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Die Morgengabe

Die Morgengabe

Titel: Die Morgengabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ibbotson
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geliefert, darunter auch
Nachschlagewerke, die von anderen Studenten gebraucht wurden.
    Aber Verena strengte nicht nur ihren
Kopf an, sie stählte auch ihren Körper, und das noch energischer als zuvor,
denn sie hatte ihr Ziel nie aus den Augen verloren: Quin auf seinen
Auslandsreisen zu begleiten. Sie hatte nur in einem Punkt gewisse Zweifel
gehabt, aber Quin selbst lieferte ihr nun die beruhigende Gewißheit, die ihr
noch gefehlt hatte.
    Es geschah bei einem Abendessen, zu
dem ihre Mutter Colonel Hillborough von der königlichen geographischen
Gesellschaft eingeladen hatte. Hillborough war ein berühmter Weltreisender und
ein bescheidener Mann, der selbstlos für die Gesellschaft arbeitete. Er hatte
der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß Professor Somerville, den er kannte, bei
dem Essen anwesend sein würde.
    Was auch immer Quin von den intimen
Abendessen der Plakketts halten mochte, er konnte nicht ablehnen, und drei
Tage nach seinem Gespräch mit Milner im Museum fand er sich wieder einmal zu
Verenas Rechter sitzend.
    Es wurde ein gelungener Abend.
Hillborough war gerade aus der Antarktis zurück und hatte Shackletons Hütte
genau in dem Zustand gesehen, in dem dieser sie zurückgelassen hatte: Von der
Decke hing ein gefrorener Schinken herab, der noch eßbar war; auf dem Feldbett
lagen seine Filzstiefel. Als er und Quin sich über die großen Forschungsreisen
der Vergangenheit unterhielten, verstummten die meisten anderen Gäste, um
ihnen interessiert zuzuhören.
    «Und Sie?» fragte Hillborough, als
die Damen Anstalten machten, das Zimmer zu verlassen. «Werden Sie nicht auch
bald wieder auf Reisen gehen?»
    Quin hob lächelnd eine Hand. «Führen
Sie mich nicht in Versuchung, Sir.»
    An dieser Stelle stellte Verena die
Frage, die ihr schon so lange im Kopf herumging. «Ach, sagen Sie, Professor
Somerville», sagte sie, ihn mit seinem Titel ansprechend, obwohl sie ihn jetzt,
da sie mit ihm getanzt hatte, privat bei seinem Vornamen nannte. «Gibt es
irgendeinen Grund, daß Frauen bei diesen Expeditionen, die Sie ausrichten,
nicht mitmachen können?»
    Quin wandte sich ihr zu. «Überhaupt
keinen», antwortete er mit Entschiedenheit. «Im Gegenteil – ich bin der
Meinung, man sollte den Frauen endlich eine Chance geben.»
    Verena war glücklich, als sie an
diesem Abend zu Bett ging. Diese Nachdrücklichkeit seiner Versicherung, diese
Wärme in seinen Augen, das alles konnte nicht ohne Bedeutung sein. Sie sagte
sich, daß Gymnastikübungen zu Hause nicht ausreichten. Wenn sie schnell und
ausdauernd sein wollte, brauchte sie mehr Herausforderung, und der geeignete
Sport war Squash. Beim Squash braucht man jedoch einen Partner, und so überwand
sie tapfer ihre Bedenken – denn sie wollte ihn ja nicht so deutlich
auszeichnen – und lud Kenneth Easton in den Athletic Club ein.
    Sie konnte nicht ahnen, welche
Wirkung diese Einladung auf den armen Kenneth haben würde, der mit seiner
verwitweten Mutter in dem stillen Vorort Edgware Green lebte. Sparschweine
wurden zerschlagen, Postsparbücher geplündert, um Kenneth mit einem Schläger
und den richtigen Schuhen und weißen Shorts auszustatten, die seine noch
weißeren Knie umflatterten.
    Und schon am folgenden Dienstag
machte er sich mit der Tochter des Vizekanzlers glückstrahlend auf den Weg zu
einer Partie Fitneß und Gesundheit ins Squashzentrum.
    «Ich hab so ein schlechtes Gewissen», sagte Ruth zu dem Schaf.
«Ich schäme mich fürchterlich.» Seit ihrer Einbürgerung sprach sie Englisch mit
ihm. «Ich weiß überhaupt nicht, wie ich das fertiggebracht habe.»
    Das Schaf scharrte mit einem Fuß und
rammte den Kopf an die Wand seines Pferchs. Es schien seine Teilnahme zeigen zu
wollen.
    «Ich weiß, ich sollte mich nicht
gerade bei dir beklagen, wo du doch selbst so ein schlimmes Leben hast», fuhr
sie fort – und in der Tat war die Zukunft des Schafs, das niemand haben wollte,
ziemlich düster. «Ich würde dir so gern helfen, und ich weiß auch genau, wo du
hingehörst ... Es ist das reinste Paradies, glaub mir. Es gibt da herrliche
grüne Wiesen, und man riecht das Meer, und die Luft ist frisch und klar.»
    Aber es war besser, nicht von
Bowmont zu sprechen, nicht einmal mit dem Schaf. Noch immer träumte sie beinahe
jede Nacht davon, aber das würde vergehen.
Alles verging – das war eine der wenigen Erkenntnisse, über die sich alle
Fachleute einig waren.
    «Ich hoffe nur, er ist bei guter
Laune», sagte sie und nahm ihren Korb.
    Doch das war

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