haben, wobei man notfalls nachhelfen konnte, zudem waren die Goldaugenwickler ausgerottet.
    Das sah Cliff ein.
    »Eine unwissenschaftliche Frage, Professor?« sagte er.
    »Ja, bitte. Was wollen Sie wissen?«
    Cliff machte eine Bewegung mit Daumen und Zeigefinger.
    »So groß oder so klein ist eine einzelne Wespe. Ist es nicht möglich, daß mit der Bestrahlung außer der Anlage zur Eiablage auch andere Instinkte dieses winzigen Tierchens verändert werden? Vielleicht bekommt die Wespe neun Flügel oder greift nur Dinge an, die rot und rund sind oder so ähnlich.«
    Er schien einen wunden Punkt getroffen zu haben.
    Arlene und der Professor sahen sich einige Sekunden lang an, dann verzog Macauley die Mundwinkel. Zögernd sagte er:
    »Es ist grundsätzlich möglich, Oberst, daß die Bestrahlung auch etwas anderes dauernd oder

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