Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
letzte Schleppfloß abgekoppelt, und alle sieben hatten sich vorsichtig flußabwärts vom Eisklipper entfernt.
Der hier wehende Wind war unregelmäßig, unschlüssig. Ta-hoding ließ schnell Segel setzen, während das mächtige Floß langsam, aber ziellos auf dem Eis herumglitt. Befehle wurden erteilt, Rahen aufgerichtet. Ein Geräusch, das für die Ohren der Tranmatrosen neu war, drang durch die Nebel: ein tiefes, eindrucksvolles Poltern. Der Eisklipper bewegte sich jetzt auf Land.
Und blieb stehen.
Die Toppgasten vorne meldeten, daß die ersten zwei Radpaare jetzt auf einem sanft geneigten Strand aus Kies und grasbedecktem Felsgestein ruhten. Ta-hoding überlegte. Offenbar mußten sie mehr Segel setzen. Dennoch hatte er immer noch gewisse Vorbehalte, auf nacktem Boden zu segeln. Williams, der nahe bei ihm auf dem Steuerdeck stand, gab sich große Mühe, ihn zu beruhigen.
Doch der schwerfällige Kapitän blieb skeptisch. »Ich hätte viel lieber gutes, solides Eis unter meinen Kufen als«, er sprach es wie ein obszönes Schimpfwort aus, »nackten Boden. Trotzdem, wir müssen mehr Wind aufnehmen.«
Weitere Segel wurden gesetzt. Die gleichmäßigste, stärkste Brise kam aus dem Norden. Ta-hoding befahl, die Segel entsprechend umzusetzen. Frische Pika-Pina-Bahnen blähten sich ebenso prall wie der Bauch des Kapitäns. Ein unglaubliches ächzendes und stöhnendes Geräusch wurde unter dem Rumpf des Schiffes laut und erschreckte die darauf nicht vorbereiteten Matrosen, die es gewöhnt waren, fast lautlos über glattes Eis zu gleiten. Das mahlende Geräusch, das die massiven Räder und der Steinboden erzeugten, war für sie beunruhigend neu. Man mußte dabei die ganze Zeit an brechende Schiffsplanken denken.
Aber so unästhetisch es auch sein mochte, das dritte, vierte, fünfte und schließlich auch sechste Räderpaar bewegte sich landeinwärts, schließlich gefolgt von dem einzelnen Steuerrad.
Die Moulokinesen auf den Flößen stießen bescheidene und zurückhaltende Beifallsrufe aus, als die Slanderscree schwerfällig aber beständig bergauf zu rollen begann.
Ta-hoding schöpfte jetzt langsam Vertrauen und ließ ein paar weitere kleine Segel setzen. Die Geschwindigkeit des Schiffes nahm zu. Vom vordersten Schleppschiff wurde ihnen ein Abschiedsgruß nachgerufen. Ethan und Hunnar erwiderten Minister Mirmibs Winken.
»Ob wir sie wohl wiedersehen?« fragte Hunnar.
»Die Frage ist nicht ob, sondern wann«, meinte Ethan erstaunlich zuversichtlich. »Sofold und Moulokin gehören jetzt derselben Konföderation an, der Union des Eises, vergiß das nicht.«
Hunnar sah ihn verlegen an. »Neue Gedanken schlagen auf meiner Welt nur langsam Wurzeln, Freund Ethan. Es fällt mir immer noch schwer, die Bedeutung so vieler neuer, fremdartiger Dinge zu begreifen, die sich alle seit eurer Ankunft in Sofold vor so kurzer Zeit ereignet haben. Ich nehme an, die Ereignisse werden sich für mich und ganz Tran noch viel schneller ändern, wenn wir einmal Kontakt mit euren Leuten, mit den Leuten der anderen Welten haben werden.«
»Ja, das werden sie wohl, Hunnar«, gestand Ethan. Die Worte des Ritters lösten in ihm Gefühle aus, die miteinander in Konflikt standen. Hatten sie den richtigen Kurs gewählt, indem sie versuchten, diese Leute in die galaktische Gemeinschaft zu treiben? Auf ihre Art waren die Tran ja einigermaßen mit ihrem Platz im Universum zufrieden. Wer konnte vorhersagen, welchen Einfluß einige der weniger wohlmeinenden Elemente der Homanx-Zivilisation auf dieses stolze, selbstbewußte Volk haben würden? Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen würden solche Elemente ebenso sicher ihren Weg nach Tran-ky-ky finden, wie es immer Parasiten gab, die einen Wirtskörper dann befielen, wenn dieser nicht auf der Hut war.
Und welche Rechtfertigung hatten sie eigentlich bis jetzt für das, was sie getan hatten? Die Gefahr, daß eine Ecke einer riesigen Welt kommerziell ein wenig ausgebeutet wurde? Natürlich würde diese Ausbeutung, wenn man ihr nicht Einhalt gebot, am Ende die Hoffnungen dieser ganzen Welt ersticken, und dennoch…
Und dann dachte er an die Morde, an all das Schreckliche, das er von nomadischen Horden von Tran-ky-ky gehört hatte. Von den Raubzügen, mit denen sie unschuldige Stadtbewohner heimsuchten, von ganzen Städten, die ausgelöscht wurden, und von der sich immer wieder ausbreitenden Herrschaft nackter Barbarei. Er dachte an die Grausamkeiten, die die erblichen Herrscher verübten, die für ihre
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