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Die Morgengabe

Die Morgengabe

Titel: Die Morgengabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ibbotson
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Quinton sich sehr gut um sich selbst
kümmern kann. Die Leute versuchen schon seit Jahren, ihn zu verheiraten.» Er
zog das imposante Dokument näher zu sich heran. «Jetzt hören Sie mir zu, Miss
Berger, damit ich Ihnen erklären kann, worauf es ankommt. Sie müssen dieses
Papier genau an der Stelle unterzeichnen, die ich gekennzeichnet habe – hier
und hier und dann noch einmal auf der anderen Seite –, und zwar mit Ihrem
vollen Namen und im Beisein eines Notars. Der wird dafür etwas verlangen, und
Quin hat mir aufgetragen, Ihnen fünf Pfund zu geben, damit Sie die Gebühr bezahlen können. Jeder Notar
kann das machen, Sie werden sicher in Hampstead einen finden. Wenn Sie das
erledigt haben, bringen Sie mir das Papier zurück – schicken Sie es lieber
nicht mit der Post; wenn es verlorengeht, verpassen wir den nächsten
Gerichtstermin, und das wäre ungut. Wenn Sie irgend etwas nicht verstehen, dann
sagen Sie es mir.»
    «Ich glaube, ich verstehe alles»,
sagte Ruth. «Aber vielleicht könnten Sie es mir einwickeln?» In ihrem Strohkorb
lagen nämlich neben Heften und Büchern die Überreste von Pillys Mittagbrot, das
sie jetzt, da Heini bei ihnen aß, immer mit nach Hause nahm, anstatt die Enten
damit zu füttern.
    «Keine Sorge. Und ich erwarte Sie
dann in ein paar Tagen. Alles Gute.»
    «Na, was halten Sie davon?» Milner sah Quin mit schräg
geneigtem Kopf und einem kaum verhohlenen Blitzen im Auge an.
    Quin blickte in die Schublade mit
den Versteinerungen, die Milner aufgezogen hatte. «Sie haben natürlich recht.
Das ist ein Teil eines Pterosauriers. Und ich hätte geschworen, daß er aus
Tendaguru stammt. Die Deutschen haben von der Expedition 1908 zwei solche
Abdrücke in Berlin. Ich habe sie gesehen.»
    «Tja, aber daher kommt er nicht.
Möchten Sie wissen, wo der hier gefunden wurde?»
    Quin zeichnete die Umrisse des mit
einem langen Schnabel versehenen Schädels nach. Ein Flugsaurier, alt wie die
Vorzeit und sehr selten. Er nickte.
    «Auf der anderen Seite der
Kulamali-Schlucht, achthundert Meilen entfernt. Er hat mir die Stelle auf der
Karte gezeigt. Farquarson mag nur ein weißer Jäger sein, aber er ist kein
Lügner, und er kennt Afrika wie seine Westentasche. Ich habe mir den genauen
Fundort aufgeschrieben.»
    «Ist das
Ihr Ernst?» fragte Quin. «Südlich der Schlucht?»
    «Ganz recht. Er hatte keine Ahnung,
wie wichtig dieser Fund ist, und ich habe es ihm auch nicht gesagt. Ein Glück,
daß er kein Paläontologe ist, sonst säße uns jetzt schon die ganze Meute im
Nacken. So aber ...»
    Quin hob abwehrend eine Hand. Milner
war in den sechs Monaten, seit er wieder in England war, in Verwaltungsarbeit,
die er als reine Zeitverschwendung betrachtete, fast erstickt. Daß er wieder
los wollte, war klar.
    «Ich kann dem jetzt nicht nachgehen.
Ich war den größten Teil des vergangenen Jahres auf Reisen; das ist meinen
Kollegen gegenüber nicht fair.» Er stieß die Schublade zu und wandte sich ab.
«Trotzdem würde ich gern Farquarsons Bericht sehen. Es gibt ja dort diese
Sandsteinplateaus – ausgeschlossen ist es also nicht. Ach, verflixt, Jack, ich
muß gehen. Ich muß mich um die Abschlußprüfungen kümmern. Ich bin jetzt ein
braver Angestellter.»
    Milner sagte nichts mehr, es genügte
ihm, den Keim gelegt zu haben. Früher oder später würde Quin weich werden.
Milner hatte andere Möglichkeiten zu reisen, aber er würde warten. Ohne
Somerville war es nicht dasselbe – und es würde Quin guttun, wegzukommen. Er
war ja in den letzten Wochen gar nicht er selbst gewesen.
    Verena war hochzufrieden aus Bowmont zurückgekehrt. Zwar
hatte Quin ihr keinen Antrag gemacht, aber bei ihrem Fest war er höchst
aufmerksam gewesen, und wenn nicht diese Verrückte den Stein geworfen und damit
den Abend verpatzt hätte, wäre alles vielleicht viel weiter gediehen. Quin war
hinterher völlig verändert gewesen, in sich gekehrt und geistesabwesend. Kein
Wunder, es war sicher kein Vergnügen, eine Verrückte auf dem eigenen Grund und
Boden zu haben.
    Zurück in London, konzentrierte sie
sich ganz auf ihre Arbeit. Am leichtesten war es, Quin über sein
wissenschaftliches Interesse nahezukommen, und je näher die Prüfungen rückten,
desto verbissener lernte Verena.
    Ihre Eltern unterstützten sie
natürlich nach Kräften. Im Flur vor dem Arbeitszimmer waren Unterhaltungen
streng verboten; ebenso das Staubsaugen, wenn Verena über ihrem Aufsatz saß;
von der Bibliothek wurde ein ganzer Stapel Fachbücher

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