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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Gefährt, von einer kleinen Turbine angetrieben, fuhr in den Spuren des ersten an die Barriere heran, die Bleche scheuerten an dem Wulstgummi, und dann hielt der Fahrer an.
    »Tadellos!« kommentierte Tamara und bückte sich, um durch den Gang zu spähen. Auch jetzt war der Raum zwischen Bus und Schultür frei von Wespen. Die angelockten Insekten knallten gegen die Scheiben und gegen die hastig, aber wirkungsvoll angebrachten Schutzbleche der Ventilatoren und Klimaanlagen.
    »Ich weiß, Mädchen«, erwiderte der Fahrer.
    Tamara vergewisserte sich, daß alles in Ordnung war, dann sagte sie kurz:
    »Tür auf!«
    Sie sah zu, wie sich der gleiche Vorgang wiederholte. Etwa ein halbes Hundert Kinder zwischen fünf und elf stürmten unter Geschrei und Stoßen durch den Korridor, lockten augenblicklich die Mordwespen an und erreichten die offene Tür der Schule.
    »Abfahren«, sagte Tamara und schaltete das Gerät ab. Sie ließ das letzte Kind in die Schule und schloß die Glastür. Dann steckte sie den entsicherten Paralysator zurück und ging langsam auf das Zimmer des Direktors zu. Bis zur großen Mittagspause war ihr Dienst beendet oder zumindest erleichtert.
    Nach dem Frühstück begann sie mit dem Rundgang.
    Sie hatte sich, als sie hierher dirigiert worden war, diese Schule und die Umgebung genau angesehen. Als sie jetzt aus einem der Fenster blickte, sah sie einen laut singenden Mann mit einer der Waffen, die er von den Behörden erhalten hatte, über den Rasen der Schule gehen, geschützt durch einen Raumanzug, der reichlich alt aussah und anstelle des Helmes einen Drahtschutz trug. Die Insekten umschwirrten ihn wie die Motten das Licht, und wenige Minuten später verbrannte der Strahl aus der Waffe die Insekten.
    Tamara ging weiter, einen breiten Korridor entlang, der zu der riesigen Turnhalle führte, etwa hundert Meter entfernt.
    Mehr als vier Jahrtausende angewandter Pädagogik nach Pestalozzi hatten die Notwendigkeit klar erkennen lassen, für Glasfronten in Schulen nur teures, bruchsicheres Glas zu verwenden. Aber bei Baugesellschaften, hatte sich Tamara gedacht, konnte man niemals sicher sein. Sie hatte daher jedes einzelne Fenster auf das eingeschmolzene Gütezeichen geprüft, und jedes Fenster entsprach den Anforderungen.
    Langsam ging Tamara weiter und dachte an Cliff, der neun Entfernungskreise von hier nach einem Radikalmittel gegen die Mordwespen suchte.
    Es klirrte.
    Tamara reagierte unheimlich schnell.
    Sie lokalisierte das Geräusch; es kam aus der Turnhalle. Sie riß den Paralysator hervor und raste los. Fünfzehn Sekunden später riß sie die Tür der Turnhalle auf, warf sie krachend hinter sich zu und blieb im Raum stehen. Etwa hundert Kinder waren versammelt und sahen einem Baseballspiel zu. Ein kleines Mädchen hatte einen Schläger in der Hand und starrte nach oben.
    Ein winziges Oberlicht, etwa fünfzig zu fünfzig Zentimeter groß, war zerschmettert. Der Ball fehlte.
    Der Turnlehrer rannte ihr entgegen, und sie hob den Strahler. Es war fast unmöglich, sich in dem Lärm aus hundert Kinderkehlen zu verständigen. Diese Menge an Schall mußte ...
    Sie kamen.
    Tamara drückte den Auslöser und bedeutete dem Lehrer, die Kinder möglichst schnell aus dem Saal zu schaffen. Er verstand und brüllte einige Befehle. Jemand in Tamaras Nähe sagte voller Schadenfreude, laut und sehr deutlich:
    »Bäh! Ursula hat 'ne Scheibe zerschmissen!«
    Tamara bewegte die Waffe nur um Millimeter. Der Strahl zuckte in der gezackten Öffnung hin und her, und die gelähmten Insekten fielen auf den Boden, zwischen die aufkreischenden Kinder. Sie rannten an Tamara vorbei, der Tür entgegen. Der Lehrer brüllte und versuchte, die Kinder schneller durch den Engpaß zu bringen, aber es schien endlos lange zu dauern.
    Tamara zielte und schoß fast pausenlos.
    Die silbern und gelb gestreiften Chlorion-Wespen fielen langsam. Die Kinder kannten die Gefahr und wichen ihnen aus, sahen nicht auf den Weg, sondern in die Luft. Einige von ihnen begannen zu drängen, liefen und stolperten. Sie weinten und kamen wieder auf die Füße.
    Eines prallte im vollen Lauf gegen Tamara. Der unsichtbare Strahl zuckte zur Seite, und drei Insekten kamen herein. Tamara fand ihr Gleichgewicht wieder und zog vorsichtig, ohne hinzusehen, den zweiten Strahler heraus. Ihr Daumen fand den Sicherheitsflügel und legte ihn herum.
    Die nachdrückenden Insekten gerieten in den lähmenden Strahl und wurden getroffen, aber das Summen von drei Wespen schien in

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