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Die Mordwespen (Orion 12)

Die Mordwespen (Orion 12)

Titel: Die Mordwespen (Orion 12) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Fabriken, die kurz vor dem Schließen waren, weil ihre Maschinen veraltet waren, kleideten ihre Arbeiter in Spezialanzüge und produzierten ... Metallgaze. Löcher, nicht größer als einen Zentimeter, waren das aktuelle Muster an sämtlichen Stellen, die man sich vorstellen konnte und an vielen Orten, an denen selbst die kühnste Phantasie sie nicht vermutet hatte.
    Die Besitzer von Unterwasservillen bekamen Besuch, mit dem sie seit Jahren nicht mehr gerechnet hatten.
    Unzählige Dinge, die funktionierten, hörten schlagartig auf zu funktionieren.
    Andere Dinge begannen wieder aktuell zu werden ... es war eine Zeit, die ihresgleichen suchte.
    Eine Zeit des Schweigens.
     
    *
     
    Groote Eylandt, eine Schule irgendwo im Zentrum der Insel.
    Natürlich war es unmöglich, Milliarden Menschen innerhalb von rund zwanzig Tagen zu erziehen. Es war ferner nicht möglich, jede Öffnung eines jeden Hauses so zu verbarrikadieren oder abzudichten, daß ein wütendes Insekt dieser Größe nicht doch noch einen Weg gefunden hätte, hineinzukommen. Angelockt von den magischen Schallwellen menschlicher Stimmen, kamen die Mordwespen in so gut wie jedes Haus hinein, wenn auch manchmal nur in Einzelexemplaren.
    Wie, zum Beispiel, machte man eine Schule wespensicher?
    Tamara Jagellovsk, mit zwei Paralysatoren bewaffnet, von denen sie einen in der Rechten hielt, befand sich innerhalb der vier Glasflächen des Schuleingangs. Es war neun Uhr morgens; einzelne Klassen arbeiteten bereits, während die Schulbusse weitere Kinder brachten. Die Schulleitung hatte binnen kurzer Zeit einen Plan ausgearbeitet, der sichern sollte, daß sich nicht riesige Mengen von schreienden Kindern gleichzeitig durch die Türen zu drängen versuchten.
    »Verdammt, gleich zwei Busse gleichzeitig!«
    Großzügig hatten die Behörden verteilt, was in den Lagern und Archiven zu finden war. Jeder Fahrer der Wagen, die die Kinder abholten und hier ablieferten, besaß ein Armbandfunkgerät. Tamara schaltete ihr Gerät ein und sagte scharf betont:
    »Hier Vorraum Schule, GSD-Dienst. Ich rufe den Fahrer des zweiten Busses, der gerade vorfährt.«
    Der Fahrer meldete sich sofort.
    »Was ist los, Mädchen?«
    Tamara sagte langsam:
    »Fahren Sie erstens weniger schnell, halten Sie zweitens hinter dem ersten Bus, ja, dem weißen, und lassen Sie drittens die Türen geschlossen, bis das letzte Kind des ersten Busses hier bei mir die Tür passiert hat. Verstanden, Fahrer?«
    Der Fahrer schien zu grinsen, als er erwiderte:
    »Klar, Mädchen! Ich bin doch nicht blöde.«
    Tamara gab trocken zurück:
    »Ich kenne Sie nicht lange genug, um das beurteilen zu können. Bitte, befolgen Sie meine Anordnungen!«
    »Selbstverständlich, Mädchen.«
    »Ich bin kein Mädchen mehr«, sagte Tamara und schaltete ab.
    Zwischen der Glastür, die sich auf Knopfdruck nach der Seite öffnete, und dem Standort der anlaufenden Busse befand sich eine Konstruktion aus Maschendraht und Segeltuch, die durch Funktionstüchtigkeit ersetzte, was ihr an Schönheit fehlte. Ein Laufgang, halbkreisförmig und langgestreckt, etwa fünfundzwanzig Meter. Wegen der Steinmauern und der Plastiken konnten die Fahrzeuge nicht näher an die Schule heran.
    Irgendwo weit im zweiten Stockwerk übte eine Klasse. Das leiernde Geräusch drang an die Ohren der GSD-Beamtin.
    »Ich schlafe, du schläfst, er schläft, sie schläft ...«
    Die Stimme der Lehrerin beendete den Chor. Sie stellte laut und sachlich fest:
    »Du schläfst wirklich, Giralee!«
    Die Antwort des kleinen Mädchens war unverständlich.
    Tamara lächelte und versuchte sich zu erinnern. Vor ihr, fünfundzwanzig Meter entfernt, befand sich die Tür des Wagens genau vor der Öffnung des Ganges. Der Fahrer hatte den kantigen Bus so nahe an das Gitter heranmanövriert, daß zwischen dem wulstigen Gummi und der Karosserie kein Platz für eine Wespe mehr war. Die Tür des Wagens zischte auf.
    Fünfzig Kinder schafften es mühelos, innerhalb von dreißig Sekunden einen Wespenschwarm anzulocken, der mehr als hundertfünfzig Exemplare stark war. Tamara sah, daß sich innerhalb des Laufgitters nicht ein Insekt befand und drückte den Kontakt. Auch die Schultür fuhr auf. Drei Minuten später war die Ladung des ersten Wagens gelöscht und befand sich in den entsprechenden Klassenzimmern.
    Tamara atmete auf.
    »Zweiter Wagen. Vorsichtig heranfahren«, sagte sie. Hinter ihr erklang wieder der schlecht organisierte Sprechchor der übenden Klasse. Der rote Bus, ein riesiges

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