Die Morrigan: Wild Roses, Staffel 1, Band 3 (German Edition)
Wild schüttelte er den Kopf, und die Hoffnungslosigkeit in seiner Miene zerriss ihr schier das Herz.
Sie senkte den Blick. „Bitte, Alan! Mach es nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist.“ Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Sie hatte ungeheure Angst vor dem Weg zurück, dem Weg in ihren Tod. Aber niemals würde sie es zulassen, dass andere Menschen getötet würden, weil sie zu feige war, ihrer Bestimmung zu folgen! Sie richtete sich auf und sah Alan in die Augen.
„Die Römer werden uns besiegen, wenn uns die Göttin nicht hilft“, sagte Rose mit fester Stimme. „Morgana hat uns ihre Hilfe versprochen, dafür braucht sie mich als Werkzeug.“ Sie wappnete sich, weil sie wusste, dass sie ihm einen furchtbaren Hieb versetzen würde mit dem, was sie als Nächstes sagen würde. „Als Werkzeug, Alan, um auch dich zu beschützen!“
Alan erstarrte. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Rose sah Verzweiflung und Wut in seinem Blick, und sie fühlte sich so elend wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Mit einer raschen Bewegung griff Alan plötzlich nach seinem Dolch, der neben ihm auf dem Boden lag. Er umfasste ihn mit der rechten Hand und hielt ihn hoch in die Luft gestreckt, so dass das Mondlicht die Klinge zum Funkeln brachte. „Wenn es mein Tod auf dem Schlachtfeld ist, den du verhindern willst“, stieß er hervor, „Rose, dann lässt du mir nur einen Ausweg ...“
Entsetzt sah Rose, wie er den Dolch auf sich richtete. Mit all ihrer Kraft sprang sie auf Alan zu und schlug gegen seinen Arm, so dass der Dolch in hohem Bogen davonflog. Dann packte sie Alan, zog ihn fest an sich. Schwer atmend fügte er sich. Schweigend hielten sie sich in den Armen, gaben sich Halt in ihrer beider Verzweiflung.
„Ich will dich nicht verlieren“, flüstere er ihr ins Ohr. Seine Stimme war heiser vor Tränen.
Sie legte den Kopf an seine Schulter, schloss die Augen. „Wie wird es sein?“, fragte sie flüsternd. Seit Jahrhunderten hatten die Priester keine Morrigan mehr erschaffen, und sie wusste nur vage, was sie erwarten würde.
Alan schluckte schwer. „Du wirst die Verkörperung der Göttin auf Erden sein und nur noch für den Kampf existieren. Du wirst mächtig und unglaublich schön sein, du kennst ja die Erzählungen. Und alle Krieger werden dir folgen. Ich auch, wohin auch immer du gehst.“ Sie hörte sein Herz pochen. Er wäre trotzdem noch bei ihr.
„Wohin auch immer ich gehe“, wiederholte sie und fand ein wenig Trost in dem Gedanken. Sie zwang sich zu einem leichten Lächeln. „Immerhin wirst du dann endlich das tun, was ich sage.“ Es war ein schwacher Scherz, nichts als ein Versuch, Kraft zu schöpfen, das Unvermeidliche zu tun.
Dankbar ergriff Alan die Gelegenheit. Er löste sich so weit von ihr, dass er ihr ins Gesicht blicken konnte. „Bis in alle Ewigkeit.“ Er küsste sie leicht auf die Stirn.
Dann machten sich gemeinsam auf den Weg zurück zum Dorf.
Es war der schwerste Weg ihres Lebens. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, so wusste sie doch, dass eine Morrigan nur Hass und Verzweiflung spürte. Alle anderen Gefühle würde sie verlieren. Sie würde die größte Kriegerin von allen werden, ihr glühender Hass würde ihrem Stamm die Kraft verleihen, die Römer zu besiegen. Und Alan würde leben. Dieser Gedanke ließ sie weitergehen. Sie erreichte das Dorf und durchquerte es bis zum Thingplatz im Zentrum, neben dem sich das Langhaus des Häuptlings befand. Dort ließ Alan ihre Hand los, und sie musste den Weg allein weitergehen. Als sie eintrat, blickten ihr die erwartungsvollen Gesichter der Dorfältesten entgegen. Ein hochachtungsvolles Murmeln ging durch die Reihen. Auch Glynis saß zwischen den Ältesten. Rose sah sie an, doch sie wich ihrem Blick aus. Ronan stand auf und kam auf Rose zu.
„Wir sind dir zu großem Dank verpflichtet“, sagte er und führte sie an der Hand zwischen die anderen, die nun einen Kreis um sie bildeten. Angst und Einsamkeit schlugen über ihr zusammen wie eine eisige Woge. „Du weißt, dass die göttliche Königin kein erzwungenes Opfer möchte“, fuhr Ronan fort. „Daher werden wir dich nicht zwingen, sondern bitten dich um eine freie Entscheidung. Ich hoffe, sie ist weise.“ Er blickte sie mit den gleichen durchdringend blauen Augen an, die auch sein Sohn hatte.
Rose wusste, wie ihre Antwort lauten musste. Sie nickte fest. „Ich bin bereit.“
Glynis trat zum Feuer, über dem ein Topf Wasser kochte. Sie ergriff einen Becher, der auf
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