Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
Wälle führen von Insel zu Insel und schützen sie, so wie das bei unserem eigenen Hafen in Wannome der Fall ist.«
»Das klingt mir sehr nach einem Platz, der sich zu einem Handelszentrum entwickeln könnte«, gab Ethan zu.
Ta-hoding machte eine zustimmende Handbewegung. »Der Handel wird dort sehr wichtig genommen, hat Midan-Gee gesagt. Wenn die Wälle alle Tore haben, könnte ein Kapitän sein Schiff aus dem geschlossenen Hafen in jede Richtung steuern, die ihm zweckmäßig erscheint, ohne sich Sorgen darum zu machen, einen passenden Wind zu finden.
Aber wir dürfen auch nicht vergessen, daß viele dieser Kapitäne selbst eine ganze Menge Wind machen«, sagte Ta-hoding wichtigtuerisch und schloß sich selbst aus der Gesellschaft eisfahrender Aufschneider aus. »Sie prahlen gerne mit ihren Fähigkeiten und ihrer Erfahrung. Vielleicht ist dieses Poyolavomaar nicht mehr als eine Ansammlung metallarmer Dörfer. Doch ich glaube, daß Midan-Gee so ehrlich wie die meisten ist, und neige dazu, ihm zu vertrauen.«
»Wir müssen auch jemandem vertrauen«, erinnerte ihn Ethan.
Ta-hoding studierte die untergehende Sonne, sie stand fast genau vor ihnen, und ihr flammender oberer Rand begann unter dem Stampfstag des Schiffes zu versinken. Er blickte auf ein Gerät, das hinter dem großen Rad angebracht war.
»Nach dem Kompaß, Ethan, haben wir in den letzten zwei Stunden den Kurs von Süd auf Südwest geändert.« Er deutete auf die Landmasse Arsuduns, die immer noch Backbord lag. Nur daß sich Backbord jetzt nördlich, statt westlich von ihnen befand.
»Wir haben die Südspitze der Insel umrundet«, fuhr Ta-hoding fort. »Da die Winde auf offenem Eis kräftiger werden und der Tag vorüber ist möchte ich, mit deiner Erlaubnis, vorschlagen, daß wir für die Nacht vor Anker gehen.«
»Du bist der Kapitän, Ta-hoding. Du trägst die Verantwortung für dieses Schiff. Tu, was du für das beste hältst.«
»Danke, Sir Ethan.« Der behäbige Tran trat vor das Rad, beugte sich über die Reling des Steuerdecks und schrie nach vorne. Die Matrosen drehten sich um. Ta-hoding war im privaten Gespräch unterwürfig und bescheiden, aber wenn er seiner Mannschaft Befehle erteilte, dann stellte er sicher, daß man ihn auch über dem Wind hörte.
»Kilpit, Monslawic!« Zwei Maate salutierten. »Alle Segel reffen und fertig machen zum Ankerwerfen!«
Die Befehle wurden über die ganze Länge des Schiffs weitergerufen, bis der letzte Matrose am Bugspriet sie gehört hatte. Jeder begab sich an seinen Platz in der Takelage. Wieder staunte Ethan über die Geschicklichkeit der Tranmatrosen, die die ganze Zeit Segel setzen, anpassen und wieder abnehmen mußten, und dabei in dem ständigen Orkan auf ganz schmalen Spieren standen. Als alle Schote beschlagen waren und der Eissegler fast zum Stillstand gekommen war, wurden die vorderen und hinteren Eisanker abgelassen. Gewöhnlich handelte es sich dabei um eine Ansammlung von Metalldornen und Spießen, die üblicherweise in eine schwere Kugel aus Holz oder Gußeisen eingelassen waren. Die Eisanker der Slanderscree hatten darüber hinaus Splitter und Fetzen aus Duralum, die aus dem Wrack des Rettungsbootes stammten, mit dem Ethan und seine Freunde abgestürzt waren.
Ein durch Mark und Bein gehendes Kreischen ertönte, als die Anker sich bug- und heckwärts tief in das Eis bohrten. Das Schiff glitt ein wenig nach Westen, vom gleichmäßigen Wind geschoben, bis sich die Pika-Pina-Kabel strafften, die die Anker hielten. Das Ächzen und Stöhnen verstummte. Die Slanderscree war zum Stillstand gekommen.
Sofort gingen Blockteams über Bord. Sie sicherten das Schiff, indem sie vor und hinter jeder Kufe Steinplatten auflegten. Darauf konnte das Schiff sich nicht mehr bewegen, es sei denn, ein ungewöhnlicher Wind träfe es. An Bug und Heck wurden Wachen aufgestellt, hauptsächlich mit der Aufgabe, vor dem Wetter zu warnen, weniger vor Gefahren aus Fleisch und Blut.
Ethan blieb an Deck und sah zu, wie das letzte Glühen der Sonne langsam von Gelb zu Rot und schließlich zu Purpur überging.
»Nicht hungrig, Freund Ethan?«
Sein Kopf fuhr erschreckt herum. Gelbgeränderte, schwarze Schlitze in einem fellbedeckten Gesicht glühten ihn an, die Reflexe der letzten Sonnenstrahlen tauchten sie in Feuer.
»Jetzt nicht, Nunnar.« Er drehte sich wieder um, lehnte sich auf die Reling und starrte über das Eis. Die beiden Monde Tran-ky-kys waren aufgegangen. Es lag wenig Schnee oder Eis in der Luft, und am
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