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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Die Wespen orientierten sich augenblicklich nach der neuen Schallquelle, und noch während Wamsler schoß, rasten sie wieder auf Spring-Brauner zu. Der Adjutant schoß jetzt wahllos in die verschiedensten Richtungen und traf durch Zufall zwei Wespen. Wamsler schoß drei andere herunter und sah dann, wie Spring-Brauner die Nerven verlor und floh.
    Er rannte auf die Lichtflutbarriere zu.
    »Hiergeblieben, Mensch!« schrie Wamsler, und seine Stimme kippte über. Wieder schwenkten die Wespen um, und der Mann am Videophonschirm sah das Drama in den Büroräumen mit an, ohne eingreifen zu können.
    Spring-Brauner hörte nicht. Noch fünf Meter, vier ...
    Wamsler kümmerte sich nicht um die Wespen und dachte blitzschnell nach. Er konnte nicht mehr bis hinter den Schreibtisch, um die Lichtflutbarriere auszuschalten. Drei Meter. Wamsler hob den Paralysator, visierte kurz und schoß die volle Ladung gegen die Beine des Adjutanten.
    Dann richtete er die Waffe nach oben und drückte ab, schoß, schoß ... die Wespen umschwirrten ihn und flogen meist in den Strahl hinein. Das Summen wurde schwächer und schwächer.
    Michael Spring-Brauner taumelte, knickte in den Knien ein ... noch zwei Meter bis zu dem vernichtenden Elektronenstrom. Er riß die Arme hoch und fiel um. Er stützte sich ab und krachte dumpf kurz vor der Barriere zu Boden, drehte sich zur Seite und blieb liegen.
    Er bewegte kurz darauf den Arm mit der Waffe und schoß ein Insekt aus der Luft, das eben Wamsler von oben angriff.
    »Das war die letzte Wespe«, sagte er mühsam.
    »Offensichtlich!« meinte Wamsler.
    Dann ging er ganz nach rechts, hob den Fuß und zerstampfte die erste Wespe. Er zählte mit und war, als er in der Nähe von Spring-Brauner war, bei siebzehn angelangt. Er drückte die Taste neben der Barriere und sah zu, wie sich die rasenden Elektronen in die Projektionsleisten zurückzogen. Die Kadetten im Vorzimmer, alle mit Paralysatoren bewaffnet, erschraken, als sie in das Gesicht des Marschalls blickten.
    »Holen Sie bitte einen Arzt, der sich um Michael Spring-Brauner kümmert«, sagte Wamsler ausdruckslos. »Und eine Bahre. Ich habe ihn niederschießen müssen ... ich habe eine dieser Mordwespen verfehlt und ihn getroffen.«
    Verwirrt gehorchten die Kadetten.
    »Und dann«, fuhr Wamsler leise und schwer atmend fort, »schicken Sie einen Reinigungsrobot herein. Er soll diese verdammten Insekten aufräumen, sonst wird mir schlecht.«
    »Selbstverständlich, Marschall.«
    Keine einzige Wespe war mehr zu sehen. Das galt aber nur für den Augenblick.
    Wamsler ging langsam zurück und lehnte sich erschöpft gegen die Tischkante. Er sah auf den Videophonschirm und machte eine Handbewegung.
    »Jetzt können Sie es riskieren«, meinte er trocken. »Reden Sie. Was gibt es?«
    Der Sprecher aus dem Labor, das die Meldungen aus dem Großraum Australien sammelte und an Villa und Wamsler weitergab, holte Luft und sagte:
    »Die letzten Meldungen. Im Süden des Kontinents wurde eine Farm fast vollständig vernichtet. Es handelt sich um ...«
    Wamsler hörte zu und wußte, daß die Lage ernster wurde. Die konzentrierten Bemühungen von Zehntausenden, die mit Schutzmasken, Spezialkleidung, ja mit leichten Raumanzügen und Paralysatoren sowie Strahlwaffen ausgerüstet waren, scheiterten an der Wendigkeit und Schnelligkeit der Milliarden Insekten.
     
    *
     
    Wilkinson Lakes, Zentralaustralien.
    Der Mann rannte am Ende seiner physischen Kräfte über den breiten Kiespfad, der das Verwaltungsgebäude von dem riesigen, halb in den Boden hineingebauten Bunker trennte. Die Luft wurde knapp, die Lungen stachen wie mit tausend Nadeln, und er fühlte sich wie ein Ertrinkender.
    Die Wespen waren hinter ihm.
    Er war, als er die Mitte der Entfernung überschritten hatte, aus dem Schalthaus neben dem Bunker angerufen worden, das in halber Höhe wie eine Kanzel in der stumpfbraunen Betonfassade klebte, und er hatte den unverzeihlichen Fehler begangen, zu antworten. Und dann waren sie gekommen. Hunderte. Und jetzt rannte er um sein Leben.
    Der Kies spritzte unter seinen Stiefeln hoch. Er keuchte. Und dieses Keuchen reizte die Insekten mehr und mehr. Das Keuchen wurde lauter – im gleichen Maß, wie sich die Entfernung zu der schweren Tür der Klimaschleuse und der Lichtschranke verringerte. Die Tiere in den massiven Wänden des Bunkers waren auf eine bestimmte künstliche Helligkeit und eine bestimmte Wärme eingestellt, damit sie richtig und in der gewünschten Menge

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