Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
drängten sich die Tran so dicht, daß sie sich kaum bewegen konnten, ohne ihnen auf die Füße zu treten.
»Ro-Vijar ist der Lügner, Hoheit!« rief Ethan über die Schulter zurück. »Er hat Geld anstelle einer Seele!«
Ro-Vijar gab sich große Mühe, nicht zu lächeln, und flüsterte dem Landgrafen ins Ohr: »Neigt Eure Ohren nicht den Worten der Himmelsausländer, mächtiger Herrscher des mächtigen Staates. Sie sind wahrhaft weiter fortgeschritten als wir arme Tran – in Falschheit und Täuschung, Ihr müßt auf ihre falschen Klänge achten.«
»Seid unbesorgt, Freund Calonnin. Wir beabsichtigen nicht, ihnen zuzuhören.«
»Warum sie nicht gleich töten«, schlug der Landgraf von Arsudun beiläufig vor, als die Gefangenen den Saal verließen, »dann spart Ihr in Eurem Gefängnis Platz?«
Doch Rakossa wandte sich schnell zu Ro-Vijar. »Wir haben auf Euch gehört, weil wir auf Euren guten Rat vertrauen, Freund und Mitherrscher Calonnin. Glaubt aber nicht, daß wir wegen unserer Jugend vorschnell statt methodisch sind. Man wird ihnen einen fairen Prozeß machen.«
»Das ist recht und billig«, erwiderte Calonnin, der seine Enttäuschung kaum verbergen konnte. Ihn drängte es, nach Arsudun zurückzukehren. Diese ferne Handelsstadt bot nur primitive Vergnügungen, und er lechzte nach den kultivierten Annehmlichkeiten, die Trell ihm bot. »Ich wollte nicht respektlos sein. Mich widern diese bleichgesichtigen Schwindler nur so sehr an.«
»Ich bin nicht beleidigt.« Rakossa blickte auf die Tür, durch die man die Gefangenen geführt hatte, und sagte dann nachdenklich: »Man wird ihnen einen fairen Prozeß machen, und sie dann aburteilen. Erst nachher wird man sie töten.«
Calonnin hatte einen angenehmen Gedanken. »Da ist etwas zu bedenken, Euer Hoheit. Man kann von jenen Tran viel lernen, die von den haarlosen Teufeln korrumpiert worden sind. Am besten könnte ich es in Erfahrung bringen, weil ich am meisten über sie weiß. Ich möchte einen der Gefangenen zum Verhör.«
»Wie Ihr wünscht. Welchen von ihnen wünscht Ihr?« Calonnin gestattete sich ein boshaftes Grinsen. Es ist erstaunlich, was für unangenehme Gedanken zwischen zwei Dekadenten von ähnlichem Geist durch bloße Gesten übermittelt werden können. Das Mädchen, das stumm auf seinem Sessel saß, konnte Calonnins Absicht aus dem Lächeln ihres Landgrafen erahnen. Sie lächelte nicht.
Als man Elfa von ihnen trennte und eine Gruppe Soldaten sie wegführte, verlor Hunnar einen Augenblick lang die Kontrolle über sich. Zum Glück hatte ihre eigene Eskorte offenbar Befehl, den Gefangenen kein Leid zu tun, und so schlugen sie den wütenden Ritter nur bewußtlos.
Ethan zählte drei, vielleicht auch vier, unterirdische Stockwerke, die sie hinabstiegen. Die Lage des untersten Verlieses hatte einen unerwarteten Vorteil, den keiner der beiden Menschen bedacht hatte.
Da ihre Zellen weit unter dem Boden der Insel lagen, beeinträchtigte sie weder der Wind noch plötzliche Veränderungen in der Temperatur. So waren die Verliese tatsächlich wärmer als die Burg darüber. Das war gefangenen Tran höchst unangenehm – hierzulande galten warme, nicht kalte Verliese als grausam.
Die unterste Etage war mit großen, vergitterten Zellen angefüllt. Die Gitterstangen bestanden aus poliertem Hartholz anstatt wertvollem Metall. Ethan kratzte mit der Gürtelschnalle seines Schutzanzuges an einer der Stangen. Er würde ziemlich lange dazu brauchen, das superzähe, besonders behandelte Holz mit dem Stelamikschloß zu durchschneiden. Ein Gefangener, der ein Knochenmesser benutzte, würde an Altersschwäche sterben, ehe er die Arbeit vollendete. Jede Stange war so dick wie Septembers Schenkel. Man brachte sie diagonal gegenüber unter.
Rufe, aus denen Erkennen und Verzweiflung klang, begrüßten sie, als sie das unterste Stockwerk erreichten. In den Zellen war die Mannschaft der Slanderscree untergebracht, wie Rakossa das schon angedeutet hatte.
Im Laufe der nächsten paar Stunden wurden weitere Gruppen protestierender, sich beklagender Matrosen hereingebracht. Einige waren verwundet, einige betrunken. Doch gleichgültig, in welchem Zustand sie sich befanden, man stieß sie in die Zellen zu ihren Gefährten.
Ta-hoding landete in der Zelle, die offenbar für Offiziere, Ritter und haarlose Teufel reserviert war. Er richtete sich auf und zählte die versammelten Gefangenen ab. Die ganze Mannschaft war vollzählig versammelt. Das bedeutete, daß sie keinerlei
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