Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
aufblitzten, wenn er einen Arm hob – erkennen können, daß er selbst nach den Begriffen von Arsudun sehr wohlhabend war. Was sie möglicherweise nicht als wichtig erkannt hätten, war der Metallstreifen, der um seinen Hals lag.
Von Zeit zu Zeit kam ein Mensch, der den Eingeborenen unten beim Wiederaufbau des Lagerhauses half, den kleinen Abhang herauf, um sich von Trell Anweisungen oder Ratschläge zu holen. Gelegentlich war der Fragesteller ein Tran. Und die Fragen beschränkten sich auch nicht auf eine Rasse. Manchmal fragte ein Mensch die Tran um Rat, während ein andermal wieder ein Eingeborener sich an den Kommissar wandte.
Das Lagerhaus war ein Stück in die Eisstraße hinausgebaut worden, dicht am Eisrand, und hatte daher mehr von dem Erdstoß abbekommen als vergleichbare andere Bauten in der Stadt. Einige andere Gebäude in der Nähe waren etwas verschoben worden, oder die Fenster waren zerbrochen. Nur das Lagerhaus war völlig zerstört worden.
Trell wußte, daß das darauf zurückzuführen war, weil die Tran ihre Gebäude vorwiegend aus Stein errichteten und sie die Kunst des Gewölbebaus noch nicht beherrschten. Insofern waren Bauten mit einem größeren freien Innenraum wesentlich weniger stabil als solche, die in kleinere Räume und Kammern aufgeteilt waren, deren Innenwände mithalfen, das Dach zu stützen. Und die Tran verfügten nicht über die Baumaterialien, um größere Flächen zu überdachen. Man benötigte dazu Metall oder kräftige Plastikmaterialien. Von Plastik wußten die Tran nichts, und wertvolles Metall für Bauten zu verschwenden, abgesehen von Bolzen oder Nägeln, kam ihnen nie in den Sinn.
Tatsächlich gab es in Arsudun, wahrscheinlich sogar auf ganz Tran-ky-ky, nur eine größere Ansammlung von Metall, die zu Bauzwecken verwendet war – abgesehen natürlich von der Homanxstation –, nämlich die doppelte Bronzetüre, die jetzt den Eingang zum Schloß des Landgrafen hinter der Stadt bildete. Wenn die Sonne richtig stand, konnte man ihre Reflexe bis unten im Hafen sehen.
Diese Türen waren ein sehr geschicktes Geschenk Trells gewesen. Die bescheidenen Kosten hatte der dankbare Landgraf von Arsudun, Callonnin Ro-Vijar, auf weniger greifbare, dafür aber wesentlich wertvollere Weise wieder zurückgezahlt. Und diese Freundschaft galt es zu erhalten.
Trell wandte sich an den Tran, der neben ihm stand. »Ich habe gehört, Freund Ro-Vijar, daß einige meiner Leute, die Neuankömmlinge, die auf dem großen Eisschiff eingetroffen sind, in einen häßlichen Streit in einer Kneipe in der Stadt verwickelt waren.« Er deutete auf den Hafen, wo die hochaufragenden Mäste der Slanderscree sich über alle anderen erhoben.
»Davon habe ich auch gehört.« Der Landgraf von Arsudun machte eine Geste, die etwa einem Achselzucken entsprach. »Fremde sind hier nicht beliebt. Stört dich die Nachricht?«
»Sie stört mich«, erwiderte Trell. »Sie stört mich deshalb, mein Freund, weil der Streit hier stattgefunden hat, so daß andere Menschen, auch Mitarbeiter von mir, davon hören könnten. Wenn so nahe bei der Station irgendwelche Menschen Schaden erlitten, würde das Ärger bereiten. Ich würde bei meinen Vorgesetzten in Mißkredit kommen. Und das wiederum könnte dazu führen, daß meine Regierung sich in unangenehmer Weise in die höchst ersprießlichen Handelsvereinbarungen einmischt, die wir hier abgeschlossen haben.«
»Das muß vermieden werden.« Ro-Vijar trat nach dem leichten Schnee. Sein scharfer Chiv ließ glitzernde Flocken auffliegen. »Es geht das Gerücht, daß diese Neuankömmlinge davon sprechen, eine große Zahl unabhängiger Staaten dazu zu veranlassen, sich um einen höheren Status in deiner Regierung, eurem Commonwealth, zu bemühen.«
»So spricht man.« Trell lächelte hinter seiner Gesichtsmaske. Natürlich war er es gewesen, der Ro-Vijar von den Plänen der Fremden informiert hatte, aber beide Männer hatten Freude an ihrem subtilen Wortspiel. Das war eine gute Angewohnheit, nur für den Fall, daß zufällig jemand ihr Gespräch belauschen sollte.
»Wenn ihnen dieses Vorhaben gelingen sollte«, fuhr der Landgraf fort, »würde das dann nicht bedeuten, daß jemand, der aus den fernen Gegenden hier herkäme, mit vielen verschiedenen Vertretern seiner eigenen Inselstaaten verhandeln würde?«
»Handelsfamilien«, verbesserte ihn Trell, »nicht Inselstaaten. Aber die Wirkung wäre dieselbe. Ich persönlich bin nicht der Ansicht, daß das notwendig ist. Die
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