Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
uns gelingt, auf seine Spur einzubiegen, sind da noch andere Gefahren zu bedenken.« Ethan drängte nicht auf eine Erklärung.
»Wir müssen eine Entscheidung treffen. Wir haben zwei Alternativen.« Er deutete mit dem Arm zum Bug, und einen Augenblick blähte sich sein Dan im Winde auf. »Wir müssen uns auf ein oder zwei Kijat einen Weg freischlagen. Wir können aufs neue Segel setzen und auf die Waldmauer zufahren. Wenn uns das mißlingt, haben wir keinen Platz zum Manövrieren. Und es wird sehr schwierig sein, einen zweiten Anlauf zu nehmen. Außerdem möchte ich mir die Möglichkeit für den Fall offen lassen, daß der Donnerfresser abbiegt und uns angreift.«
»Mir scheint ziemlich klar, was zu tun ist«, sagte eine neue Stimme. September betrat jetzt das Steuerdeck. »Wir warten und versuchen, hinter ihm hineinzuschlüpfen.«
Ta-hodings Blick wanderte von einem zum anderen. Seine gewöhnlich vorhandene Leichtigkeit schien jetzt wie weggewischt. Er wirkte ganz geschäftsmäßig. »Das wäre dann also entschieden«, sagte er und trat an die Reling, um seine Befehle zu erteilen.
Nach den ersten Vorbereitungen folgten zwanzig Minuten des Wartens. Alle Matrosen waren an ihren Posten, und Ritter und Junker standen bereit zu helfen, sofern sich das als nötig erweisen sollte. Die Qun waren in ihre Löcher verschwunden, und ein letzter Meworlf warf sich wie ein durchdrehendes mechanisches Spielzeug gegen die Stängel, in dem Versuch, aus der gefährlichen Umgebung zu fliehen.
Und dann erhob sich ein tiefes Brausen, ein periodisches, wie Atem klingendes Dröhnen, das an einen KK-Antrieb erinnerte, der die Lichtgeschwindigkeit überschreitet. Von seinem einzigen bisherigen Zusammentreffen mit der mächtigen Bestie wußte Ethan, daß das Geräusch auf die Fortbewegungsart des Stavanzers zurückzuführen war. Indem er durch zwei nach unten gerichtete düsenähnliche Gebilde, die sich an seinem Hinterteil befanden, im Takt komprimierte Luft ausstieß, konnte er sich auf seinem glatten, schmierigen Bauch über das Eis bewegen, während er zwischendurch die zwei im Oberkiefer befindlichen und nach unten gerichteten Hauer zum Einhaken benutzte – wenn man auch eigentlich dieses gummiartige Gebilde nicht gerade als Kiefer bezeichnen konnte.
Das Dröhnen wurde tiefer. Die Slanderscree erzitterte, als das Eis unter ihr im Rhythmus des Monstrums bebte.
Ethan empfand den Drang, in die Takelage zu klettern, um sich über den schwankenden Pika-Pedan-Kronen einen Überblick zu verschaffen. Aber er blieb, wo er war, um den Matrosen nicht ins Gehege zu kommen.
Von den Männern in den obersten Rahen drang ein Murmeln zu ihnen herunter, ihre Augen waren auf etwas Fernes gerichtet, das die anderen nicht sehen konnten. Ihre Begleiter drängten sie zum Schweigen. Ethan ließ den Blick nach vorne wandern.
Am fernen Ende des primitiven Pfades, das sie so mühsam in den rostfarbenen Wald geschlagen hatten, tauchte jetzt eine große Masse auf. Sie ragte vielleicht zwölf Meter über das Eis auf, und ein schwarzes Maul sog die gefällten Pika-Pedan mit jovianischer Geduld ein, während die hornige, aus dem Kiefer gebildete Unterlippe die an Nährstoffen reichen Stängel knapp über dem Eis absäbelte.
Einmal hob sich der Oberkiefer, und die mächtigen Hauer krachten so hart in das Eis, daß die ein paar Kijat entfernte Slanderscree erzitterte. Eiswurzeln und proteinreiche Knollen wurden wie von einem Absauggerät eingesogen: Proteine, Knollen und Pulpe verwandelten sich dann später in Zellen und Nährstoffe, während das Eis geschmolzen und durch die ungeheuere Metabolismusmaschine wieder ausgestoßen wurden.
Der mächtige Schädel bohrte sich gleichgültig in die Mauer von frischen Pika-Pedan, die vor ihm aufragte, und verschwand dann wieder. Wie ein alter Eisenbahnzug, der ringsum von Schnee umgeben ist, glitt die dunkle, graue Masse an ihnen vorüber. Parasiten und andere Gewächse von respektabler Größe bildeten an den Flanken und dem Rücken des Leviathan eine Art fantastisches Blattwerk, einen privaten Dschungel, den niemand zu erforschen wagte. Das auf- und abschwellende Heulen, das beim Einsaugen und Ausstoßen der Luft entstand, war jetzt ohrenbetäubend.
Zum Glück waren Gesichts- und Gehörsinn des Donnerfressers nur schwach entwickelt. Er brauchte diese Sinne auch nicht, da es nichts gab, vor dem er sich hüten mußte. Die Bestie glitt vorbei, und ihr stumpfes Schwanzende entfernte sich, ohne daß er die Slanderscree
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