Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
ungeschmolzenem Stein flogen nach allen Richtungen davon, als der zweite Turm zusammenbrach. Einige weitere Feuerstöße machten das Eis völlig frei. Dann erteilte er dem jungen Mann am Steuer des Gleiters sorgfältige Anweisungen.
Diesmal schob sich das fremdartige Himmelsfloß etwas eleganter nach vorn. Und die Flotte von Poyolavomaar setzte Segel und schloß sich ihm an.
Ro-Vijar hob den Lauf seiner Waffe und feuerte erneut auf die Mauerkrone. Er riß ein eindrucksvolles, kreisförmiges Loch in das Gemäuer. Jetzt begannen die Schilde und Waffen zu verschwinden, die die Brustwehr säumten.
»Sie geben die Mauer auf!« schrie einer der Offiziere auf Rakossas Floß erregt. »Dies wird ein Tag, von dem man noch lange in den Hallen und Tavernen der Stadt singen wird.«
Rakossa hatte dazu nichts zu sagen. Wie er schon dem Menschen Trell erklärt hatte, hatte er nichts für Geschichte übrig.
Bald würden sie sich in der Stadt befinden. Er betete darum, daß Teeliam sich nicht selbst töten würde. Die Vernunft müßte ihr eigentlich raten, das zu tun, oder jemand anderen darum zu bitten, aber in der Vergangenheit hatte sie sich immer hartnäckig an das Leben geklammert. Vielleicht würde sie leben bleiben, in der Hoffnung, ihn zu töten, wie sie das so oft versprochen hatte. Die kleine Närrin, diese Närrin. Sie spielte dieses Spiel so schlecht.
Je schneller sie vorankamen, desto weniger Zeit würde sie haben, um nachzudenken, und je weniger Zeit sie zum Nachdenken hatte, desto größer waren seine Chancen, sie lebend vorzufinden. Er hatte nicht den Wunsch, mit einer Leiche zu spielen.
Sein vorderstes Floß segelte glatt durch die Lücke in der Mauer. Weitere flöße drängten sich dicht dahinter, und die Soldaten darauf schickten den sich zurückziehenden Moulokinesen ihre Pfeile nach.
Als die Poyoflöße um die Biegung im Canyon herumgefahren waren, waren die letzten Moulokinesen im Schutz der zweiten Mauer verschwunden. Die Hotte verlangsamte ihre Fahrt und wartete, während Ro-Vijar sich anschickte, auch das zweite Hindernis in Schutt und Asche zu legen.
Er ließ sich Zeit. Kräftige Winde ließen den Gleiter trotz seiner Stabilisatoren erzittern, und Ro-Vijar wußte nicht, wie man den Orkan kompensierte. Aber das hatte nichts zu besagen. Sein erster Feuerstoß zog hoch über der Mauer dahin. Wütend knurrend senkte der Landgraf von Arsudun den Lauf. Armbrustbolzen und winzige blaue Blitze aus den Handstrahlern der Menschen tasteten nach dem Gleiter, erreichten ihn aber nicht.
Über ihm war ein dumpfes Poltern zu hören. Ein Sturm würde ihren Einzug in die Stadt zwar dämpfen, aber nicht verlangsamen. Er blickte neugierig zum Himmel – sah ein paar Wolken, ohne Zweifel Vorboten eines nahenden Sturmes. Wieder war das Poltern zu hören, dann ein drittes Mal. Es war ein eigenartiger Donner, tiefer, aber nicht so weit hallend.
Dann wurde der Himmel am Rand enger, und er begann, einen in Panik geratenen Junker anzuschreien: »Segel wenden, Segel wenden!« In jenem letzten kurzen Augenblick dachte er nicht daran, daß das Schiff aus dem Himmel keine Segel hatte.
Dicht zusammengedrängt, wie die flöße auf dem Eis standen, war es unmöglich, sie schnell zu wenden. Immer noch hallte das Poltern durch den Canyon, manchmal lauter, manchmal wieder etwas leiser, jetzt aber in immer kürzerer Folge. Ro-Vijar sprang über die Seitenverkleidung des Gleiters und landete so hart auf dem Eise, daß ihm ein Chiv brach. Den Wind im Rücken raste er, so schnell die aus dem Canyon wehende Bö ihn treiben wollte, auf die erste Mauer zu.
Hunderte von Metern darüber überwachte Malmeevyn Eer-Meesach, Zauberer und Berater des Landgrafen von Wannome und Sofold, wie Milliken Williams’ Plan in die Tat umgesetzt wurde. Die letzten Pulverladungen wurden in den so mühsam in die Klippen gebohrten Löchern ausgelöst. Dann zogen er und seine Helfer sich zurück, als die oberen Sektionen beider Canyonseiten einbrachen.
Basalt- und Granitblöcke, die hundert und mehr Tonnen wogen, polterten majestätisch in den Golf. Sie trafen hart genug auf, um das Eis zu zersplittern, wenn sie es auch nicht gleich bis auf den Boden der massiv gefrorenen Wasserzunge sprengten.
Ein gigantischer, unregelmäßiger Stein, ein schwarzer Eisberg von bestimmt hundertfünfzig Tonnen Gewicht landete mit einem donnernden Dröhnen auf dem Eis. Er sprang diesmal in die Höhe, rollte weiter und zermalmte die hintere Hälfte eines Floßes aus Poyolavomaar
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