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Die Morgengabe

Die Morgengabe

Titel: Die Morgengabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ibbotson
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lassen.
    «Ich glaube nicht, daß ich die
Exkursion mitmachen kann. Die Quäker bezahlen meine Studiengelder, aber für
Reisekosten ist nichts vorgesehen. Und meine Eltern sind jetzt sehr arm.»
    «Wir werden sehen», meinte Felton.
Es gab einen Fonds für Härtefälle, der vom Finanzausschuß verwaltet wurde, dem
er selbst angehörte, aber er hielt es für besser, vorläufig nichts davon zu
sagen.
    «Sie sind so nett», sagte sie
beinahe verlegen. «Sie können sich nicht vorstellen, was es für mich bedeutet,
hier sein zu können nach dem – was passiert ist. Ich habe nicht geglaubt, daß
ich hier weiterstudieren könnte. Ich dachte, ich würde arbeiten müssen, um zum
Unterhalt der Familie beizutragen. Aber jetzt, wo ich hier bin – nicht einmal
mit Gewalt könnte man mich jetzt noch von hier wegbringen.»
    «Es war schlimm?»
    Sie zuckte die Achseln. «Einen
Freund von mir haben sie vor der Universität die Treppe hinuntergestoßen. Er
brach sich das Bein. Aber hier ist alles wie früher, man will die Welt
erforschen und Wissen ansammeln ...»
    «Zum Beispiel über Meeresschnecken»,
warf Felton ein wenig bitter ein. «Und die weigern sich sogar, sich
fortzupflanzen.»
    «Ja, aber das ist ja auch eine
schwierige Sache – die Kompatibilität. Das ist schon bei den Menschen
schwierig, und wenn man männlich und weiblich zugleich ist, kann es gar
nicht einfach sein.»
    Auf rätselhafte Weise getröstet,
stimmte Roger Felton ihr zu. Als sie gegangen war, mit dem kurzen, angedeuteten
Knicks, der die verlorene Welt Mitteleuropas ins Gedächtnis rief, zog er ihr
Formular näher zu sich heran und betrachtete es mit Befriedigung. Quin
beschwerte sich dauernd, daß die Studenten von heute keine Persönlichkeit mehr
besäßen. Dieser neuen Studentin würde er das kaum vorwerfen können. Im
Gegenteil, er würde gewiß höchst erfreut sein über seine neue Schülerin. Ob es
ihm mit Verena Plackett, deren Anmeldung unter der Ruths lag, ebenso ergehen
würde, war eine andere Frage.
    «Nun?» Mrs. Weiss neigte fragend den Kopf unter dem
Federhütchen, als Ruth, die immer noch im Tea-Room Willow bediente, zu
ihr an den Tisch trat.
    »Oh, es wird bestimmt wunderbar»,
antwortete Ruth und stellte der alten Dame ihren Kaffee hin.
    Alle, auch ihre Eltern, hatten sich
im Tea-Room versammelt, denn Ruths Rückkehr an den ihr angestammten Platz in
der Welt der Akademiker mußte gefeiert und gründlich besprochen werden. Sie
hatten von dem netten Dr. Felton und der walkürenhaften Dr. Sonderstrom und
ihren Parasiten gehört, von der idyllischen Schönheit der Universität und dem
Schaf, das Goethe liebte.
    «Und Professor Somerville?» fragte
Kurt Berger, der gerade erst gekommen war, da die Bibliothek freitags länger
geöffnet war.
    «Der ist noch nicht zurück. Er ist
nach Schottland gefahren, weil er sich zur Marine melden wollte», erzählte
Ruth, die darüber selbst etwas verwundert war, da sie fest geglaubt hatte, ein
Mann von dreißig müßte nicht mehr am Krieg teilnehmen. «Aber alle sagen, daß
seine Vorlesungen fabelhaft sind.»
    Jetzt traf die Dame mit dem Pudel
ein, und aus Höflichkeit ihr gegenüber wurde das Gespräch auf Englisch
weitergeführt.
    «Hast du schon die anderen Studenten
kennengelernt?» fragte Paul Ziller.
    «Nur ein paar», antwortete Ruth und
verschwand einen Moment in der Küche, um den Fruchtsaft für den Schauspieler zu
holen. «Aber ich weiß, daß zur gleichen Zeit wie ich noch ein anderes Mädchen im
dritten Jahr anfängt – Verena Plackett. Sie ist die Tochter des Vizekanzlers.
Ich vermute, sie hätte jedes Fach nehmen können, das sie wollte, aber sie hat
sich auch für Paläontologie entschieden. Ich denke, das ist ein Beweis dafür,
wie gut es ist.»
    Ziller stellte seine Tasse nieder.
«Moment mal!» rief er und hob mit majestätischer Geste die Hand. «Die habe ich
doch gesehen.»
    Alle blickten ihn gespannt an.
    «Wieso hast du sie gesehen?» wollte
Leonie wissen.
    Ziller stand auf und ging zu dem
Korbtisch, auf dem die Zeitschriften lagen. Er schob Woman und Woman's
Own, die regelmäßig von der Pudeldame gestiftet wurden, zur Seite, ebenso Home
Chat, Mrs. Burtts Beitrag, und ging die Ausgaben von Country Lift durch,
bis er die gefunden hatte, die er suchte. Langsam begann er zu blättern.
    Mittlerweile hatte sich
beträchtliche Spannung aufgebaut, und Mrs. Burtt und Miss Violet kamen sogar
aus der Küche, um sich nichts entgehen zu lassen.
    «Ha!» rief Ziller triumphierend und
hielt

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